könig hoden
Kategorie: Literarisch
prolog oder sowas
(vor dem vorhang, schleimer und kriecher, zum publikum)
schleimer:
„erinnert ihr, wie fröhlich angepimmelt
er, der große könig der geilheit
von
testes gnaden, kam? das volk, gewimmelt
kam es krönungswegen.“
kriecher :
„und hoheit
beweisend zeigte er sich, könig hoden,
volkes masse königlich winkend,
und alle knieten nieder auf dem boden.
währenddessen gingen, versinkend
vor scham in grund und boden, jene feinde
könig hodens, welchen er gnädig
das leben ließ, jedoch: in der gemeinde
haben diese nichts mehr verloren,
und auch im reich nicht: ausgestoßen sind sie!“
schleimer: „selber schuld sind selbige toren!“
(beide ab, vorhang hoch, garten, elefanz allein)
-1-
elefanz:(in viel zu großem, grauen mantel, zum publikum)
„ich bin vulgär. (kurze pause) aber das ist nicht, was ich ihnen eigentlich sagen wollte, denn alle sind vulgär. aber alle sind gewöhnlich, gewöhnlich vulgär. ich bin wenigstens noch ekelhaft. die leute wollen es so. sie sind darauf angewiesen. sie sind angewiesen darauf, daß ich ihnen etwas vorekele, damit sie es entweder nachmachen, ohne es zu merken, oder, das heißt, meist und, sich an ihrer gewöhnlichkeit ergötzen können.“
(nimmt einen jonglierring und hält ihn hoch, grinsend)
„ich bin ihr heiligenschein!“
(wirft den ring ins publikum, brüllt)
„ich bin ihr heiligenschein!!!“
(zwei männer bringen einen gartenhäcksler und stellen ihn auf,danach ab. währenddessen geht elefanz kurz von der bühne, um mit einem buch und einem schlips in der hand zurückzukommen)
elefanz: „ich bin verrückt. aber das ist im grunde normal, denn
man zwingt mich dazu. ich lebe unter idioten, da habe ich die wahl, zu verblöden oder verrückt zu werden. zu letzterem habe ich mich entschlossen.“
(plötzlich brüllend):
„und sie sind alle idioten! ihr seid alle IDIOTEN!!!“
(stellt den häcksler ein, ruhiger)
„gezwungen“
(wirft das buch hinein, wartet, bis die fetzen draußen sind)
„dann wollte man mich schlipsen. ich aber entzog mich.“
(wirft den schlips in den häcksler, pinkelt auf die fetzen)
„persönliches: mein alter ist unwichtig. ich bin ein narr. das bedeutet, wenn ich sage, leck mich am arsch, dann gehorcht man mir.
ich bin elefanz. ich bin der narr, der narr von könig hoden.“
(gehässig-schadenfroh und naivtonig-infantiloid):
„und ich darf allen immer sagen, wie ekelhaft sie sind, und keiner bestraft mich.“
(normal, leicht zynischer unterton)
„die finden es sogar noch schön!
ich darf sogar sagen, seine majestät sei“ (läßt das wort auf der zunge zergehen) „impotent!“
(zieht aus der tasche seines mantels eine flasche bier, welche er vermittels eines feuerzeuges öffnet. dem publikum zuprostend):
„auf das fleisch der ehemaligen hühner!“
(trinkt einige schlucke, rülpst. schaltet den häcksler ab. geht etwa 3-4 minuten schweigend und ohne das publikum weiter zu beachten auf der bühne hin und her, wobei er mehrmals einige runden um den häcksler herumläuft. nimmt hin und wieder einen schluck. plötzlich richtung publikum schreiend):
„es gibt viele arten, nichts zu sagen!“
(schweigt kurz, das publikum trotzig anblickend, um dann murmelnd weiter umherzugehen)
„die tageszeitung ist voll von ziegenbärten, und die schwärze ist auch kacke.“
(trinkt die flasche unter blickkontrolle genau halbleer, schaltet den häcksler ein, um die flasche hineinzuwerfen)(laut):
„sie lieben mich, weil sie mich hassen. sie möchten mich töten, weil ich sie quäle, weil ich eklig bin, weil ich die wahrheit bin. aber sie töten mich nicht, damit sie mich weiter quälen können.“
(schaltet den häcksler aus, schaut nachdenklich auf das von ihm gehäckselte häufchen. normalstimmig, für sich):
„die welt ist ihr eigener zuhälter, und ich bin ein narr, und alle anderen sind idioten.“
-2-
lakai:
(in bunter livree, kommt mit einem kindertrecker auf die bühne gefahren, auf dem schoß handfeger, kehrblech, kettensäge)
„narr, narr! narr, elefanz!“
(steigt ab)
elefanz:(närrisch grinsend)
„lakai? was ist in der dichzumirführung begriffen?“
lakai: „die säge.“
(hebt die säge hoch über seinen kopf)
„es wird aufgeräumt. “
(legt die säge beiseite, fegt die häcksel aufs kehrblech)
„befehl von könig hoden, dem ehrbaren, langpimmeligen, kraftstrotzenden, herrlichen herrscher.“
