Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Wenn Du reden willst, sprich mich an.

Kategorie: Verrueckt

Sie war Berlin Hauptbahnhof zugestiegen und hatte sich mir gegenübergesetzt. Als der Zug vier Stunden später in Münster endete, heulte sie immer noch.

Mitte zwanzig mochte sie gewesen sein, hatte die Ohren mit großen Kopfhörern versiegelt und schrieb und empfing immer wieder Nachrichten auf ihrem Telephon. Sie schienen alles andere als tröstlich zu sein.

Eine Weile hinter Spandau wurde es mir dann doch zuviel. Ich kramte mein Schreibzeugs hervor, schrieb meine Botschaft und platzierte sie unaufdringlich, aber so, dass es ihr auffallen musste. Ich wollte sie nicht bedrängen. Eigentlich ging es mich ja auch nichts an. Doch die Hand musste ich ausstrecken. Der Rest war dann ihre Entscheidung.

Ihr Gesicht zeigte zaghaft den kurzen Versuch eines Lächelns. Doch sie nahm mein Angebot nicht an.
Die Geste jedoch schien sie erreicht zu haben, immerhin.

Der besagte Zettel in Originalposition, unauffällig von meinem Platz aus fotografiert.

Verzapft am 15. September 2014, so um 15 Uhr 34

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Kommentare

Was sagt Annika dazu?

15. September 2014 um 18 Uhr 08 (Permalink)

Ich finde das sehr rührend und toll. Ob ichs angenommen hätte, weiß ich auch nicht. Trotzdem eine Geste, die ich mir merken werde.

Was sagt Ines dazu?

15. September 2014 um 18 Uhr 52 (Permalink)

Eine ganz wundervolle Geste, finde ich. Auch wenn sie deinen Vorschlag zu reden nicht angenommen hat, hätte sich deine Mitfahrerin zumindest ein kleines "Danke" abringen können.

Eigenen Senf dazugeben?

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