Ich liebe meinen Job!
Kategorie: Verdingt
Ich weiß nicht, was andere immer haben. Ja, die Entlohnung könnte besser sein. Natürlich, der Schichtdienst ist nicht gesund, außerdem anstrengend und für meine Schlafstörungen erst recht nicht gut. Natürlich wird das Gesundheitssystem immer mieser und die Bedingungen nicht besser.
Trotz alledem kann ich mich nicht beklagen. Ich würde nichts anderes machen wollen. Meine PatientInnen lieben mich. Ich bin freundlich, ich habe Humor und verbreite Fröhlichkeit und Optimismus. Ich bin einfühlsam und finde meist die richtigen Worte.
Bei meinen KollegInnen bin ich beliebt, trotz meiner ganzen Macken.
In meiner Wiederaufbauphase, meiner Wiedereingliederung nach endlosen Monaten des Krankseins erfuhr ich jegliche Unterstützung, die man sich vorstellen kann. Von meinen KollegInnen wie auch auf der gesamten Führungsebene bis hin zur Pflegedirektion bekam ich alle Hilfe, die ich brauchte, um wieder Fuß zu fassen.
Meine Arbeit mag nicht fernsehtauglich sein. Doch ist sie viel interessanter als im TV. Menschen offenbaren mir ihr Innerstes, seelisch wie körperlich (im Wortsinn ), die "Kundschaft" ist meist pflegerisch, medizinisch und menschlich interessant.
"Ja, aber Du kannst doch nicht jedem helfen? Viele müssen doch auch sterben?"
Der Tod ist nicht mein Feind und auch kein Mißerfolg. Helfen heißt nicht zwangsläufig, das Leben zu erhalten (schon gar nicht um jeden Preis!), helfen heißt auch, jemandem einfach nur beizustehen in schweren Stunden.
Ich bin nicht Schwester Stefanie. Ich opfere mich nicht auf. Ich bin Profi, und als Profi habe ich die nötige professionelle Distanz. Niemandem ist damit geholfen, daß ich mitleide. Denn meine Aufgabe ist auch, Stütze für andere zu sein und nicht mitzuheulen. Ja, das kann sehr anstrengend sein. Deshalb ist für mich, wenn sich nach Feierabend die Tür der Klinik hinter mir schließt, auch Feierabend und die Tür ist zu. Meiner Liebsten erzähle ich dann von meinem Tag (oder meiner Nacht). Das wars. Danach beschäftige ich mich mit anderen Dingen und erhole mich, daß ich am nächsten Tag wieder voll dabei sein kann.
"Und der ganze Papierkram? Das wird doch immer mehr!"
Naja,wir haben vormittags eine Sekretärin, das erleichtert vieles unglaublich. Ansonsten: Ja, Berge von Papier und viel Computer. Aber auch viel persönlicher Kontakt.
Mein Beruf bedeutet mir viel. Durch meine Krankheit habe ich erst so richtig gemerkt, wie viel. Er verlangt mir viel ab- und gibt mir noch mehr zurück.
Ich bin zufrieden. Sehr.
Verzapft am 07. Mai 2010, so um 07 Uhr 15
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