Umbenannt
Kategorie: Verrueckt
Vor vielen Jahren wurde auf dem Gelände des Gutes Mariental die erste Irrenanstalt Münsters eingerichtet. Noch heute nennen es viele ältere Münsteraner Mariental, auch wenn später daraus das Landeskrankenhaus (LKH) wurde, in dem ich dann später (ca. 1994) meinen Psychiatrieeinsatz hatte. Richtig, der mit dem vollgekackten und verstopften Klo.
Nach meinem Examen 1996 hieß es recht bald Westfälische Kliniken für Psychiatrie (WKfP). Später wurde dann daraus Westfälische Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie (WKfPP). Noch etwas später wurde es umbenannt in schlicht Westfälische Kliniken Münster (WKM). Vielleicht fühlte sich deren Innere Abteilung diskriminiert? Als ich 2006 das erste Mal dort Patient war, hieß es noch so. Ein Jahr später dann stand auf dem Briefkopf plötzlich LWL-Kliniken Münster (LWL=Landschafstverband Westfalen-Lippe).
Ob da jemand einen geheimen Vertrag mit einer Briefkopfdruckerei hatte? Vier Umbenennungen in 13 Jahren?
Gut, es störte mich nicht wirklich.
Als ich nach meinem letzten Suizidversuch dann im LKH Osnabrück landete, forderten die mit meiner Erlaubnis Unterlagen von meinem Psychiater und meinem Psychologen an. Ich unterschrieb ein Formular dafür, und dachte nicht weiter drüber nach.
Dann wurde zum Oktober die Klinik an den Schweizer AMEOS-Krankenhauskonzern übergeben, an den das Land Niedersachsen die Klinik verschachert hatte. Dadurch änderte sich allerdings erstmal nichts für mich, nur die Schilder wurden ausgetauscht. Bei Entlassung unterschrieb ich wie immer, daß mein Doc und mein Therapeut den Arztbrief bekommen sollten. Und fur heim. Nach 6 Wochen Tagesklinik ging wieder alles seinen gewohnten Gang. Nur beschwerten sich sowohl Therapeut als auch Doc darüber, daß noch immer kein Arztbrief vom LKH eingetroffen sei. Irgendwann sagte ich, das könne nicht sein, ich hätte schließlich in die Übermittlung eingewilligt.
Ja, vom LKH, das damals die Unterlagen angefordert hatte, sind nach wie vor keine Entlaßunterlagen da. Nur vom AMEOS-Klinikum.
AHA!
Das ließ sich aufklären.
Verzapft am 12. Februar 2009, so um 09 Uhr 16
Kommentare
Was sagt Ines dazu?
12. Februar 2009 um 12 Uhr 34 (Permalink)
In deinen Blogeinträgen benutzt du wiederholt die Begriffe "Klapse" und "Irrenanstalt". Warum? Findest du das nicht irgendwie diskriminierend?
Also im Grunde könnte mir das egal sein, da ich mit solchen Institutionen nichts am Hut habe. Jedoch weiss ich, dass insbesondere im Osten alles was mit Psychologie und Psychiatrie zu tun hat, ein bisschen verschrien ist - obwohl die Leute garnicht wissen, worum es geht. Will sagen, man benutzt diese Begriffe abwertend ohne überhaupt zu wissen, wovon man da redet.
Ich selbst hab immer mal wieder versucht, diese Themen zu desensibilieren. Warum mir das nicht gelingt, könnte beispielsweise an Betroffenen wie dir liegen, die selbst diese Begriffe benutzen.
Naja, darum frag ich eben einfach mal, warum du das machst
Was sagt Ulf_ dazu?
12. Februar 2009 um 14 Uhr 49 (Permalink)
Klapse istmein liebevoll-bewältigender Ausdruck.
Irrenanstalt hingegen nannte man damals bei der Gründung diese Einrichtungen. Und ich muß das Ding ja beim damaligen Namen nennen, oder?
Was sagt Ly dazu?
12. Februar 2009 um 16 Uhr 31 (Permalink)
Irrenhaus ist auch der alte begriff für unser LNK Andernach. ( LNK = Landesnervenklinik ).
Klapse ist ein gängiger Ausdruck. Irre auch. Der ist ja irre.. heißt aber nicht unbedingt und tatsächlich diagnostisch, der muss in die Anstalt. Muss einer tatsächlich in behandlung, sind viele in der umgebung doch eher betroffen. auch macht sich häufig hilflosigkeit breit. psychatrische erkrankungen hautnah zb in der familie mitzubekommen lässt alle sprüche verblassen.
Ich verwende das auch, trotzdem ich betroffene bin. Manche Leute sind halt "irre". Seltenst ist damit tatsächlich gemeint, er oder sie sei ein psychatriefall. es ist umgangssprachlich eher eine abgrenzung oder eine beschreibung von einem der sich "irre" verhält, und, ehrlich gesagt, davon gibts ne ganze menge leute, die sogenannt normal sind, nur weil sie keine diagnostizieraren psychatrischen besonderheiten haben.
wenn mir nachts beim arbeiten als taxifahrerin zb einer über den weg läuft mit ner am hals gepackten Whiskyflasche in der hand und mich fixiert, und dann weiterrennt, sorry, der ist ja wohl einen ander klatsche, oder? überhaupt erlebe ich beim fahren ne ganze menge irrer leute. aber wie hesse schon meinte, manche müssten erstmal ihres sogenannten normalen lebens verlustig gehen, um überhaupt zu gesunden seelisch, sprich menschlich zu werden.
Hier heißt es regional auch der ist doch ein Fall für Andernach. Sowas lernten wir von Kindesbeinen an, und es hat sich umgangssprachlich gehalten.
ich finde nicht unbedingt das man die umgangssprache in allen details auf political correctnes überprüfen muss.
meine eigene empfindsamkeit dazu nachdem ich ein psychatrischer fall wurde hat nicht lange angehalten.
humor ist wenn man trotzdem lacht.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 13. Februar 2009 um 01 Uhr 42 (Permalink)
http://www.klapse.de/
Was sagt Dennis dazu?
16. Februar 2009 um 23 Uhr 45 (Permalink)
Was für ein Theater. Als ich damals in der Psychiatrie kam füllte ich mich sehr wohl, der Aufenthalt war sehr erholsam. Ich erinnere mich auf der einen Seite gerne an diese Zeit aber auf der anderen Seite auch mit viel schrecken. Gerade die Einlieferung war mehr als hart. Ich war mit Tavor vollgepumpt bis zur Schädeldecke. Der Entzug war nicht schön. Der sog. Arztbrief war nach 3 Monate Aufenthalt mehr als dürftig, weder mein Arzt noch meine Therapeutin konnten damit etwas anfangen.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.