Das GEFÜHL.
Kategorie: Verrueckt
Ich bin ein gefühlvoller Mensch. Das ist eigentlich sehr schön, weil ich dadurch viel geben kann.
Ich bin ein gefühlvoller Mensch. Das ist nicht so gut, wenn diese Gefühle mal mistig sind.
Was für mich jedoch ein Vorteil ist mittlerweile: Seit ich (seit Dezember nullsieben) Lithium bekomme, habe ich keine Suizidgedanken mehr. Diese hatten immer sehr viel Energie absorbiert. Selbst als ich nach drei Suizidversuchen mich entschlossen hatte, weiterzuleben, waren sie zunächst noch da und saugten mir alle Kraft aus Körper und Geist (falls letzterer vorhanden). Als sie jedoch während des Einschleichens von Lithiumcarbonat schwanden, hatte ich wieder Kraft genug, mich auf mich und meine Genesung zu konzentrieren und das Leben trotz allem irgendwie zu genießen.
Ich lebe nicht mehr im Loch, sondern nur an dessen Rand.
So ist es jetzt auch: Die Schwarze Lady sitzt neben mir und ärgert mich zwar. Aber sie hat nicht mehr ihre volle Macht über mich. Sie kann mir das Leben als solches nicht mehr madig machen. Ich habe zumindest genug Kraft, mich so weit zur Wehr zu setzen, daß ich nicht untergehe.
Insofern geht es mir nicht zu schlecht, auch wenn ich nicht arbeiten könnte, weil ich dann einknicken würde, was nicht gut ziemlich schlecht für die Kundschaft wäre.
So kann ich paradoxerweise gleichzeitig depressiv und glücklich sein. Früher unvorstellbar für mich. Mag sein, daß wir beide etwas schräg drauf sind, aber wir stützen uns prima gegenseitig, so wie es sein sollte. Das Leben könnte schlimmer sein. Das heißt, es war definitiv schon schlimmer.
Und auch wenn derzeit viel unschönes zusätzlich auf mich einstürzt, konzentriere ich mich auf das, was wirklich wichtig ist: meine psychische (relative) Gesundheit zu erreichen. Auch, wenn man mir Steine in den Weg legen mag, ich gehe ihn weiter. Denn ich bin nicht allein. Und ich will leben!
Verzapft am 28. März 2011, so um 10 Uhr 46
Kommentare
Was sagt Dieter dazu?
28. März 2011 um 12 Uhr 02 (Permalink)
Hallo Ulf, habe ich mit Interesse und grosser Zufriedenheit gelesen. Freue mich sehr für Dich - für Euch!
Vielleicht sehen wir uns ja im Sommer wieder. Würde mich freuen!
Was sagt Daniel dazu?
28. März 2011 um 12 Uhr 49 (Permalink)
Hallo Ulf,
ich bin über einen Zeit-Artikel auf Deine Seite gestoßen und wollte diese nicht kommentarlos verlassen.
Es freut mich, dass Du leben willst. Denn das Leben ist lebenswert.
Selber bin ich auch schon mit Depression und einem Suizidversuch in Kontakt gekommen. Meine Mutter hatte vor drei Jahren versucht sich das Leben zu nehmen. Auch wenn ich wusste, dass meine Mutter nie glücklich war, so war mir Ihre eigentliche Situation nicht bewusst. Sie war anschliessend sechs Monate in einer Klinik und nimmt täglich Medikamente. Nun geht es Ihr richtig gut - sie hat viele Sachen in ihrem Leben geändert und ist kaum wiederzuerkennen. Natürlich gibt es nach wie vor Phasen in denen es ihr schlechter geht und ohne die Medikamente würde es nicht funktionieren.
Leider habe ich viel von der Persönlichkeit meiner Mutter mitbekommen. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich an Depression erkrankt bin, doch habe ich sehr häufig depressive Phasen (ohne Suizidgedanken). Die sind etwas lästig, da ich sie nicht verhindern kann. Dann kreisen die Gedanken über Wochen bis es mir den Brustkorb zuschnürt und das Hirn anfängt zu kribbeln, wie bei einem eingeschlafenen Bein. Ich akzeptiere diese Phasen und weiß, dass auch wieder andere kommen.
Wenn ich sehe wie meine Mutter ihr Leben mittlerweile meistert, freut es mich riesig. Ich bin stolz auf sie.
Viele Grüße
Was sagt Conny dazu?
28. März 2011 um 13 Uhr 26 (Permalink)
Ich hätte da einmal eine Frage.
Wie ist das bei Euch mit Streiten. Hat man als Partner da nicht immer auch ein wenig Angst wegen der schwarzen Lady wenn man sich mal richtig zofft, dass man den Partner zu sehr runter zieht? Läuft man da im Zoff auch mal weg? Oder läuft das ganz anders ab?
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 28. März 2011 um 14 Uhr 03 (Permalink)
Gute Frage. Aber wir können eigentlich alle Meinungsverschiedenheiten gut konstruktiv lösen, so daß das nicht das Problem ist.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.