Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Das Ding für Angeber.

Kategorie: Vernetzt

Anfang der Neunziger breiteten sie sich langsam aus: Mobiltelefone, auf Denglisch Handy genannt. Viele Menschen liefen zunächst mit Atrappen herum oder ließen sich von speziellen Diensten anrufen, um wichtig tun zu können, und machten sich damit meist lächerlich. Das Statussymbol des mobilen Telephons, welches einst den Kofferraum einer große Limousine ausfüllte und teurer war als das Fahrzeug selbst, war stark geschrumpft und erreichbarer geworden durch neue Techniken. Und es wurde erschwinglich genug für die Neureichen und Angeber.

Karikatur: W48 mit AntenneHeutzutage besitzt fast jeder eines, und man kann damit mehr machen als nur telephonieren. Es ist so selbstverständlich geworden wie das Zähneputzen, hat man keins, gilt man als verrückt.

Gegen Ende der Neunziger waren die Dinger dann schon ziemlich bezahlbar, und in der ersten Hälfte des Jahres 1999 besaß ich selbst eines, geliehen, mit einem Schnuppervertrag, weil mir der Pager (Für die Kinder: so eine Art Empfänger für eine Art SMS, aber nur Empfänger!) lästig wurde: Pieps, Telephonzelle, zurückrufen. Ich hatte gerade Probleme bzw. monatelang kein Festnetz wegen Umzugs. Ich gab das Gerät nach dem halben Jahr zurück, und gut wars.

Es war ein ziemlich großer Knochen gewesen, einzeiliges Monochromdisplay und so. Und nicht sehr stylisch. Aber egal. Ich brauchte so etwas ja gar nicht.

Nun begab sich aber zu dieser Zeit, daß ich ständig auf dem Weg von und zur Arbeit Mobiltelephone fand. Auf dem Fundbüro kannte man mich schon sehr gut und grinste. Nach dem obligatorischen halben Jahr holte ich mir dann meinen Finderlohn ab. Das waren üblicherweise zehn bis zwanzig Mark, die ich in der nächstgelegenen Eisdiele umsetzte.

Doch es kam, wie es kommen mußte: Eines Tages gab es nicht den Finderlohn, sondern das nicht abgeholte Gerät! So dachte ich mir, wenn ich schon eines habe, beschaffe ich mir ein Ladegerät und dieses Dings zum da reinstecken und anrufen. Damit meinte ich die SIM-Karte.

Irgendwann fiel es mir mal runter und ging kaputt, wie üblich. Ich kümmerte mich nicht darum, bis meine Damalige moserte, ich sei gar nicht mehr erreichbar. Ersatz beschafft, noch ohne Kamera.

Seitdem trage ich ein Mobiltelephon mit mir herum. Ich hasse telephonieren. Aber dafür nutze ich es auch kaum. Man kann so viele andere schöne Sachen machen damit...

Wie kamen wir nur früher zurecht?

Verzapft am 01. April 2011, so um 12 Uhr 11

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Kommentare

Was sagt Big Al dazu?

01. April 2011 um 17 Uhr 11 (Permalink)

Früher:
1.-Haben wir uns an unsere Verabredungen/Termine gehalten. Außer plötzlicher Krankheit oder Unfall hielt uns nix davon ab unsere Termine wahrzunehmen.
Wir waren die Härtesten!
2.-Haben wir nicht ständig umgeplant und unsere und anderer Leute Pläne dadurch mehrmals am Tag über den Haufen geworfen.
3.-Haben wir uns nicht ständig gegenseitig darüber informiert wo wir was gerade wie machen. Wozu auch?
4.-Gab es meistens noch schriftliche Fahrpläne und die Bahn/der Bus fuhren meistens pünktlich.
5.-Hatten wir entweder die Telefonnummern unserer Freunde, Bekannten und Verwandten meistens im Kopf oder in einem Notizheft (sog. Telefonnummernverzeichnis).
7.-Haben wir die gelben Telefonzellen a: leichter gefunden und b: waren diese meistens sogar noch zweckgemäß benutzbar.
8.-War sowieso alles besser.
9.-Haben wir sogar noch Landkarten/Stadtpläne usw. benutzt und waren uns nicht zu schade nach dem Weg zu fragen.
10.-War "2 go" oder "to go" noch etwas irgendwo im Ausland. ("to go"-Kultur heute: Immer auf dem Sprung, jaja...)
11.-Zumindest war es weniger hektisch.
12.-Trugen wir unmögliche Frisuren und ebensolche Klamotten.
Fazit:
Bei mir bleibt das Mobiltelefon öfter aus. Back to the roots.
B. A. packt jetzt sein uraltes Festnetztelefon wieder aus.

