Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Rauchen. Anfangen. Aufhören.

Kategorie: Verrueckt

Wenn Toni übers Rauchen schreibt, warum nicht auch ich? Wobei ich mich dabei erdreiste, meinen Kommentar bei ihr hier hinzuguttenbergen.

Warum habe ich angefangen?
Streß. Und Scheißegalgefühl. Ich war mit fünfunddreißig Jahren Lebensalter ein richtiger Späteinsteiger. Wenn ich mal auslasse, daß ich die Pfeife weglasse, die ich mir durchaus gelegentlich erlaubte- vielleicht alle zwei Monate. Ansonsten hatte ich für Nikotin nichts übrig. Da ich ja auch eine ganze Zeit intensiv Ausdauersport betrieb bis hin zum Marathon wäre das auch ziemlich kontraproduktiv gewesen. Wobei, neben mir im Startblock vor dem Berlin-Marathon 2003 wartete einer auf den Startschuß, der sich etwa fünf Minuten vor diesem noch ein Kippchen reinpfiff. Wohl bekomm's, dachte ich.

Vier Jahre später. Herbst 2007, ich war zum wasweißichwievielten Mal in der Psychiatrie, ständig suizidal (bis ich auf Lithium eigestellt wurde) und unglaublich angespannt. Trotz Promethazin auch tagsüber. Und Risperidon. Und vielem mehr. Daß mich Nikotin etwas entspannt, das hatte ich schon bei meinen seltenen Pfeifen festgestellt. Die hatte ich aber nicht da. Und Kippen waren besser verfügbar. Auch wenn sie mir nicht schmeckten. Bis ich Roth-Händle fand, die mir doch gefielen.

Naja, wie bei Abhängigkeit üblich besteht irgendwann der Beruhigungseffekt nur noch daraus, daß die Unruhe und die anderen Entzugserscheinungen durch das Nachladen schwinden.

Was hätte mich daran gehindert?
In dieser Situation wohl nichts mehr. Mir ging's furchtbar schlecht, und diese Maßnahme half ein wenig (ich habe gelesen, daß ADHS-Betroffene mit solchen Substanzen unbewußt ihren Dopaminhaushalt zu steuern versuchen). Die Folgen waren mir scheißegal, ich wollte ja sowieso sterben. Aber auch ohne sterben zu wollen: Ich wußte bestens Bescheid über die Folgen, und auch fiese Bilder hätten mich nicht abgeschreckt. Sucht ist Sucht, und ich glaube nicht, das Bilder auf der Packung irgendetwas verhindern. Da muß man schon im Kindergarten loslegen mit der Vorbeugung, glaube ich.

Wäre es mir gut gegangen, hätte ich zumindest zu dem Zeitpunkt nicht einmal die Idee gehabt, anzufangen. Jedenfalls hatte ich solche Ideen nie, wenn ich gut drauf war. Und die Pfeife schmeckte mir wirklich.

Warum habe ich aufgehört, zu rauchen?
Es war nur ein einziger Grund: Ich hatte keine Lust mehr. Ich wollte nicht mehr abhängig sein, meinen Tagesablauf vom Nikotin diktieren lassen und immer darauf achten, daß genügend Nachschub da ist. Bei vierzig Kippen am Tag erfordert dies eine gewisse Achtsamkeit. Alle vier, fünf Tage eine neue Stange Roth-Händle.
Immer wieder Pausen bei der Arbeit machen MÜSSEN, um Nikotin nachladen zu können.
Sucht halt.

Verzapft am 15. Juli 2011, so um 14 Uhr 54

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