Die Faszination des Todes.
Kategorie: Vergangen
Was genau passiert nach dem letzten Atemzug habe ich noch nicht so recht ergründen können. In Augenblicken wird der lebende Mensch zu einem toten Menschen, und ich habe keine Ahnung, wie und warum. Irgendwie ist dann das Leben draußen aus ihm. Irgendwie. Wie auch immer.
Auch wenn ich mich fleißig bemüht habe, die biologischen und physiologischen Prozesse zu ergründen, schlauer bin ich nicht geworden. Und zur Metaphysik oder gar Esoterik habe ich so gar keinen Draht.
Der organisatorische Ablauf ist schnell erklärt. Den Sterbenden pflegen und betreuen und die Angehörigen gleich mit. Schmerzen und Unruhe nehmen, mit Duftlampen den desinfizierten Krankenhausodem übertünchen und eine warme Atmosphäre der Geborgenheit schaffen.
Danach verharre ich so lange im Zimmer, bis die Situation geeignet ist, den Arzt und die Patientenverwaltung zu informieren, daß ein Todesfall festzustellen ist. Wieder zurück ins Zimmer und versuchen, eventuell vorhandene Angehörige in die Sitzgruppe zu locken, am besten mit unserem Seelsorger zusammen, damit ich den Verstorbenen zurechtzuppeln kann. Soll ja gut aussehen. Fertig? Angehörige wieder reinlassen.
Nach ein paar Stunden, dem Abschied der Angehörigen und der Feststellung von Frau Doktor, daß der Betreffende wirklich tot ist (sichere Todeszeichen: Totenflecke, Leichenstarre [häßliches Wort]) kommt er in die Prosektur, raus aus dem Bett, rauf auf die Zinkwanne, rein in die Kühlung. Den Rest übernimmt der Bestatter.
So ist der Ablauf, kälter geschildert, als ich ihn handhabe.
Aber was geschieht im entscheidenden Augenblick?
Ich weiß es nicht. Noch nicht. Aber bis ich es erfahre, wird es hoffentlich noch lange dauern.
Verzapft am 15. August 2010, so um 17 Uhr 34
Kommentare
Was sagt Praktikant von damals dazu?
16. August 2010 um 17 Uhr 52 (Permalink)
Neulich war ich im Moment des Sterbens dabei. Hatte ich vorher auch noch nicht erlebt. Zumindest weiss ich jetz, wie es aussieht. Wie es sich anfühlt...vielleicht KÖNNTEN(!) Berichte über ausserkörperliche Erfahrungen ein Ansatz sein...sind ja viele von ziemilch deckungsgleich.
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