Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Gute-Laune-Simulator.

Kategorie: Verrueckt

Ich habe einen Gute-Laune-Simulator. Einen sehr exzellent funktionierenden. Dessen Existenz gewahr wurde ich erst vorhin- er simuliert gute Laune derart überzeugend, dass ich selbst diese für echt halte.

Zeichnung von schwarzer Lady.Letztlich ist er nur eine Art Tarnumhang der Schwarzen Lady*1, die gut verborgen fleißig weiter in mir herumdeprimiert. Na großartig. Dann braucht es nur noch einen kleinen Schubs, und alles bricht zusammen. Immerhin, ich liege mittlerweile nicht mehr zitternd auf dem Bett, nachdem ich auf dem Heimweg im Supermarkt einkaufen wollend beinahe durchgedreht wäre, wäre durchdrehen in diesem Moment noch möglich gewesen.

Offensichtlich weiß ich nun auch, was eine Panikattacke ist. Und ich kann sagen- auf dieses Wissen zu verzichten hätte ich gerne gewollt.

Irgendwie bin ich mit etwas Aufschnitt und Brot nach Hause gekommen. Zum Glück ohne jemandem zu begegnen, mit dem ich hätte sprechen müssen. Brunos Trösteangriff hätte unter anderen Umständen Lachkrämpfe hervorgerufen.

Kommunikation hilft. Bis zum Eintreffen der Liebsten ließ ich meinen Focus fremdsteuern von einer Twitter-Freundin, die auch nicht ungeplagt ist von derartigem Scheiß. Meine Liebste organisierte mir dann für morgen einen Termin bei meinem Hauspsychiater. Das ist sicherlich besser als wenn ich meinen Impulsen gefolgt wäre, aus dem Bus zu springen und nach Mariental -pardon, LWL-Klinik- zu rennen, hinter schützende Mauern.

Habe ich mich übernommen?
Vielleicht.
Jein.

Pik Sieben.Ohne die entsprechende seelische Grundlage wäre manches Problem in den letzten Wochen, nein, MONATEN, vielleicht gar kein Problem gewesen. jedenfalls kein richtiges. Der Gute-Laune-Simulator jedoch verschleiert den Blick- scheinbar war da nichts, was Ärger erst zu Ärger werden ließ. Zu einem Problem.

Ich habe mich dagegen aufgelehnt. Nicht machtlos sein. Dass ich mich in Wirklichkeit gegen die mich (nach meinen Berechnungen schon einige Monate) piesackende Dame in Schwarz versucht habe aufzulehnen -erfolglos, wie man sieht-, hat der Simulator retuschiert. Sehr effektiv. Denn gegen Depression hilft keine Kettensäge.

Ohne Gute-Laune-Simulator wäre der Zug nicht derart schnell gefahren, dass ich nun die Notbremse ziehen muss. Wie lange die Lok stillstehen wird? Ein paar Tage auf jeden Fall.

Depression ist auf jeden Fall und wie immer eines: Zum Kotzen. Mir geht es beschissen.

Den Gute-Laune-Simulator werde ich hoffentlich wieder los. Lieber eine ehrliche, rechtzeitig erkannte Episode als diesen Scheiß jetzt wieder.

Wenigstens kann ich sagen: So schlimm wie 2007 ist es nicht. Und solange ich (dank Lithium!) nicht suzidal bin, kann ich auch sagen: Ich werde es überleben. Auf jeden Fall.

Verzapft am 24. Juni 2015, so um 20 Uhr 04

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Kommentare

Was sagt Achim dazu?

24. Juni 2015 um 21 Uhr 35 (Permalink)

Bekannte von mir, TK, woher sonst, die hat so ne spezielle Form, wenn die besonders gut gelaunt erscheint, oje, dann isses mies. Aber sie hält die gute Laune nicht für echt.

Was sagt Violine dazu?

25. Juni 2015 um 11 Uhr 02 (Permalink)

Ich habe auch so ein Gute-Laune-Ding, auf das man nicht reinfallen darf. Und dieses Gute-Laune-Ding betrügt mich auch selbst. Wenn dann die miese Situation vorbei ist, weiss ich erst, wie schlecht es mir wirklich ging.

Eigenen Senf dazugeben?

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