Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Zahnarzt. Ulf. Angst.

Kategorie: Verrueckt

Ich sollte eigentlich mal wieder zum Zahnarzt. Routinesache. Aber:
Ulf bekommt im Zahn gebohrt.Einst hatte ich einen Zahnklempner, der mich immer sehr quälte. Vielleicht nicht mit Absicht, doch sehr effektiv. Natürlich spritze er irgendetwas zwecks Betäubung. Die Injektion war grundsätzlich sehr schmerzhaft. Und er begann zu bohren, noch ehe die Schmerzleitung blockiert war. Irgendwann verzichtete ich auf die lokalanästhesie. So vermied ich wenigstens den Schmerz beim Zustechen, und die restliche Prozedur wurde zumindest nicht schlimmer dadurch.

Nach der Entfernung aller vier Weisheitszähne war es jedoch aus. Ich traute mich nicht mehr hin. Und die Zeit verrann, ich hatte eine Beziehung, lebte mit ihr zusammen, bis sie dann irgendwann mißtrauisch frug: "Sag mal, wann warst Du denn eigentlich das letzte Mal beim Zahnarzt?"

Stammelnd gestand ich, daß dies etwa fünf Jahre bereits zurückliegen müsse und schiß mir beinahe in die Hosen vor Angst. Und irgendwann präsentierte sie mir einfach den Termin, den sie für mich gemacht hatte.
Dorthin wurde ich im Polizeigriff geführt, auch wenn ich vor Angst nicht einmal Widerstand zu leisten vermochte. Die Formalitäten konnte ich nicht selbst erledigen, ich zitterte und konnte nicht schreiben deswegen, und sprechen konnte ich auch kaum vor Angst. Auf dem Stuhl mußte ich dann Händchen gehalten bekommen, obgleich mein Kiefer gar nicht so schlimm aussah, wie er eigentlich hätte müssen nach der langen Zeit.

Irgendwann konnte ich auch alleine dorthin, auch selbst anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren, war mir irgendwann möglich. Auch die Spritzen zun nicht im geringsten weh, und die Betäubung sitzt. Nur die letzte Zahnextraktion war die Hölle. Ansonsten ist er prima, verständnisvoll und kaut mir auch nicht das Ohr ab. Eigentlich müßte ich doch gar keine Angst mehr haben.

Aber sie sitzt tief, die Angst, auch noch nach fünfzehn Jahren bester Behandlung. Manchmal überlege ich, ob ich nicht meinen Psychiater fragen soll, ob er mir dafür was verschreiben könnte, was auch immer.
Oder ist sich der Angst weiter zu stellen besser?
Ich weiß es nicht.

Eine der damals dort arbeitenden Zahnarzthelferinnen ist übrigens heute noch da. Und muß immer etwas grinsen, wenn ich komme.

Verzapft am 18. Juli 2011, so um 14 Uhr 49

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Kommentare

Was sagt Violine dazu?

18. Juli 2011 um 14 Uhr 58 (Permalink)

Ha, Du, ich gehe zu einer Zahnärztin, die auf Angspatienten spezialisiert ist.
Ich dachte, ich gehe da hin, weil die wohl nicht so grob sein wird, auch wenn ich nicht sonderlich Angst habe. Aber total wohl ist mir auch nicht auf dem Zahnarztstuhl. So fand ich das eine geschickte Wahl.

Was sagt kall dazu?

18. Juli 2011 um 15 Uhr 22 (Permalink)

Ich glaube stelln ist am ende die beste Wahl und zwar möglichst oft.

Ich habe einege einst extrem angsbesetzte Dinge aus dem medizinischen Bereich, die mir mittlerweile zur Routine geworden sind.

Dazu gehört unter anderem der Zahnarzt (beruht auf einem relativ traumatischen Erlebnis mit 10 Jahren). Ich war dann mit 18 das nächste mal da und bin dann mehr oder weniger widerwillig in größeren Abständen immer mal hingegangen. Das Erlebnis, dass es sooo schlimm nicht ist und man auch die unangenehmeren Sachen irgendwie übersteht, kann die Ansgt eine Weile verringern. Aber ich habe den persönlichen Eindruck, dass diese Erfahrung nicht sehr lange vorhält. Wenn also die Abstände zu groß werden, ist sie wieder da. Mittlerweile gehe ich wegen der angegriffenen Speichedrüsen mehrmals im Jahr hin, und das ist ziemliche Routine geworden.

Ähnlich erging es mir mit Blutabnahmen. Was hab ich mit 18(!) einen Riesenschiss vor der ersten gehabt. Ich hab's überlebt und es war eigentlich auch nicht sooo schlimm, eigentlich lächerlich. Aber da die nächsten immer erst im Abstand von mehreren Jahren kamen, hatte ich immer wieder Schiss.

Irgendwann wurden sie mehrmals jährlich notwendig, und von da an verging auch die Angst. Inziwschen werde ich ungefähr monatlich angestochen, oft mehrmals, und das ist jetzt reine Routine.

Lange Rede kurzer Sinn: Das Verlernen der Angst hält nach meiner Erfahrung nicht allzu lange vor und es ist besser in kürzeren Anständen zu "üben".

Was sagt Dieter dazu?

19. Juli 2011 um 03 Uhr 44 (Permalink)

Die längste Zahn-/ Kieferbehandlung an einem Stück (mit Pausen) dauerte ca. 6 Stunden.... Und in dieem Jahr? 2 Kiefernoperationen mit Implantaten. Keine Schmerzen - und ich gehe " gerne " zu meiner lieben Zahnärztin. Krank - was?

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 19. Juli 2011 um 08 Uhr 51 (Permalink)

Sechs Stunden?!? o.O Das würde ich nur mit kräftiger Sedierung überleben!

Eigenen Senf dazugeben?

Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.

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