Moskitos sind nichts dagegen.
Kategorie: Verschiedenes
Geisteskrank. Arbeitslos. Also asozial. Doch eines fehlte noch.
Natürlich war das kein Schnellschuß. Das erste Mal überlegte ich vor fast zehn
Jahren. Wer sich ewig bindet, prüfe vorher sorgfältig. Das habe ich getan. Länger als fürs Heiraten. Nun denn, vor zwei drei Jahren verdichtete sich mein Vorhaben. Wurde konkreter. Und weiter überdacht. Informationen eingeholt.
Wie das mit den Schmerzen ist? Ich bekam Auskünfte wie „Einen Sonnenbrand mit Schmirgelpapier reiben“ oder „Mit Brennesseln gepeitscht werden“. Das machte mir wenig Sorgen- nach sechs Marathons, davon einen mit verknackstem Fuß, weiß ich, was Schmerzen sind, die man freiwillig aushalten muß. Außerdem bin ich doch ein harter böser Bube. Oder so ähnlich.
Der Herr der Nadeln, macht einen eher sanftmütigen Eindruck. Ziemliche Pranken hat er da. Und wo um alles in der Welt ist er nicht eingefärbt? Die Pranken jedoch arbeiten sehr präzise, stelle ich später fest. Ein Bär von einem Mann, wild tätowiert und mit freundlichen Augen. Während er sein Zeugs richtet, bewundere ich seine beiden Boas, die er von seinem Sohn geerbt hat. Sympathischerweise hat eine gerade in die Ecke gekackt. Ich habe noch nie Schlangenscheiße gesehen!
Dann ab auf den Stuhl. Keine Gurte zum Festschnallen. Gegenüber die Liege für den Fall der Fälle. Mein Blick fällt nach schräg gegenüber auf den Autoklaven*1 Neben mir Ingo, sich Handschuhe überstreifend. Um mich Metal (sehr beruhigend). Ich bin eigentlich entspannt. Und das, obwohl ein Geräusch ertönt irgendwie zwischen klassischer Türklingel und Zahnarzt. Entsprechend sieht auch das Gerät aus. Desinfektion.
Wie fühlt es sich denn an?
Ich würde es beschreiben, als würde man mit so einem gezackten Tomatenmesser die Haut aufsägen. Nicht schlimm, aber Streicheleinheiten sind es auch nicht gerade. Allerdings, die Region schlüsselbeinwärts ist doch ein wenig empfindlicher. Ich verziehe keine Miene. Marathon ist auch nicht weniger hart. Also. Ich spanne ein paar Muskeln an, wenn nötig, und halte aus. Er bohrt ja nicht in meinen Zähnen herum.
Nein, Arschgeweihe hat er schon ewig nicht mehr „verkauft“, die will kein Arsch mehr haben, beantwortet er meine Frage grinsend, ruhig und immer konzentriert auf meinen Oberarm. Die Farben, noch immer -mittlerweile zu Unrecht- als giftig und krebserregend verschrien, unterlägen immer strengeren Vorschriften, inhaltlich wie auch hygienisch. Nicht mehr wie damals, als jeder Möchtegerner Menschen häßliche und billige Jugendsünden verpaßte, die er nun oft genug übertätowieren darf. Zwischendrin desinfiziert er meinen Arm immer wieder nach und entfernt damit überschüssige Tinte.
Nachdem er mit den Konturen fertig ist, wird gestreichelt. Jedenfalls wird dann mit einem anderem Piekedings-Aufsatz fortgefahren. Damit schmerzt die Flächen zu füllen fast gar nicht, jedenfalls im Vergleich. Allerdings, gegen Ende der Aktion, bei doch etwas mitgenommener Haut (man betrachte dies als frische großflächige Schürfwunde) und leicht nachlassender Kondition, ist in der bewußten Region auch dieses Instrument etwas unerfreulich. Doch dann ist er auch schon fertig. Pflegetipps für die nächste Zeit, und nicht vergessen zur Kontrolle und eventuellem Nachstechen zu kommen!
Der Schmerz läßt sehr schnell nach, was bleibt, ist irgendwie gefühlsmäßig einem leichten Sonnenbrand nicht unähnlich. Die Haut ist hart, ödematös geschwollen. Das Ergebnis, auf dem Bild etwa eine Stunde alt, sieht schon brauchbar aus.
- Anm. 1: Autoklav: Damit werden Instrumente sterilisiert.
Verzapft am 25. Oktober 2011, so um 08 Uhr 11
Kommentare
Was sagt Chrissi dazu?
25. Oktober 2011 um 10 Uhr 07 (Permalink)
Herzlichen Glückwunsch, das Motiv sieht klasse aus und soweit ich es erkennen kann, ist das Tattoo astrein gestochen. Hast du das Motiv dort ausgesucht oder hatte dein Stecher das so rumfliegen? Und die Frage aller Fragen, wie tief musstest du dafür in die Tasche greifen? Ich überlege auch, mir ein größeres Motiv stechen zu lassen, bis jetzt halten mich die Kosten ab.
Ich bin übrigens erst dank TOM auf dich gestoßen, die Zahnbürstenvorstellung war sehr amüsant, vielen Dank für den Lacher am Morgen und im Allgemeinen schau ich jeden Tag mal rein, du schreibst toll! Und ich würde dich jederzeit als König wählen, ganz im Sinne von: Metal an die Macht!!!
Was sagt Ma Rode dazu?
25. Oktober 2011 um 10 Uhr 39 (Permalink)
Ich finde, dass die meisten Leute sich kein Tattoo erlauben dürfen (Stichwort Arschgeweih). Ich mag keine solche Hautstichbilder und besitze auch keines. Aber bei Dir passt es wie die Faust aufs Auge. Du bist Metaller, Du bist ein Freak, es schreit geradezu nach Tattoo (hui, reimt sich). Sieht Spitze aus und passt hervorragend zu Dir! Gratulation!
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.