elefanz: „dem impotenten potentaten?“
(zwei männer tragen eine gelbe mülltonne, in die der lakai die häcksel schüttet. ab)
lakai: „trottel.“
(besteigt den trecker, ab)
elefanz: (nimmt die säge, wirft sie an, fällt einen baum)
„wenn schon.“
(schaltet säge ab, häcksler ein)
„es jammert mich nicht nach dem schleim verdorbener zeiten. die kinder der revolution sind längst daran erstickt.“
(bricht einen ast ab, häckselt ihn)
(zwei männer tragen einen kontrabaß hinein, ab. hofmusiker in frack und rosa hose kommt mit hocker und bogen, beginnt sehr langsam,leise und gleichmäßig in halbtonschritten vom kontra-e aufwärts zu spielen, ganz oben angekommen entsprechend abwärts usw. keiner der akteure nimmt von ihm notiz!)
elefanz: (brüllt)
„alles voller kakerlaken!“
(häckselt weiteren ast)
(plötzlich, brüllend):
„ und meine fratze, hinter meiner fratze,“
(schaltet den häcksler aus)
(leise) „und die säge,“ (nimmt sie, streichelt sie)
(kriecher und schleimer kommen, in jeder hand ein hühnerei)
elefanz: „und ihr?“
kriecher: seine majestät schickt uns, dich zu holen, du mögest
ihn erheitern.
(beginn umbau während der laufenden szene vom garten zum thronsaal. akteure sowie kontrabassist spielen weiter, ohne den umbau zur kenntnis zu nehmen. der häcksler bleibt stehen)
schleimer: „der gütige.“
elefanz: (müde) „impotente potentat.“
schleimer: „könig hoden tut gut! was er tut ist gut! weil er guttut!“
elefanz: (beachtet die beiden nicht mehr; zum publikum):
„ich bin abnorm. ich bin enorm. ich bin der welt kommentar. ich denke, also spinn ich.
ich bin nicht kompatibel.
das leben besteht aus teilen verschiedener puzzles. und wir sind alle zerstückelt.“
(brüllt die nebeneinander stehenden kriecher und schleimer an):
„und wer hat euch zusammengesetzt?“
(nähertretend, fanatisch)
„habt ihr euch selbst zusammengesetzt?“
(kriecher und schleimer zeigen sich wenig beeindruckt. umbau fertig. während von k. und s. unbemerkt könig hoden eintritt, nimmt elefanz nach einschalten des häckslers den beiden die eier ab, um sie nach kurzer betrachtung in den häcksler zu werfen. danach häcksler aus)
könig hoden:
(offener purpurmantel, darunter einziges kleidungsstück: ein tanga)
„habt acht!!“
(kriecher und schleimer scharwenzeln diener machend um k.h. herum. von oben rieseln verwelkte rosenblätter. kriecher wischt mit seinem ärmel den thron ab. k.h. nimmt darauf breitbeinig platz. elefanz legt die rosenblätter zu einer fast die ganze bühne ausfüllenden „9“, in deren oberen kringel der bassist ist)
könig hoden: (rufend)
„große hure babylon, schenke mir schweinische wonnen!“
(k. und s. holen aus einem schrank in der kulisse grosse fächer, mit denen sie k.h. luft zufächeln)
könig hoden: (zu elefanz)
„erheitere er mich!“
(kurze stille)
„verschaffe er mir befriedigung!“
elefanz: (schreitet die „9“ ab)
„deine fleischeslüste, herr. muskeln, viele muskeln.“
schleimer:„ mens sana...“
elefanz: (überbrüllt das „in corpore sano“)
„...in campari soda!!“
(schaltet den häcksler ein, entreißt schleimer den fächer, häckselt diesen. schaltet danach den häcksler aus)
lakai: (tritt ein. zu könig hoden):
„die minister gedenken, zur sitzung zu schreiten.“
könig hoden: „sie mögen eintreten!“
(elf minister treten ein und nehmen auf k.h.'s wink auf sesseln platz, welche von zwei männern hereingetragen werden. die „9“ wird von ihnen nicht beachtet)
könig hoden:
„laßt uns denn zur tagesordnung übergehen!“
elefanz: (lauter werdend bis brüllend)
„zur tagesordnung? zur tagesordnung?? ich habe die tagesordnung umgebracht! henkt mich, ich bin der mörder!“
(zwei männer fahren einen zinksarg auf rollgestell herein)
„ja, und die sägen, die aus dem untergrund der hörner gewachsen sind, sie sind auch der selbstgerechtigkeit verfalldatum. welch bedeutung hat demgegenüber das bratfett vergangener zeiten?“
schleimer: (kreischt)
„die tagesordnung!“
(stürzt zum sarg, kriecher tut ihm gleich)
elefanz: (ohne dies zu beachten)
„kaum eine. doch auch dieses ende ist relativ.“
(packt kriecher im polizeigriff und zieht ihn vom sarg fort, versucht ihn zu zwingen, k.h.'s füße zu küssen, was im allerletzten augenblick von schleimer verhindert wird, der elefanz gewaltsam fortreißt.
