Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Ganzkörperkondom

Kategorie: Verrueckt

Nun werde ich derzeit ja wieder "ins Erwerbsleben wiedereingegliedert" und arbeite deshalb nur drei Stunden täglich. Das bewirkt, daß ich noch keine größere Patientengruppe umfassend betreuen kann- zu kurz ist dafür die Zeit. Deshalb bekomme ich jetzt immer die infektiösen, isolierten Pflegepatienten und habe dafür jede Menge Zeit. Wie früher als Zivi, ganz ohne Zeitdruck, das ist schon angenehm. Nur die Isolierung ist etwas lästig.
Der eine hat multiresistente Staphylokokken. Die sind für mich als körperlich Gesundem harmlos, eine Übertragung auf mich würde ich nicht einmal bemerken. Bei Kranken jedoch ist dieser Keim gefährlich, denn wenn er Ärger macht, dann kriegt man ihn nur schwer kaputt.
Der andere hat Noroviren, sehr ansteckend. Die wären für mich schon problematischer- Fiese Brechdurchfälle. Im Prinzip für einen körperlich fitten auch zu ertragen, aber da ich Lithium bekomme, könnte das Probleme mit Elektrolytverschiebungen in meinem Körper machen.

Alles halb so wild mit den Schutzmaßnahmen: Wir nennen es spaßeshalber "Ganzkörperkondom": Mein Zopf kommt unter meinen Kasack. Ins Gesicht kommt ein Mundschutz und auf den Kopf eine Haube, wie im OP. Dann gibts noch einen Schutzkittel, der hinten mit Druckknöpfen zu verschließen ist. Diese sind allerdings nach ein paar Wäschen völlig ausgeleiert (wären es Bändchen wie beim OP-Hemd, würden sie abreißen), so daß irgendjemand ihn mir mit Pflasterstreifen verkleben muß.

So kann eigentlich nicht viel passieren. Man sollte natürlich auch nicht ständig rein- und rausrennen, weil man mal wieder was vergessen hat, aber das dürfte kein Problem sein.

Schlimm daran ist nur eines: Unterm Kittel wird es verdammt warm und unter der Maske stickig. Eigentlich freue ich mich auf den Sommer, aber im Moment ist es doch besser, daß es nicht so heiß ist wink

Trotzdem: Pflege macht Spaß. Auch wenn ich nach meinen beiden Patienten klatschnaß geschwitzt bin.

Verzapft am 06. März 2008, so um 12 Uhr 55

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Kommentare

Was sagt psychoMUELL dazu?

06. März 2008 um 13 Uhr 34 (Permalink)

ich finde es bemerkenswert, dass du deinen Job so magst, obwohl er sehr anstrengend und belastend sein kann

Was sagt Dennis dazu?

06. März 2008 um 23 Uhr 58 (Permalink)

ich habe damals eine Eingliederungsmaßnahme in einer Firma gemacht die nur für Patienten aus Krankenhäusern und Psychtrien eingericht, die wieder rein wollen ins reale Leben. Nach den 4 Monaten war es wie ein Paukenschlag (positiv) endlich wieder was zu tun. Nach dem Klinikaufenthalt bin ich wieder voll ins Berufsleben eingestiegen.
Ich habe sehr viel Respekt vor Leuten wie dir die in der Pflege arbeiten, toll. !!!RESPEKT!!!

Was sagt Nico dazu?

17. März 2008 um 22 Uhr 29 (Permalink)

Hey!
Interessanten Blog hast du da! Ich schau immer wieder gerne vorbei.

Allerdings hast du einen kleinen Fehler in deinem Beitrag. Bei MRSA handelt es sich nicht um einen multiresistenten Staphylococcus, sondern um Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Also einen Staphylococcus der gegen das Antibiotikum Methicillin resistent ist. Nicht aber multiresistent.

Liebe Grüße,
Nico

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