Kritik des nackten Wahnsinns: Kap. 1: Grundlagen zum Verständnis
Kategorie: Literarisch
von Ulf Hundeiker
Forderungen bestimmen unser Leben. Unser Leben, unser Da-sein ist eine Forderung, eine Behauptung ein Axiom. Wie wollten wir beweisen, daß wir da sind? Der geneigte Leser (so er denn existiert) mag dagegenhalten, daß wir ja denken, wahrnehmen und fühlen. Selbst schuld ist er.
- Wahrnehmen: haarspalterisch ausgelegt bedeutet dies, Dinge, Fakten, Reize und dergleichen für wahr zu nehmen (man nimmt, was man kriegen kann!), in der Annahme, daß dieses der Wahrheit*1 entspräche. Aus diesen Wahrnehmungen leiten wir das ab, was für uns am einfachsten erscheint: wir existieren, wir sind da. Unser körperliches Dasein (oder, für Fremdwörtler, unsere physische Existenz) glauben wir mit kneifen (um die Wahrheit festzustellen) beweisen zu können. Was aber, wenn auch dieser Schmerz lediglich eine Einbildung oder Erklärung ist?
- Denken: Cogito ergo hoc falsus sum: ich könnte behaupten, all dies sei noch nicht einmal eine Trugwahrnehmung. Den Beweis bleibe ich schuldig, denn eine auf einer Trug"wahr"nehmung basierende Behauptung beweisen zu wollen ist (vermutlich) Unfug. Ich aber wage zu behaupten, man könnte behaupten, daß zu denken möglich wäre (blabla), daß wir nur gedankliche "Wesen" wären, die mehr oder minder miteinander kommunizieren und aus den geistigen Eindrücken die physischen ableiten*2. In einer vierten oder noch höheren Dimension sähe alles vielleicht wieder ganz anders aus. Letztendlich konvertiert der Mensch alle seine Wahrnehmungen in eine ihm verständliche Form*3. Damit vermeidet er die Konfrontation mit dem eigenen Geist, der durch eine Erweiterung seiner selbst arbeiten müßte.
- Fühlen: s.o.
Dadurch, daß der Mensch seine Wahrnehmungen als real existierendes Weltbild fordert, erspart er sich eine Menge Arbeit und Unsicherheit, bleibt aber außerordentlich beschränkt durch sein Filter. Zusätzlich engen die gesellschaftlichen Forderungen an ihn und sein Verhalten und seine Berechenbarkeit ein; von diesen jedoch soll hier nicht die Rede sein.
Durch diese Faktoren ist die Vorstellungskraft des Menschen zum Beispiel auf einen dreidimensionalen Raum beschränkt, auch Mathematiker und Physiker müssen sich in der Regel an Formeln festhalten. Höhe, Breite, Tiefe: Mit seinen entwickelten Organen sind ihm nur diese Dimensionen wahrzunehmen möglich. Die Zeit ist schon bedeutend abstrakter; und die Zeit als solche kann nicht wahrgenommen werden. Die Zeit wird über ihre Auswirkungen und über Uhren festgestellt. Betrachteten wir die Zeit als vierte Dimension: Was und wie wäre eine fünfte?
Interessant könnte in diesem Zusammenhang folgende Erörterung werden: Wäre nicht vorstellbar, daß der Mensch sich gegenseitig oder gar selbst halluziniert und in Wirklichkeit gar nicht existiert? Dies klingt zwar unlogisch: Wie soll jemand, der nicht existiert, sich etwas einbilden? Aber: Logik ist zum Einen langweilig und zum Anderen selbst Axiom.
Aus alledem ergibt sich die Absurdität des Seins: Die Möglichkeit, die eigene Existenz zu ignorieren, öffnet neue Wege für das Bewußtsein beziehungsweise der Bewußtwerdung.
Durch die Distanz zur Realität erhält man die Freiheit zu wählen, ob man sie annimmt oder eben nicht. Weiß ich denn, ob ich nicht in Wirklichkeit mir dies alles nur vorstelle?
Das bisher geschriebene scheint absurd. Vielleicht ist es das auch. Doch forderte irgendjemand dieses, erklärt dabei, es sei Unfug und allein das Gegenteil davon wahr, müßte er folgende materiezentrierte Antithese als alleinige Wahrheit annehmen:
- "Der Mensch ist ein von den biochemischen und bioelektrischen Reizen seines Zentralnervensystems (Gehirn und was dazugehört) gesteuertes Wesen und daher gar nicht in der Lage, frei zu entscheiden. Gleich einer Kette von Dominosteinen bedingt ein Impuls den nächsten, beeinflußt von Außenreizen, die ihrerseits von etwas ausgelöst wurden. Insofern ist er quasi durch seine Umwelt und ihre unterschiedlichen Reize programmiert. Demzufolge ist zwar alles nicht berechenbar, aber auch nicht zufällig. Da alles sich gegenseitig beeinflußt, sind echte, selbst erzeugte Gedanken nicht möglich."
Der Mensch als Maschine! Für Schuld, Seele oder Gottheiten ist in diesem Weltbild kein Platz. Soll der Mensch jedoch frei sein können, muß er auch die Freiheit haben, die vorgenannten Dinge zu denken.
Folgende Thesen seien kurz aufgestellt:
- Es gibt keine absolute Sicherheit
- Es gibt nichts absolutes, alles ist relativ
- Logik muß sich als absolut verstehen.
- Logik ist so geradeaus, daß man Laternenpfählen nicht ausweichen kann und deshalb davorrennt und es noch nicht einmal versteht.
Dies als kurze Einführung in die Thematik.
- Anm. 1: „Wahrheit“ bleibt noch zu definieren. viel Spaß!
- Anm. 2: ähnlich wie einst Kopernikus das heliozentrische Weltbild aus den Bewegungen der Himmelskörper errechnete. Natürlich haben wir jetzt weitere Belege dafür, doch ist dies nur ein Beispiel. Außerdem hatte Kopernikus diese nicht.
- Anm. 3: Bsp: Wie allgemein bekannt sein dürfte, sieht der Mensch alles, was er sieht "auf dem Kopf stehend", nimmt es aber als richtig herum wahr.
Verzapft am 17. Februar 2008, so um 13 Uhr 48
Kommentare
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 17. Februar 2008 um 16 Uhr 23 (Permalink)
Das ist eine Einführung in die Grundlagen der paranoiden Philo(sophie?).
Das ist übrigens schon vor etlichen Jahren entstanden.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 17. Februar 2008 um 16 Uhr 39 (Permalink)
Ich weiß nicht. Was weiß ich schon? Nicht mal, daß ich nichts weiß.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 17. Februar 2008 um 16 Uhr 47 (Permalink)
Sei Dir da mal nicht zu sicher, Thiemo.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.