Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Geschichtsstunde: Reste der Kolonialzeit.

Kategorie: Verschiedenes

In meinem Geschichtsunterricht vor einem Vierteljahrhundert wurde die Kaiser- und Kolonialzeit nicht sonderlich ausführlich behandelt. Unser vertrockneter Giftzwerg von Lehrer, der uns auch in Latein zu quälen beliebte, zog es zudem vor, uns den Stoff möglichst unattraktiv zu präsentieren.

Sonst wäre ich vielleicht nicht erst in den frühen Neunzigern im Rahmen meiner Friedensaktivitäten auf das Traindenkmal aufmerksam geworden, welches vor allem der Soldaten der Kolonialtruppen gedenkt. Ein hässlicher Betonklotz mit zwei schweren Bronzetafeln*1 (auf dem Bild ist die vordere Tafel, die man besser sieht) davor, die die Helden von einst verehren. Das Trainbataillon metzelte heldenhaft im damaligen Deutsch-Südwestafrika die Herero und Nama nieder, die begreiflicherweise nicht sehr begeistert davon waren, dass da einfach Fremde kamen und sagten: „Euer Land gehört jetzt uns und Ihr auch und Ihr gehorcht uns jetzt gefälligst!“*2

Das Traindenkmal im Ganzen.Blecherne Hinweistafel an der Promenade, Text siehe Anmerkungen am Ende.Bronzetafel vor dem Denkmal. Inschrift siehe Anmerkungen am Ende des Artikels.
Der Befehl lautete bald, alle Einheimischen erbarmungslos zu vernichten. Also Völkermord*3. Das in Münster stationierte 7. Trainbataillon war mit dabei.

Immerhin hat die Stadt mittlerweile eine schäbige blecherne Hinweistafel*4 in der Nähe des Denkmals an der Promenade aufgestellt. Gerechter würde ich finden, wenn die mindestens 85000 Opfer dieses Völkermordes auf den Bronzeplatten geehrt würden statt der „Helden“, die sie im Auftrag deutschen Großmachtwahns abschlachteten. Und den Ursprungszweck des Denkmals auf einer kleinen Tafel daneben erwähnen würde. Die Täter sollten nicht mehr Raum haben als ihre Opfer.

Doch so ist es bei den meisten Kriegerdenkmälern: Der Soldaten wird gedacht, der Opfer auch in der Zivilbevölkerung jedoch eher am Rande oder gar nicht. Vor allem nicht, wenn sie schwarz sind.

Verzapft am 06. Januar 2014, so um 13 Uhr 39

« Voriger Artikel
Nächster Artikel»

Kommentare

Noch keine Kommentare - Schreibe etwas!

Eigenen Senf dazugeben?

Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.

Kommentare können hier nur von Mitgliedern abgegeben werden