Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Sucht. Sehnsucht. Winehouse. Unverständnis. Stammtisch.

Kategorie: Verrueckt

Daß Amy Winehouse nicht alt werden würde ahnte ich schon. Wohl nicht nur ich. Denn selbst wenn von dem, was die Presse verkaufte, nur ein Bruchteil wahr gewesen wäre, dann wäre ihr Lebensstil immer noch ungesund genug g ewesen. Zumal keine Therapie mehr als ein paar Tage Erfolg brachte.

Und schon kamen die Kommentare: "Selbst schuld!" und weitere Äußerungen von Unverständnis. Ich verstehe, wenn jemand das nicht versteht. Sucht wirklich verstehen kann nur ein Betroffener, vielleicht noch jemand, der sich mit dem Thema qualifiziert befaßt hat. Aber in der Tat ist vielen nur schwer nachvollziehbar, daß jemand wie Amy Winehouse, die alles zu haben scheint (besonders Talent) und sich die besten Therapien leisten hätte können, sich trotz alledem weiter selbst zerstört. Crack. Alkohol. Und all son Zeugs.

Warum? Ist jemand erst einmal suchtkrank, hat das Suchtmittel die Herrschaft übernommen. Fest eingebrannt tief in der Amygdala als Suchtgedächtnis ist sie jederzeit und lebenslang wieder aktivierbar. Suchtdruck, also das intensive Verlangen nach der Substanz, tritt immer wieder auf. Wohl demjenigen, der dagegen gewappnet ist und widerstehen kann! Besonders direkt nach der Behandlung ist dies schwer.

"Selbst schuld- hätte sie gar nicht erst angefangen damit!" ist eine Stammtischwahrheit. Sucht ist eine von der Weltgesundheitsorganisation anerkannte Krankheit. Bei Krankheit spreche ich nicht gerne von Schuld. Verantwortung hat man für sich schon, aber falsche Entscheidungen müssen nicht zwangsläufig schuldhaft sein.Im Falle von Abhängigkeit entscheidet der Betreffende zwar schon selbst. Aber jeder entscheidet nach den ihm vorliegenden Fakten. Oder vermeintlichen Fakten. Oder Lügen. Jeder Mensch wird geprägt durch seine Umgebung, die sein Verhalten, seine Entscheidungen beeinflußt.

Außerdem war Amy noch bipolar, also manisch-depressiv für den Volksmund. Psychische Krankheiten steigern das Risiko, zu versuchten. Zum Beispiel, um die Emotionen zu regulieren. Den Streßpegel. Die Leistungsfähigkeit.

Ja, Amy Winehouse trägt schon Verantwortung für ihren Tod. Sie hat die falschen Entscheidungen getroffen. Aber sie trägt keine Schuld. Denn sie wollte nichts Böses. Wohl nur sich besser fühlen.

Wie viele andere Menschen auf dieser Welt.
Auch in Deinem Umfeld.

Bist Du eigentlich RaucherIn?

Verzapft am 24. Juli 2011, so um 13 Uhr 20

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Kommentare

Was sagt Dieter dazu?

24. Juli 2011 um 15 Uhr 51 (Permalink)

Ulf, Du sprichst mir aus der Seele! Du hast auf die "Eigenverantwortung" wie auf die Krankheit verwiesen. Auch, dass man sich dahinter nicht verstecken kann.
Aber was mich doch auch sehr traurig macht, ist die Tatsache der Vermarktung. Ich denke, wie bei Amy so hätte auch nei Whitney Houston das Management niemals Auftritte zulassen dürfen. Das Management kann nicht verhindern, dass die Künstler Drogen nehmen.
Aber wenn sie es wirklich gut meinen würden, dann würden sie es nicht zulassen, dass diese mehr als kranken -suchtkranken- auf die Bühne gehen, um sich auch noch der Lächerlichkeit und dem Spott der Medien Preis zu geben oder sich zur Verfügung zu stellen.
Sie war eine grossartige Künstlering.
Sie hatte eine begnadete Stimme.....
Amy, DANKE - schlaf gut!

Was sagt mauerseglerin anna dazu?

24. Juli 2011 um 17 Uhr 43 (Permalink)

Es ist immer leicht zu (ver)urteilen....ich als olle Suchtschachtel weiß das ja auch.
Talent, labile oder angeschlagene Persönlichkeit, zu jung berümt, falsche Freunde usw, Presse/Paparazzi....das haben auch schon andere vor Amy nicht verkraftet....der Hang zu Selbstzerstörung ist eine enorme Kraft....da helfen alle klugen Sprüche nichts

Was sagt Markus dazu?

25. Juli 2011 um 21 Uhr 51 (Permalink)

Kann dem nur zustimmen. Bist anscheinend einer der wenigen, die das (auch öffentlich) ähnlich sehen.

Was sagt David dazu?

25. Juli 2011 um 21 Uhr 56 (Permalink)

Nö, ich bin kein Raucher. wink

"Selbst schuld" würde ich nie sagen, vielmehr wunderte ich mich schon bei den Videos ihrer total zugedröhnten Auftritte, warum da keiner mal eingreift. Freunde, Familie, Manager...
Der Tod kam nicht plötzlich, sondern war lange schon abzusehen und nur eine Frage der Zeit. Wer Amy nahestand wusste das sicherlich noch besser, getan hat keiner was.

Eigenen Senf dazugeben?

Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.

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