Von der Schwarzen Lady lernen.
Kategorie: Verrueckt
Die Schwarze Lady ist hinterhältig und gemein. Während meiner letzten Depressiven Episode verlor ich meinen (damals noch geliebten) Job als
Krankenpfleger. Meine kognitiven Fähigkeiten litten auch, und das ziemlich große Defizit in Sachen Konzentration und Merkfähigkeit ist mir erhalten geblieben. Gewonnen, wenn ich das sagen kann, habe ich einen Schwerbehindertenausweis.
Gerade deswegen hatte ich noch einiges von ihr zu lernen.
Das übliche Lernprogramm hatte ich schon vor Jahren in der Klinik absolviert:
Wie funktionieren meine Medikamente?
Wie funktioniert depressives Denken und was kann ich dagegen tun? (funktioniert oft sogar!)
Was tut mir gut, und was sollte ich besser lassen?
Warum ist manches so, wie es ist? Kann ich daran was machen oder muss ich damit einfach klarkommen?
Der Rest kam später.
Irgendwann schaffte ich es auch, Probleme anzusprechen und gemeinsam zu lösen (oder zumindest meine Position zu erklären und zu verteidigen).
Keinen Leerlauf samt innerer Leere aufkommen zu lassen war gerade während meiner Arbeitslosigkeit nicht gerade einfach. Doch irgendwann fand ich Füllstoffe mehr als genug, die mich immer noch beschäftigen. Und Fähigkeiten, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Und etwas bescheidener bin ich geworden.
Und die kognitiven Macken- mangelnde Merkfähigkeit lässt sich austricksen. Zum Beispiel mit Hilfe meines Telephons- ein Kalender, der mich an Termine erinnert. Eine App fürs Einkaufen. Die Möglichkeit, im Netz irgendetwas schnell nachzugucken. Sowas zum Beispiel.
Fehlende Konzentration kompensiere ich am Arbeitsplatz vor allem damit, dass ich ihn übersichtlich halte. Was ich gerade nicht brauche, wird weggeräumt*1. Und ich habe erfolgreich durchgesetzt, dass mein Platz mein Platz ist und niemand dort Chaos hinterlassen darf. Ich beschrifte alles ordentlich, worüber sich auch die Kollegen freuen, die mal in meiner Abwesenheit irgendwelches Zeugs von mir brauchen.
Lange konnte ich keine Bücher lesen- mangels Konzentration und Merkfähigkeit. Das wiederum konnte ich mit E-Books beheben.
Geht doch. Auch wenn ich gerne weniger Probleme hätte. Aber mit Jammern wäre ich auch nicht weitergekommen.
- Anm. 1: Für mich ist das nicht so selbstverständlich, wie es klingen mag!
Verzapft am 19. Juni 2014, so um 11 Uhr 49
Kommentare
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23. Juni 2014 um 21 Uhr 53 (Permalink)
Depression
Die Depression ist eine schwarze Dame.
Wenn sie an deine Tür klopft, bitte sie an deinen Tisch und frage sie,
was sie dir zu sagen hat.
(C.G.Jung, 192
http://www.michael-drews.com/gedichte/
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