Kosova 1: Shqiponja ka ul.
Kategorie: Verreist
Um zwanzig vor zwei heute Nacht stellte ich einfach meinen Koffer ab und kroch direkt zu meiner Liebsten in die Koje. Die Reise ins Kosovo war wichtig, anstrengend, interessant, entspannend, aufregend gewesen. Über die Mission als solche berichte ich noch.
Freitag, fünfter Oktober 2012: ziemlich genau um sechs Uhr nachmittags setzt die fünfzigsitzige fliegende Sauna Marke Bombadier CRJ200 glatt auf dem etwas rauhen Rollfeld des Flughafens Adem Jashari in Prishtinë auf. Der Flug war
kurzweilig gewesen, denn eine der beiden Stewardessen hatte mich auf mein Amon-Amarth-Shirt angesprochen und sich als musikinteressiert geoutet. Worauf ich ihr eine Liste mit unbedingt zu hörender Musik schreibte und mit ihr dann ihre Pause verbrachte.
Das Fluggerät klappte die Klappe auf, und heraus stieg ich, verschwitzt und stinkend, seit dem morgen des Vortages ohne Schlaf gewesen und unterwegs. Ohne weitere Umstände geht man dort direkt in das Flughafengebäude, ohne Busse oder Schläuche. Auf dem etwa fünf Meter langen Gepäckband lag auch schon der Koffer, ich bekam noch einen Stempel in den Reisepass und war draußen in einer Zeit, in der man anderswo noch nicht einmal das richtige Band gefunden hätte. Überschaubar und beschaulich. Und sofort fanden mich Mimoza und ihr Mann, die mich mit einem geliehenen Wagen abholen gekommen waren.
Ich hoffte, gut vorbereitet zu sein auf den Aufenthalt. Selbst mit dem traditionellen albanischen Gewohnheitsrecht, dem Kanun, hatte ich mich beschäftigt, denn Traditionen wirken sich noch lange aus, und tatsächlich stellte ich tags darauf fest, dass es nicht umsonst gewesen sein sollte. Denn auch wenn die Gesellschaft langsam moderner wird, lebt stellenweise noch immer dieses (oder Teile davon) fort.
Eingetroffen in Llabjan wartete schon eine Art Empfangskommitee auf mich, bestehend aus gefühlt dem halben Dorf, und besonders für die Kinder war ich eine Art Attraktion. Der dicke Ausländer mit der seltsamen Sprache, der so lustige Grimmassen schneiden kann- die Kinder weinten bei meiner Abreise.
Mein erster Eindruck von Kosova war: Eine Horde von freundlichen Menschen reißt sich darum, Dir Gutes zu tun. Der Gast wird geehrt wie nirgendwo sonst.
Verzapft am 13. Oktober 2012, so um 17 Uhr 22
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