kriecher: kotzt in den häcksler)
könig hoden:
(hält sich vor lachen den fetten bauch, dann wieder ernst):
„legt den narren in ketten! er hat die tagesordnung umgebracht!“
(vier wächter kommen mit ketten und führen elefanz ab)
kriecher und schleimer (im chor):
„der sieg der vernunft! der sieg der vernunft!“ (mehrfache wdh.)
(der kontrabassist spielt einige sehr hohe und laute flageolettes, um dann wie gehabt fortzufahren)
-3-
(im kerker. pritsche, ein tisch, darauf eine kerze, ein stuhl. kontrabassist und häcksler unverändert. elefanz geht umher, setzt hin und wieder seine narrenkappe auf und ab)
elefanz: „du bist so schweigsam heute.
welt, du bist so schweigsam.
ich habe eine wirklichkeit erfunden, die wirklicher ist als die wirklichkeit, meine wirklichkeit. doch wer spricht nun mit mir?
ich bin eine erscheinung und eine wirklichkeit, doch was sehen die verblendeten augen anderes als ein zerrbild?
welt, du bist so schweigsam!
wer spricht mit mir?
wer spricht mit mir?“
(kurze pause)
„soweit bin ich also gekommen.“ (grinst) „und niemand. “
(normal)
„laßt uns verzichten auf sachzwänge.
sollen wir verzichten?“
(packt an des fensters gitterstäbe, sieht hinaus. schreit)
„wollen wir überhaupt verzichten?“
(normal)
„müssen wir überhaupt verzichten? dürfen wir überhaupt verzichten?
ich wollte freiheit.“
(setzt sich, furzt. klopft auf die pritsche, hört alsbald damit auf, um sich seine narrenkappe aufzusetzen, die er kurz darauf wieder absetzt. klopft wieder. mehrfache wiederholung. dann
„und die anderen?
soll ich noch irgendetwas wollen?
welt, du bist so schweigsam.
hätte ich denn schweigen sollen? hätten sie mich dann weniger geachtet, weniger beachtet, weniger gehaßt?
hätte ich denn schweigen dürfen?
hätten sie mich schweigen lassen?“
(von der decke fallen mehrere narrenkappen. elefanz nimmt und häckselt sie. danach häcksler aus)
„wohin auch immer die elektrischen gerüche fahren werden, ich bin dabei, ich gehe mit, ich bleibe hier. die wahrheit vom blauen himmel stinkt zu eben diesem hin, wohin soll ich mich soll ich mich wenden, meine jacke?
was ist meine freiheit? ich bin gezwungen, frei zu sein. was bin ich? ich bin gefangener meiner freiheit.
drei tage wird man mich verwahren, und was am achten tag geschieht, will ich nicht wissen. doch ich bin gezwungen, es zu wissen, denn ich bin frei. was geschieht am achten tag? was tut mir meine freiheit an?
ich weiß nicht, wohin mich die elektrischen zeichen führen werden, die in den worten sind. was sind schon worte!
was wissen sie schon mit ihren stundengehirnen! was wissen sie überhaupt...
wovon?
welt, du bist so schweigsam....
hätte ich geschwiegen, hätten sie mich weniger verachtet?
was hätte ich verschweigen sollen?
welt, du bist so schweigsam.
keine antwort auf keine fragen. wofür sitze ich hier, was soll ich noch gestehen?
