Enke. Ende.
Kategorie: Verrueckt
Ich kannte Robert Enkes Namen und Funktion nicht, bis er den Intercity stoppte. Erst dadurch wurde sein Leiden bekannt. Ich hätte ihn mittlerweile auch wieder ganz weit hinten im Oberstübchen, hätte nicht André darüber geschrieben, daß heute gewisse Medien wieder darüber berichten. Heute ist also sein erster Todestag.
Bundesweit haben sich 1,1% aller Toten jährlich suizidiert. Die Tendenz ist dabei erfreulicherweise fallend, vermutlich durch bessere Aufklärung darüber und über Depression und andere psychische Krankheiten.
Ein Fußballer namens Andreas Biermann gab danach öffentlich bekannt, daß er wegen Depressionen in Behandlung sei.
Bei Sven Hannawald wurde schon bald von ihm selbst von Burn Out gesprochen. Auch er outete sich damit als behandlungsbedürftig psychisch krank. immer mehr Stars und Sternchen geben öffentlich bekannt, daß sie an dieser Scheißkrankheit leiden oder gelitten haben.
Haben Promis eine Sonderrolle, weil öffentlich um sie geflennt wird, und ich nicht, weil um mich nur eine Handvoll Menschen getrauert hätte, wenn ich mit meinen Versuchen Erfolg gehabt hätte?
Jein.
Vielleicht ist dieses öffentliche Entsetzen auch zu etwas nützlich. Zum Beispiel, um ins Bewußtsein zu rufen, daß wirklich jeder von psychischer Krankheit heimgesucht werden kann. Zum Beispiel, um ins Bewußtsein zu rufen, daß das, was einen plagt, was einen traurig macht, so daß man sterben möchte, eine in der Regel behandelbare Krankheit ist.
Vielleicht gehen dadurch ein paar Menschen zum Arzt statt zum Gleis.
Vielleicht werden ein paar Menschen dadurch gerettet.
Dan wäre Enke nicht ganz umsonst gestorben.
Verzapft am 10. November 2010, so um 12 Uhr 59
Kommentare
Was sagt psychoMUELL dazu?
10. November 2010 um 13 Uhr 04 (Permalink)
Da sich Biermann geoutet hat, hat er auch keinen Job mehr, hat sich ja gelohnt:
http://www.welt.de/sport/fussball/article10768249/Ich-rate-keinem-Fussballer-sich-zu-outen.html
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 10. November 2010 um 13 Uhr 12 (Permalink)
Vielleicht wird das irgendwann mal besser, wenn genug dafür getan wird.
Was sagt psychoMUELL dazu?
10. November 2010 um 13 Uhr 15 (Permalink)
Ich denke nicht. In der Regel fällt man ja mit Depressionen lange aus.
Was sagt AndreB dazu?
10. November 2010 um 14 Uhr 55 (Permalink)
Ich selbst habe mit schwersten Depressionen & "Burn Out" viele viele Jahre sehr erfolgreich selbstständig gearbeitet und meine dunkle Seite möglichst nur privat "ausgelebt". Tagsüber 12-16 Stunden malochen, dann jede Menge Drogen um das Hirn auszuschalten und um nicht nachdenken zu müssen. Keine Freunde, keine Bekannten, kein Leben. Das hat mich über 10 Jahre lang sehr erfolgreich abgelenkt.
Nicht zu empfehlen, kann extrem fatal werden, wenn man kein Autist ist
Was sagt kall dazu?
10. November 2010 um 15 Uhr 09 (Permalink)
Das Tabu fängt ja schon weiter unterhalb an. Während es in manchen (kleinen) Kreisen durchaus als schick gilt psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen (ach ich kann heut Nachmittag nicht, hab einen Termin bei meinem Therapeuten, Bussi), handelt man sich ansosnten noch oft genug einen Makel und diverse Probleme ein, wenn man zugibt, ggf. sogar frühzeitig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen ("isses schon sooo schlimm?", nein, aber ich möchte vermeiden, dass es das wird). Es sit auch nicht ganz einfach, vor sich selbst zuzugeben, dass einem eine solche Unterstützung hilfreich sein könnte. Und wenn dann ggf. sogar mal ein Antidepressivum verschrieben werden sollte, wird es ganz schwierig das zu akzeptieren. Auch für mich als relativ aufgeklärten Menschen war es nicht ganz einfach.
Bei der Gelegenheit möchte ich noch au ein Projekt einer Bekannten aufmerksam machen, für das bis morgen noch 5 Fans gebraucht werden
http://drkall.wordpress.com/2010/11/08/fotoprojekt-zur-tumorbedingten-fatique/
Ich hoffe, das bischen Werbung wird mir verziehen.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.