Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

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18. August 2009

Freund Hein und der Perser

Kategorie: Verdingt

Herrn B, einen persischstämmigen Patienten, kannte ich schon einige Jahre. Viel länger, als die meisten die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs überleben. Aber dieses Mal war klar, daß es sein letzter Aufenthalt bei uns werden sollte.

Er und seine große Familie waren, wie ich wußte, gläubige Muslime. Daß da etwas, sagen wir mal, ausdrucksvoller getrauert und Abschied genommen wird, war mir schon klar. Und daß die Sterbebegleitung irgendwie anders ablaufen würde, als ich gewohnt war.

Was tun? Trotz einer deutlich dreistelligen Anzahl an Begleitungen war noch nie ein Moslem darunter gewesen. Aber ich weiß alles. Was ich doch nicht weiß, kann ich recherchieren.Und ich erinnerte mich, daß ich zu eben diesem Thema vor einiger Zeit in einem meiner Lieblingsblogs etwas gelesen hatte: Beim Bestatter.

Die Angehörigen waren bisher sehr anstrengend gewesen, sie klingelten dauernd, standen ständig wegen allem möglichen m Dienstzimmer. Als ich ihn Samstag übernahm und mich über die Gebräuche informiert hatte, ging ich dann erstmal hinein. Und fragte ob ich ihn eventuell nach Mekka ausrichten sollte in Rechtsseitenlage, den Winkel hatte ich im Internet festgestellt.Damit hatte ich sofort das Vertrauen gewonnen. Die Familie wurde ruhiger (aber nicht leiser wink ) und meldete sich kaum noch bei mir. Ich sprach mit ihnen über die Versorgung nach dem Versterben. Anders als bei uns müßten die Zähne herausgenommen werden und der Mund mit einem Tuch so zugebunden werden, wie ich gelernt habe, daß man es nicht macht. Die Hände nicht falten, sondern NEBEN den Körper Und die Großzehen zusammenbinden. Die rituelle würden sie selbst machen auf dem Waldfriedhof Lauheide, dort gebe es die entsprechenden Möglichkeiten.

Am Sonntag Abend dann verstarb er. Auf der rechten Seite liegend, das Gesicht gegen Mekka gerichtet. Alles war gut.

[ 05 Uhr 29 ] - [ 4 Kommentare ]