Baum der Erkenntnis: Gibt es ein Leben nach der Privatsphäre?
Kategorie: Vernetzt
Ich lasse hier ja schon um die zehn Jahre öffentlich die Hosen und Röcke runter, Twitter und Fratzbuch brauchte ich dafür nicht. Das Internet als solches reicht schon aus, obwohl soziale Netzwerke den öffentlichen Striptease erheblich effektiver werden lassen.
Die Story mit dem Sündenfall (Adam, Eva und ein Schlangentier bekommen Ärger mit einem Gott, weil sie Äpfel gegessen haben) wäre trotz der Tatsache, daß sie wohl nicht stattgefunden hat, ein nettes Beispiel, wie sich etwas verändert. Unter anderem schnallten die zwei nach Apfelkonsum*1, daß sie nackig sind und so. Sie bekommen dadurch quasi ein Bewußtsein, auch ein Selbst-Bewußtsein, was natürlich alles verändert. Der, der diese Apfelpflanze in greifbare Nähe gesetzt hat, ist ziemlich stinkig.
Die Entwicklung des menschlichen Bewußtseins auf das Niveau, welches Kultur hervorbrachte, dauerte natürlich etwas länger. Doch der Prozeß war und ist nicht aufzuhalten (gewesen). Wenn etwas da ist, ist es da. Wie die Atombombe, das Automobil und andere Dinge.
Persönliche Daten*2 werden schon lange gesammelt zwecks möglichst zielgerichteter „Kundenpflege“. Früher zum Beispiel gerne vermittels Preisrätseln und derartigem Zeugs. Und dann an Werbetreiber verkauft.
Dann kam das Internet, und mit dem Internet die viel effektivere Verschleuderung. Alles schneller, einfacher, weniger Zeit und Gelegenheit zum Überdenken. Kostenlose Angebote hier, „soziale“ Netzwerke dort. Überall geben wir freudig unsere intimsten Geheimnisse preis und erregen uns dann ob mangelnden Datenschutzes. So weit, so alt.
Oder wird die Privatsphäre überbewertet?*3
Sie bröckelt überall, wo nicht andere daran fressen, tun wir es selbst. Und wenn es einst keine Privatsphäre mehr geben sollte? Wir wären dann gleichsam nackt wie Adam und Eva im Parasit. Und sie schämeten sich nicht.
Läßt diese Entwicklung sich überhaupt noch aufhalten? Macht das anzustreben überhaupt Sinn?
„Der Preis des Bewußtseins ist das Leid.“ (U. Hundeiker) - Vielleicht wären wir ohne Bewußtsein besser dran. Oder? Das Bewußtsein ermöglicht immerhin auch Freude. Ob der Wegfall der Privatsphäre eher nachteilig oder vorteilhaft sein wird läßt sich nur praktisch testen.
Wir werden sehen. Oder auch nicht.
Des Apfels Verzehr jedenfalls läßt sich nicht rückgängig machen.
- Anm. 1: Apfel: Obst ist offensichtlich nicht nur gesund, sondern fördert auch das Denkvermögen- auch wenn die Bibel das wohl nicht direkt so sagen wollte...
- Anm. 2: Persönliche Daten: Nicht nur die Stammdaten wie Anschrift usw., sondern auch und vor allem Interessen und so
- Anm. 3: Nein, ich bin nicht gegen Datenschutz. Letztlich sind dies hier Überlegungen, mehr nicht. Beteiligung erwünscht!
Verzapft am 16. Dezember 2011, so um 17 Uhr 34
Kommentare
Was sagt Waelti dazu?
16. Dezember 2011 um 17 Uhr 57 (Permalink)
„Der Preis des Bewußtseins ist das Leid.“
Das stimmt so nicht.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 16. Dezember 2011 um 19 Uhr 31 (Permalink)
Das Bewußtsein ermöglicht immerhin auch Freude.
Stimmt auch so nicht?
Was sagt Waelti dazu?
16. Dezember 2011 um 20 Uhr 24 (Permalink)
So kommen wir der Sache schon näher
Ich gehe im Wald spazieren. Nehme den Baum bewusst war. Ich spüre, dass die Wiese weicher ist, als der Schotterweg. Heute zaust der Wind in den Haaren, kann ich auch ganz bewusst wahrnehmen.
(Ich könnte noch viel schreiben, kennst mich ja )
Bewusst-Sein ist nur Bewusst-Sein. Sonst nix. Freude oder Leid können erst entstehen, wenn ich das Wahrgenommene mit etwas vergleiche, einen Bezug herstelle. Sonst ist das ganz einfach Neutral. "Es ist".
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 16. Dezember 2011 um 21 Uhr 26 (Permalink)
Für den Vergleich mußt Du Dir aber bewußt-sein, daß zu vergleichende Umstände und ein Unterschied besteht. Leiden erfordert bewußte Wahrnehmung. Wie Freude auch, zwei Sätze später.
Was sagt Waelti dazu?
16. Dezember 2011 um 22 Uhr 31 (Permalink)
Ja, ich stimme dem Teil
"Leiden erfordert bewußte Wahrnehmung" 100% zu.
Können wir uns darauf einigen: der Umkehrschluss muss nicht richtig sein?
(Für die Freude gilt IMHO dann genau das Gleiche.)
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 16. Dezember 2011 um 22 Uhr 38 (Permalink)
Bewußtsein bedingt in der Regel Emotionen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.