Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Vulnerabilität, Schuld und HB-Männchen.

Kategorie: Verrueckt

Zurückblickend auf das vergangene Jahr oder besser dessen erste Hälfte bin ich doch ein wenig fitter geworden. Vor allem ein wenig weniger empfindlich, auf Fachchinesisch: vulnerabel. Die Kündigung und die Begrundungen meines Ex-Arbeitgebers nahm ich ziemlich persönlich. Und gab dem Betrieb die Schuld, an mir dieses und jenes versäumt zu haben. Ich war das Opfer, schuld waren natürlich nur die anderen.

Das ist typisch depressiv: Entweder sind die anderen oder man selbst an allem schuld, Hauptsache, man fühlt sich mies dabei.

Nun haben die meisten Konflikte zwei Parteien, und beide sind daran beteiligt. Wenn ich aber von diesem unsäglichen Schuldbegriff abrücke und ihn durch Verantwortung ersetze, dann ist es wesentlich leichter, auch bei sich selbst zu gucken, was man selbst dazu beigesteuert hat, worin der Gegner Recht hatte und so weiter, um dann besser vor allem mit mir selbst wieder Frieden schließen zu können.

Das soll nicht bedeuten, dass man alle Schuld auf sich selbst nehmen soll, das ist Quark. Aber Schuldzuweisungen bringen auch nichts. Wenn jedoch Frieden finden will, gucke ich, an welchem Vorwurf vielleicht etwas dran ist, um es gegebenenfalls besser machen zu können. Und was Blödsinn ist auch, um mich zu entlasten. Und zu schauen, inwieweit der Gegner noch zu sinnvoller Klärung in der Lage sein könnte.

Meine damalige Haltung, DIE ANDEREN seien BÖSE und ich der Ärmste der Welt, auf dem herumgetrampelt wird, obwohl sich der Betrieb als christlich bezeichnete- von meiner Sicht heute lächerlich. Ohne diese Wut wäre vielleicht nicht alles anders gewesen, aber entspannter. Und heute, wenn man mich beleidigt oder sonstwie (unangemessen) attackiert, dann gehe ich dies etwas entspannter an und ziehe (hoffentlich) sinnvolle Konsequenzen (falls nötig) daraus. Das kann auch ein Rückzug sein, wenn eine Klärung nicht möglich scheint.

So lebt es sich schon bequemer.

Verzapft am 13. Juni 2012, so um 13 Uhr 59

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Kommentare

Was sagt psychoMUELL dazu?

13. Juni 2012 um 14 Uhr 02 (Permalink)

Ach komm, nach 20 Jahren hätten die dir einen Bürojob anbieten können!

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 13. Juni 2012 um 14 Uhr 09 (Permalink)

Vielleicht. Aber ich rege mich einfach nicht mehr über alles auf. Das ist besser für mich. Und war auch nur ein Beispiel.

Ich habe es mal um der Eideutigkeit willen ergänzt.

Was sagt Achim dazu?

13. Juni 2012 um 20 Uhr 08 (Permalink)

Nun, bei psychischen Erkrankungen fehlt die Entspanntheit, das liegt in ihrem Wesen. Wenn du nicht an Depression gelitten hättest, wärst du entspannt geblieben, hättest deine Arbeit machen können, wärest nicht entlassen worden, und du hättest auch keinem die Schuld zuweisen müssen.

Es lässt sich also alles auf die Depression zurück führen.

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 13. Juni 2012 um 22 Uhr 30 (Permalink)

Vor allem sind mit diesen Erkenntnissen andere Menschen besser zu ertragen.

Eigenen Senf dazugeben?

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