sie werden mich verurteilen. sie haben mich schon immer verurteilt.“
(der priester agubröd betritt im ornat die zelle, der ihn einlassende wächter stellt einen klappsessel auf und schließt dann hinter agubröd ab)
elefanz: (diesen vorgang ignorierend)
„ich habe gefühle innen in meinem kopf sitzt der genius der macht meine gedanken die ich denke denkt mein kopf der genius in meinem kopf in meines kopfes gehirn drin mit wörtern und bildern und farben und gerüchen ist herinnen für gedankliche gedanken die der genius aus ihnen macht die in meinem kopf sind wo er sie reingemacht hat gelagert werden manchmal schwappen die gedanken hin und her manchmal habe ich gedankenrülpser wenn mein genius mal gerade keine gedanken macht in meinem kopf rührt er sie auch um und auch mal die gedanken sich selber manchmal sind sie zähflüssig und ziehen fäden die man spinnen kann und manchmal sind sie dünnflüssig und manchmal fest und manchmal dampfen sie daß alles ganz heiß wird und manchmal ist der dampf auch eisig oder alles elektrisch und der genius schaltet und waltet und kurbelt und vervielfältigt und gedanken sind da und keiner kann sie mir wegnehmen mein genius hält sie ganz fest für mich und keiner hat eine schere sie ihm abzuzwacken mein genius ist mein freund“
agubröd:
„der herr sei mit dir, mein sohn!“
elefanz:
„und mit deinem geist, solltest du einen solchen haben, nimm dein gespenst gleich mit.“
agubröd:
„was hast du angerichtet, du narr?“
elefanz:
„der tisch ist gedeckt. ich bin ein narr.“
agubröd:
„du sprichst irre, mein sohn. in deinen augen blitzt der wahnsinn!“
elefanz:
„dein sohn bin ich nicht. und wahnsinn ist die einzige energie, die aus dem täglichen koma der normalität entrinnen hilft.
du bist gekommen, mir eure beichte abzunehmen.
könig hoden lehrt den penis,ich aber“
(zieht aus der hose einen gummipenis, den er mit etwas wachs auf dem stuhl fixiert)
„lehre den gegenpenis,“
(erhebt die stimme)
„den stuhl-penis lehre ich euch, als contra zum ré des dummen eierkopfes, doch die karten verbrenne ich.“
agubröd:
„du bist bei deinem herrn, könig hoden, in ungnade gefallen, denn du hast einen mord begangen und dich gegen ihn versündigt!“
elefanz:
„der sack ist nicht mein herr: ich bin frei::“
agubröd:
„frei? im gefängnis?“
elefanz: (schweigt. zieht einen weiteren gummipenis aus der tasche, schaltet den häcksler an, häckselt ihn, danach häcksler aus)
„wann wird man je verstehn?“
agubröd:
„man wird dir verzeihn, doch strafe muß sein. man wird dich henken, dich verdammen, doch schenkt dir seine majestät die möglichkeit, freiwillig aus dem leben zu scheiden.“
elefanz:
timeo danaos, et dona ferentes.
priester, seelenklempner, und mein heil? offenbare dein kochrezept für seelenfrieden, denn dein ist die lehre.
agubröd:
„„du sollst nicht töten“ steht geschrieben.“
elefanz:
„papier ist geduldig.“
agubröd:
„so bitter, narr? wo bleibt dein witz, wo dein esprit?“
elefanz:
„scherze, wartend auf den tod, gewiß deines versagens. doch- habe ich versagt? oder bin ich´s worden?
agubröd:“
„narr, in deinem wahn, erlaube mir...“
elefanz: (unterbricht ihn)
„wahnsinn ist die einzige energie, die aus dem täglichen koma der normalität entrinnen hilft!“
(holt unter der pritsche hervor: eine kerze und ein großes glas roter grütze. von diesem entfernt er den deckel und wirft ihn in die ecke. schaltet den häcksler ein und wirft die kerze hinein. zieht einen gummihandschuh aus der tasche, streift ihn über die hand und beginnt, den fassungslos erstarrten agubröd von oben bis unten mit roter grütze zu beschmieren.)