Was sagt kall dazu?

01. April 2011 um 18 Uhr 58 (Permalink)

Ich unterschreib jetzt mal so zeimlich alles bei B.A. unt hätte noch anzumerken:
Als ich so ca. 4-8 Jahre alt war, kam ein recht großer Teil der Nachbarschaft zu UNS zum Telefonieren, weil auch das Festnetz längst nicht bei jedem selbstverständlich war (auf'm Land). Da mein Opa eine Schreinerei hatte, hatten wir eben schon länger Telefon. Auch wurde öfter bei uns für Nachbarn angerufen, weshalb ich dann losgeschickt wurde, die Betreffenden an den Apparat zu zerren.
Und zu meinen guten Zeiten (Ende 70er) hatte ich so ca. 50 Telefonnummern problemslos im Bio-RAM gespeichert Anfangs meines Studiums hatte ich auch noch kein eigenes Festnetztelefon, sondern musste einen der gelben Kästen benutzen (die allerdings wirklich an jeder 2. Straßenecke standen, aber im Gegensatz zu B.A.s Erinnerungen zumindest in Bonn auch etwa zur Hälfte kaputt waren). Trotzdem fanden eigentlich ziemlich regelmäßig Treffen und Feten statt, und eigentlich waren fast immer alle da. Ich weiß auch nicht wie wir das geschafft haben. Es gab übrigens auch noch Studentenwohnheime mit einem _einzigen_ Telefon für alle. Da konnte es schon mal 5 min dauern, bis jemand den Gesprächspartner aus dem 5. Stock ans Telefon geschleppt hatte.

Irgendwie find ich das im Nachherein doch recht gemütlich ...
... wenn man nicht grad im Schneesturm vor der Telefonzelle warten musste wink

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 01. April 2011 um 19 Uhr 20 (Permalink)

Wir hatten fünfstellige Telephonnummern statt einer fünfstelligen Zahl an Einträgen im Mobiltelephonbuch. Wenn man nicht zu Hause war, dann war man nicht zu Hause.

Fasse Dich kurz.

Wir verabredeten uns ohnehin schon in der Schule. Wozu telephonieren?

Als ich das erste Mal einen Computer berührte, war ich zwölf. War ein Sinclair, glaube ich.

Ich war im Sommer ständig mit den anderen im Wald (und jeden Abend verzeckt). Wenn etwas passierte, mußten wir eben erstmal nach Hause irgendwie.

Was sagt Big Al dazu?

01. April 2011 um 19 Uhr 46 (Permalink)

Weiter in der Sentimentalitätenliste.
Mir ist gerade so danach.
Zumindest bei uns am Ort waren an den strategisch wichtigen Stellen (am Sportplatz incl. Sportlerkneipe, der Festplatz war da auch, am Bahnhof, bei der Post wink und entlang der 2 Hauptstraßen) genügend gelbe Telefonhäuschen aufgestellt.
Computer?
War noch in weiter Ferne, das Thema.
Zecken und Wald, jaja, wie geschrieben, wir waren die Härtesten.
Irgendeiner hat IMMER geblutet. Nach unseren Abenteuern.
Heute ist, auf Wunsch des Kollegiums, meine ehemalige Schule EINGEZÄUNT! VERRAMMELT UND VERRIEGELT!!
War früher ein doller Spielplatz, mit Rampen welche wir mit unseren Fahrrädern hoch-und runterrasten, Skateparks und Halfpipes usw. gab es (noch) nicht.
Damals wären Mobiltelefone wahrscheinlich noch häufiger als jetzt zu Bruch gegangen...

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 01. April 2011 um 19 Uhr 54 (Permalink)

Irgendeiner hat IMMER geblutet. Nach unseren Abenteuern.


Wobei „bluten“ erst bei einem Blutverlust von mindestens einer Tasse anfing! Alles darunter war Pipifax. Wirklich interessante Wunden wurden zu Hause genäht.

Eigenen Senf dazugeben?

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