Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Sprachlos?

Kategorie: Verrueckt

Meine Liebste bringt mich nachher zum Doc. Alleine schaffe ich das wohl nicht. Macht nichts.

Ich hatte einen Kollegen per SMS gebeten, mich krankzumelden. So zu sprechen, dass man mich auch am Telephon verstehen kann, war zunächst sozusagen technisch unmöglich. Und zu schreiben bedeutet auch, mehr Zeit zum verständlichen Formulieren zu haben.
Tee trinken aus einer neuen, mit Zupfinstrumenten verzierten Tasse.Außerdem hasse ich grundsätzlich, zu telephonieren. Mit jemandem zu sprechen, der nicht anwesend ist, hat etwas psychotisches.

Doch mein Vorgesetzter wollte, dass ich selbst anrufe.

Super. Kommunikation in Echtzeit in meinem Zustand. Mit Vorgesetztem. Kopfkino. Zumal ich gestern noch mit ihm aneinandergeraten war. Angst.

Aneinandergeraten. Das Stichwort. Eigentlich bekomme ich jede Situation friedlich. Ich habe schon Schlägereien unter mehreren besoffenen Fußballfans verhindern können.

Wenn ich also statt zu deeskalieren das Gegenteil mache, bockig, aggressiv*1, wütend werde statt besonnen, dann hat sie mich wieder im Griff. Ich hatte zwar in den letzten Tagen bereits zu merken begonnen, dass die Zahnräder meiner Seele nicht nur knirschen und quietschen. Aber rückblickend stelle ich fest: Dieser Zustand besteht schon Wochen. Monate. Mal mehr, mal weniger intensiv.

Als vernünftiger Depressionskranker bekomme ich also erst einmal Angst.
Wladimir sauer auf mich. Ich kann sowieso nicht gut reden gerade. Wladimir versteht mich garantiert nicht. Ich bekomme Geschimpftes und so.

Mutprobe. Tu es, Ulf.

Und was kam?
„Kannst Du bitte nochmal anrufen, wenn Du vom Arzt kommst, wie lange Du vorraussichtlich ausfällst? Und die AU möglichst bald einreichen, wegen Monatsende und da wird abgerechnet, wegen Geld?*2 Nein, Du musst mir nichts erklären, alles soweit in Ordnung. Gute Besserung!“

Hätte ich mir eigentlich denken können, hätte ich es mir denken können, wenn ich denken hätte können.

Verzapft am 25. Juni 2015, so um 10 Uhr 23

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Kommentare

Was sagt Violine dazu?

25. Juni 2015 um 10 Uhr 55 (Permalink)

Armer Tropf.
Hoffe, des Chefs Reaktion gibt Dir einen Halt. So 'ne gute Erinnerung, wenn's wieder über Dir zusammenschlägt.

Alles Liebe!

Was sagt Achim dazu?

25. Juni 2015 um 16 Uhr 46 (Permalink)

Meinem Kollegen mit Depression, nicht so ein lieber Kerl wie du, geht es momentan auch schlechter. Ließe er sich krank schreiben, ging er vielleicht in die Klinik, wäre es für alle eine Entlastung.
Ich mag ihn nicht, auch wenn er besser drauf ist.
Dass ich ihn nicht mag, das liegt nicht an seiner Depression. Es könnte aber sein, dass seine Depression ihn noch unsympathischer macht.

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