Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Depression saugt.

Kategorie: Verrueckt

#Depression sucks. Depression sucks the soul out of you. Just like a #dementor. #harrypotter #psychiatry (twitter)

Was aber auch saugt, sind die beständigen Belehrungen von wohlmeinenden „Experten“, die zu wissen glauben, warum ich wieder eine Episode habe. Dies ist schuld, jenes ist schuld. Mal meint jemand, der Schichtdienst müsse es gewesen sein. Naja, meine Schlafstörungen sind natürlich jetzt, da ich wegen Krankschreibung keinen Schichtdienst habe, besser. Aber wie das die Depression getriggert haben soll? Ich weiß, daß es nicht daran liegt, auch wenn Ihr mir das nicht glauben wollt und darauf beharrlich behaart. Beharrt meine ich.

Der Job als solcher, mit den vielen Todkranken und so. Neinneinnein. Das mache ich schon ewig, und ich bin Profi genug. Das zieht mich nicht runter, im Gegensatz zu Besserwisserei.

Woher kommt denn eine Depression?
Schwere Kindheit? Ja sicher. Danach dürfte ich niemals auch nur ansatzweise depressionsgefährdet sein. Traumatische Ereignisse? Auch nicht zwingend.

Zum einen entsteht die Depression durch, wie mein Psychologe es nannte, erlernte Hilflosigkeit. Durch hemmende Erfahrungen und dergleichen. Das kann der Therapeut prima behandeln. Dann gibts aber noch das Problem mit den Neurotransmittern, und die interessieren sich nicht die Bohne für meine Arbeit, sondern nur für die pure Chemie.

Eigentlich ist mir jedoch egal, woher der Scheiß kommt, Hauptsache, er geht wieder weg!

Was macht die Depression mit mir?
Schwer zu beschreiben. Grundlose Traurigkeit, verschieden ausgeprägt. Manchmal so, als wäre jemand nahestehendes gestorben. Antriebsmangel (bin eh träge, deshalb bei mir schwer zu bemerken), Prokrastination („Aufschieberitis“, sorgt zusätzlich für Probleme, die die Depri auch nicht besser machen). Suizidgedanken fallen netterweise weg, seit ich mit Lithium behandelt werde, das macht das ganze schon erträglicher. Konzentrationsschwierigkeiten, die ausgeprägter sind als sonst (habe sie auch, wenn ich „fit“ bin). Dünnhäutig bin ich dann, empfindlicher gegen Schadreize als sonst.

Was mache ich mit der Depression?
Ich schlucke meine Medikamente. Gehe ganz oft zu meinem (bzw. unserem) Psychiater und bepreche mich und tue, was er sagt. Wichtig ist, und das wird auch in der Klapse regelrecht trainiert, positive Erlebnisse zu schaffen (und natürlich auch wahrzunehmen). Die Fahrten nach Bremen und Köln zum Beispiel waren nicht einfach nur fürn Spaß, der Spaß dabei dient auch der Bekämpfung der Schwarzen Lady. Selbstdisziplin. Sachen erledigen, auch wenn ich nicht mag (z.B. meine ebay-Verkäufe zur Post bringen. Bääääk.) Kreativ sein (schreiben z.B.). Kontakte pflegen.

Ich weiß nicht, was wird. Momentan komme ich nicht so sehr vorwärts. Ist aber nicht so schlimm, denn diese Episode ist fast nicht ganz grauenhaft.

Verzapft am 08. April 2011, so um 12 Uhr 28

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Kommentare

Was sagt Mao-B dazu?

08. April 2011 um 17 Uhr 39 (Permalink)

Ich halte die Prokrastination ja mittlerweile für ein Symptom der Depression. :-|

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 08. April 2011 um 17 Uhr 46 (Permalink)

Soweit ich weiß ist sie das auch.

Was sagt Blua dazu?

08. April 2011 um 20 Uhr 35 (Permalink)

Kompliment zum Artikel. Er drückt für mich genau aus, wie sich das Leben mit Depressionen anfühlt. Das Twitter-Zitat beschreibt perfekt das, was ich i-wie nie in Worte fassen konnte ...

Alles Gute und Grüße!

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