Zufrieden II
Kategorie: Verdingt
Für mich war es eine gewöhnliche, aber wie immer individuelle Sterbebegleitung über mehrere Tage. Wobei die Angehörigen wie meistens den größten Teil der Begleitung brauchten in ihrer Hilflosigkeit.
Die Veränderungen zogen sich über Tage hin von dem Zeitpunkt an, an dem ganz klar war, daß kurativ hier nichts mehr zu machen war.
Ich kochte Kaffee und Tee. Ich erklärte die Atemveränderungen (Cheyne-Stokes-Atmung, später dann Schnappatmung), die Farbveränderungen (Zyanose), den Sinn und Zweck jeder einzelnen Spritze, die sie bekam. Und versuchte, ihnen die Angst und die Unsicherheit zu nehmen.
"Wie geht man mit einem sterbenden um? Machen wir das richtig? Ach nein, sicher ist alles falsch."
Ich denke, ich habe es gut geregelt bekommen. Montag mittag, kurz vor meinem Schichtende, entschlief sie. Und die Angehörigen waren zufrieden. Jedenfalls bekam ich heute nochmals extra-Spezialgrüße nur für mich von ihnen durch die Vizechefin ausgerichtet.
Verzapft am 29. Oktober 2008, so um 15 Uhr 38
Kommentare
Was sagt Susanne dazu?
29. Oktober 2008 um 15 Uhr 44 (Permalink)
Das du das verkraftest. Oder hilft dir dein med. Wissen damit umzugehen?
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 29. Oktober 2008 um 15 Uhr 56 (Permalink)
Ich sehe im Tod nichts schlechtes. Schlimm ist es für die Hinterbliebenen. Aber wenn ich meinen Teil zu einem würdigen Ende beitragen konnte, Ängste und Hilflosigkeit und dergleichen abbauen konnte, dann ist das für mich sehr schön und befriedigend.
Der Tod gehört zu meinem Alltag, wir haben viele Patienten, die immer wieder kommen, bis sie bei uns sterben. Für mich ist das normalerweise nicht schlimm, außer wenn das Schicksal sich grausamerweise einen jungen Elternteil oder so ausguckt.
Ich glaube nicht, daß es mein medizinisches Wissen ist, was mir da hilft. Es ist mein pflegerisches und menschliches Wissen.
Was sagt Susanne dazu?
29. Oktober 2008 um 16 Uhr 04 (Permalink)
so wie du es geschrieben hast, stelle ich es mir für den Sterbenden weniger schlimm vor. du hast ja auch die erfahrung, den angehörigen etwas hilfestellung zu geben.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.