Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Ich werde nicht lobotomiert!

Kategorie: Verrueckt

Zum Glück lebe ich nicht in Amiland und vor sechzig Jahren, sondern in Deutschland und heute. Sonst hätte dort Dr. Frankenstein Walter Freeman wohl versucht, meine jahrelange Depressionstherapie durch eine Lobotomie abzukürzen. Hierbei drosch Freeman einen Dorn durch die Augenhöhle, wo der Schädelknochen sehr dünn ist, und stocherte im Gehirn herum und machte dort ziemlich viel kaputt. Die meisten PatientInnen, unter anderem eine Schwester von John F. Kennedy, waren danach gaga, aber selbst dies verkaufte der Hirngangster als Erfolg. Er "operierte" zwischen Tür und Angel selbst auf Terrassen mal eben so, wobei er sämtliche Errungenschaften der Hygiene mißachtete. Ohne Handschuhe, Mundschutz, Desinfektion. Als Narkose dienten Elektroschocks, die so lange gegeben wurden, bis der Patient ohnmächtig wurde.

Auch wenn es keine Studien gab, die die behauptete Wirksamkeit dieser Maßnahme belegt hätten, auch wenn die Hygiene schlicht nicht gegeben war, auch wenn diese Eingriffe auch dazu dienten, unliebsame und unfügsame Personen (wie Kennedys Schwester) gefügig zu machen, "Krankheiten" wie Homosexualität und Kommunismus zu "behandeln", niemand bot diesem teuflischen Treiben Einhalt.

Ich bin froh und dankbar, daß ich nicht in die Hände eines solchen Irren geraten muß, daß es wirksame Medikamente gibt, die mir helfen, daß mir die Zeit gegeben wurde, die ich brauchte, um wieder auf den Damm zu kommen. Und nicht, wie damals, große Teile meines Gehirns zerstört bekam, um mich bequem zu machen.

Mehr zum Thema auf SPON
Mehr zum Thema im Deutschen Ärzteblatt

Verzapft am 07. Oktober 2009, so um 19 Uhr 00

« Voriger Artikel
Nächster Artikel»

Kommentare

Was sagt Ma Rode dazu?

08. Oktober 2009 um 07 Uhr 37 (Permalink)

Einer flog über´s Kuckucksnest! Du, lieber Ulf, gottseidank nicht.

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 08. Oktober 2009 um 11 Uhr 50 (Permalink)

Danke, Ma Rode!
Ich bin heilfroh, heute zu leben, in einer Zeit, wo psychische Krankheit zwar immer noch, aber nicht mehr so extrem ein Stigma ist. Wo es suffiziente Therapien gibt. Mit Lobotomie wäre ich wohl gaga. Ohne Lobotomie, aber mit meinen Medis, bin ich VOLL arbeitsfähig und belastbar. Auch wenn diese Therapie viel länger gedauert hat als die sieben Minuten, die Freeman für die Zerstörung einer Persönlichkeit brauchte.

Eigenen Senf dazugeben?

Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.

Kommentare können hier nur von Mitgliedern abgegeben werden