„rote grütze: tote grütze: und wiederum“
(einschmieren fertig: elefanz wirft glas und handschuh in den häcksler. häcksler aus. elefanz baut die pritsche ab und lehnt sie an die wand. brüllt
„deine wahrheit!“
(aus der rückwand des kerkers wachsen penisse, die zu tanzen beginnen)
„eure ganze wahrheit!!“
(auf einen wink mit e.´s linker hand verschwinden die penisse. die wand wird durchsichtig, man sieht heftig kopulierende paare. a. starrt e. an mit dem ausdruck des entsetzens. kurz darauf baut e. die pritsche wieder an. ignoriert a. wieder)
„::der untergang des abendlandes: warum liebe?
warum leben?
der welt des bäckers wuchsen neue augen, als er an einem eigentlich ganz normalen morgen die straße betretend ein neues heute entdeckte. wiederum
doch auch heute erbrach sich die vergangenheit über ihn
der zug ist abgefahren, manche merken nicht, daß sie unterwegs sind, manche merken nicht, daß sie am ziel sind, manche kommen unter die räder:“
-4-
kerkermeister: (rasselt vor der kerkertür mit seinem schlüsselbund)
„diese welt ist doch nur der restliche bestandteil eines großen loches, welches uns zweifelhaft umgibt. das große loch. das große loch. das große loch. das große loch.“
elefanz:
„ich dachte, des nadelöhrs kamel zu sein.“
kerkermeister: (einen blechnapf durch eine klappe in der tür schiebend)
„iß, daß du groß und stark werdest!“
elefanz:
„kamel zu sein, in dieser wüstenei. bucklig, schwankendes wüstenschiff, ohne das nicht sein kann irgendwer, der nicht verloren sein will in der einöde.
trotzdem ich nur die dornen kaue, die sonst keiner schlucken will, schlägt er mir den kopf und läßt den kadaver liegen.
wer soll nun tragen?“
kerkermeister:
(öffnet, tritt ein, versucht, den seinen kopf wegdrehenden elefanz zu füttern)
„schluck, was da zu schlucken ist!“
elefanz: (reagiert außer der abwehrbewegung nicht auf dessen anwesenheit)
„dreiteilig verherrschlichtender.“
kerkermeister:
(schmiert dem vergebens sich wehrenden elefanz den brei in den mund)
„schluck!
schluck!
schluck!“
(elefanz verschluckt sich)
„schluck!“
(brüllt) „schluck, was da zu schlucken ist!“
(monoton) „der pausierte hengst erfrißt seinen hafer, der pausierte esel seinen klee. du erfriß das karge, was dir bleiben wird.
mein fraß ist gegessen, schlucke nun auch du ihn noch, bevor du selbst gefressen wirst.“
(eine weile sitzen beide schweigend, ohne etwas zu tun. als der kontrabassist beim kontra-f aufsteigend angelangt, schaltet elefanz den häcksler ein und gleich wieder aus. in der luft schwebt ganz langsam ein großes beil heran, welches der kerkermeister ergreift. während er damit den tisch zertrümmert, brüllend
„ist das essen in geschmeckthabung begriffen?“
(der häcksler geht von alleine an, kurz darauf wieder von allein aus.)
(kurze pause. monoton
„du aber, der du ungenährt anstiftigerweise nur kreist -denn nur im kreise läßt man narren sich drehen-, du aber sieh mich an: ich kreise nicht, ich bin vernunftet.
unterhalte ein.“
(der kerkermeister legt das beil aus der hand, um es gleich wieder aufzugreifen und an die wand zu kleben. die wand verfärbt sich grünlich, aus einem gully im boden steigen dämpfe auf. im laufe der zeit werden sie farbig. elefanz sieht grimmig zur decke, der kerkermeister bekommt einen ängstlichen und geekelten ausdruck. von den wänden tropft schleimige substanz, zunehmend. als sie den gully erreicht, gibt es darin eine explosion mit sehr viel rauch, woraufhin diese vorgänge aufhören und das beil von der wand fällt.)
elefanz: (langsam)
„ja.
ich nehme ein stück fleisch von deinem“ (ergreift dabei ein stück des zertrümmerten tisches).
kerkermeister:
„iß, daß du groß und stark werdest!
iß, daß du groß und stark werdest!
iß, daß du groß und stark werdest!
iß, daß du groß und stark werdest!
iß, daß du groß und stark werdest!
wozu auch immer das sein sollte, wann auch immer, wie oft. groß und stark,
wie groß und stark:“
elefanz:
„meiner treu, mir untreu ist.
nicht viel zu sagen hat der kamele treiber; beherrscht er der kamele leiber, zerherrscht er darum auch ihr hirn?
ich rufe!“
kerkermeister:
„iß! iß doch endlich! nimm, dies ist dein“ (wird unterbrochen dadurch, daß elefanz den häcksler einschaltet. dazu schneien von oben faustgroße wattebäusche, bis der boden etwa halbmeterhoch bedeckt ist. so lange kontrabass fortissimo so laut als irgend möglich. der häcksler bleibt so lange an, geht dann von selbst wieder aus. kontrabass dann wieder leise)
ca 1993
Verzapft am 02. Januar 2015, so um 17 Uhr 16
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