Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Holz(kopf) und Vorurteil: Gentechnik.

Kategorie: Vergangen

Ich bin auch nicht dafür, Frankenstein zu spielen. Aber das ist ja auch nur eine Horrorvision durchgeknallter Spinner. Wer Gentechnik ablehnt, sollte besser keinen Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) bekommen- Insulin tierischen Ursprungs ist kaum noch zu bekommen, und das viel verträglichere (weil naturidentische) Humaninsulin wird mit genmanipulierten Bakterien und Hefepilzen erzeugt. Ist das frankensteinig? Jedenfalls gesünder. Allerdings hat es bis zur Markteinführung wegen der Genspinner ewig gedauert, von wegen Frankenstein und so. Man hätte viele Millionen von Diabetikern schon früh auf dieses gesündere Insulin einstellen können.

Monoklonale Antikörper können vor allem bei Lymphomen und Leukämien (Krebs) lebensrettend sein. Geht aber nicht ohne Gentechnik. Ein Gentechnikhasser reinster Natur würde sich sicherlich eher nach der Germanischen Neuen (Nazi)Medizin (also gar nicht) behandeln lassen als mit FranGenstein. Von mir aus, aber sie sollen anderen den Nutzen nicht verwehren wollen.

Allein die wirklich segensreichen medizinischen Möglichkeiten sind mannigfaltig. Und es gibt noch mehr.

Ja, es gibt eine Gefahr, daß da Mist mit gemacht wird. Die gibt es bei nahezu allem. Zum Beispiel beim Auto.

Verzapft am 23. November 2010, so um 19 Uhr 39

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Kommentare

Was sagt kall dazu?

24. November 2010 um 13 Uhr 44 (Permalink)

Die medizinischen Anwendungen der Gentechnik werden von den wenigsten Leuten abgelehnt, es besteht auch wenig Grund dazu (ich profitiere ja selbst davon). Allerdings wird das Beispiel der (im übrigen nicht ALLEN aber immerhin sehr vielen Fällen) segensreichen Errungenschaften der medizinischen Gentechnikanwendungen gern und oft als Totschlagargument gegen Kritiker der "grünen" Gentechnik verwendet. Letzere (zumindest nicht alle) lehnen in der Regel gentechnische Anwendungen nicht pauschal ab, wie es gern behauptet wird, und etliche lehnen daneben auch die "grüne" Gentechnik nicht pauschal ab, erlauben sich aber aber trotzdem auf Probleme und Risiken hinzuwiesen, was dann gern als Pauschalablehnung, angebliche Unwissenheit oder gar als gegenüber der gefährdeten Welternährung als verantwortunglos abqualifiziert wird, nach der Devise, wer nicht zu 100% für uns ist, muss zwangsläufig zu 100% gegen uns sein.

Was sagt @wernermuende dazu?

26. November 2010 um 00 Uhr 39 (Permalink)

schon richtig. man muss aber zugestehen, dass viele menschen keine differenzierten einwände gegen grüne gentechnik haben, sondern einfach keine plan haben und aus irgendwelchen quasi-religiösen gründen alle gentechnik ablehnen und "keine gene im essen "haen wollen. Den gesetzgeber interessiert das nicht, die haben halt keinen bock auf legionen roundup resistenter unkräuter und abhängigkeit von welternährer Monsanto, soon known as Soylent...
als biologe sehe ich große chancen in grüner gentechnik , als pirat bin ich aber gegen die geschäftspraktiken der beteiligten firmen und die patentierung von genen / genvarianten / lebewesen .
Was die verbreitung von genen im genpool von wilden verwandten angeht... versuch macht klug... das leben ist immer im wandel... es gibt keine kaputten ökosysteme, nur veränderte...

Niels

Was sagt kall dazu?

26. November 2010 um 14 Uhr 44 (Permalink)

Als ebenfalls Biologe (jedenfalls gelernter) sehe ich im Prinzip durchaus auch Chancen in der "grünen" Gentechnik, stehe ihr aber trotzdem äußerst Skeptisch gegenüber. Zum einen wg. der erwähnten Geschäftspraktiken derer, die daran verdienen. Zur Zeit hat bereits ein großer Ausverkauf an landwirtschaftlicher Nutzfläche begonnen, der vor allem die ärmsten Entwicklungsländer trifft. Dort werden dann vorzugsweise Energiepflanzen von Konzernen aus Industrieländern und Schwellenländern angebaut und eben _nicht_ die edlen genoptimierten Nahrungspflanzen. Verwirklicht wird in erster Linie immer das, womit sich Geld verdienen lässt und nicht das, was was den Menschen _wirklich_ nutzt.
Die Gene im Wildgenpool sehe ich deutlich kritischer. Schon mit konventionellen Ansätzen hat man sich große Probleme eingehandelt mit Arten und Zuchtformen, die Ökosysteme und auch insbesondere landwirtschaftliche Ökosysteme (auch das sind welche) verwüstet haben. Das Problem stellt sich bei Genen, die _keine_ lange Evolution in zumindest verwandten Arten hinter sich haben, noch schärfer. Die Schutzbehauptung, dass bereits in der konventionellen Zucht die Artengrenze überschritten wurde ist ein Scheinargument, da Artengrenze und Artengrenze doch schon was sehr unterschiedliches sein kann. Niemand wäre auf die Idee gekommen auch nur den Versuch zu unternehmen, bei der knoventionellen Gewinnung von neuen Getreide_arten_ Bakterienerbmaterial einzukreuzen, weil es schlicht völlig unmöglich ist, weswegen _dafür_ ja nun mal gentechnische Methoden notwendig sind. Man sollte eben auch immer im Auge behalten, _wie weit_ die Art, deren genetisches Inventar man zur Manipulation benutzt, von der Art, die manipuliert wird, entfernt ist.

Das ebenfalls oft gebrauchte Argument, dass "die Wissenschaft" ja neutral sei und es ihr nur um Erkenntnisgewinn gehe, wobei man schließlich fast jedes Forschungsergebnis auch missbrauchen könne, sollte heutzutage kein Freibrief mehr dafür sein, alles zu machen, was machbar ist. Und auch nichtkommerzielle Wissenschaft ist in den seltensten Fällen neutral, das weiß ich aus eigener Erfahrung, und wenn es nur um die Sicherung der eingenen Existenzberechtigung geht. Ich bin durchaus nicht dagegen, Forschung zu betreiben, aber notfalls müssen zumindest, was die breite Anwendung angeht, eben Moratorien verordnet werden. Die Entwicklungszyklen sind mittlerweile so kurz geworden, dass Zwangspausen zum Nachdenken und _vorsichtigen_ Ausprobieren scheinbar unumgänlich geworden sind, was auch an anderen neuen Technologien deutlich wurde.
Wenn man das der Wirtschaft allein überlässt, wird es praktisch immer darauf hinauslaufen, dass jede neue Technologie zunächst ohne große Rücksicht auf Verluste angewendet wird, sobald sie Profite verspricht. Eine freiwillige Beschränkung oder freiwillge Sicherheitsmaßnahmen werden ohne äußere Eingriffe nur in den seltensten Fällen stattfinden, weil dies fast immer profitschmälernd wirken würde.

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