Ich spinne.
Kategorie: Verrueckt
So ein bissken bin ich Spinnenphobiker. Wenn das Biest nicht gerade gefährlich nahe ist oder mich gar berührt geht es eigentlich. Das war nicht immer so. Wenn eines von diesen haarigen Biestern mein Kopfkissen überquert hatte, konnte ich ich anschließend nicht mehr darauflegen. Ich musste es dann umdrehen.
Immerhin guckte ich mir die Spinnen in den Terrarien von zoologischen Gärten an, da war ja eine sichere Glasscheibe dazwischen. Doch im
Kölner Zoo hatten sie voe vielen Jahren etwas ganz großartiges: Eine Art Freigehege, ein Terrarium zum Hindurchgehen. Darin: SPINNEN! Radnetzspinnen, aber nicht so wie Kreuzspinnen, sondern um ein Vielfaches größer! Rechts und links vom Weg. Keine lange Strecke, die ich mich da zu gehen getraute, aber für mich ein verdammt langer Weg, den ich Blut und Wasser schwitzend ging. Ich hätte sie berühren können- oder sie mich! Ich wäre gestorben! Doch immerhin- ich hatte mich getraut*1.
Irgendwann machte ich mich mit einem Makroobjektiv auf die Pirsch und photographierte die Tiere in den verschiedensten Lebenslagen, bis ich dann ein wunderbares Exemplar von haarigem Monster gerade noch so eben auf dem tarnend braunen Teppichboden ausmachte. Ich hatte gerade einen Schwarzweißfilm drin. Braune Spinne auf braunem Untergrund- da hätte ich genausogut den Deckel auf dem Objektiv lassen können. Sie musste auf ein Blatt Papier, sonst hätte der Kontrast niemals gereicht. Dabei könnte sie mich bekrabbeln!
Natürlich tat sie das nicht, sondern flüchtete sofort unter den Schrank. Ich nahm noch mehr Mut zusammen und stocherte sie hervor, und irgendwann hatte ich sie tatsächlich, ohne dass sie mich umgebracht hatte, auf dem weißen Blatt, wo sie verharrte.
Ich kroch vorsichtig mit dem Objektiv auf das Untier zu. Im Makrobereich ist ein Bild scharf einzustellen ziemlich schwierig. Die Spinne posierte geduldig, und ich schwitzte, während ich dem Viech in die Augen sehen musste. Auf dem Bild*2, welches ich als letztes Wagnis auch noch selbst in der Dunkelkammer verarbeitete und auf das Format 20x30cm vergrößerte -welches sie vollständig ausfüllte!- kann man kleine Fusseln, die an den Beinhaaren*3 hingen, erkennen. Und sechs der acht Augen, in die ich damals blickte.
- Anm. 1: Gestern waren wir zusammen im Tierknast in Köln. Das Freigehege gibt es noch, nur ohne Spinnen, dafür mit Schmetterlingen.
- Anm. 2: dem Papierabzug, auf dem Scan nicht so gut.
- Anm. 3: die Mode mit der Beinrasur ist bei den Arachniden wohl noch nicht angekommen!
Verzapft am 13. Mai 2013, so um 19 Uhr 41
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