Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Bedarf scheint vorhanden.

Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung

Angesichts der Schrecken von Krieg und Vertreibung sollten wir froh sein, wenn wir diesen nicht ausgesetzt sind. Desto seltsamer finde ich, daß eine Menge (erwachsener!) Menschen mangels Echtsituation Krieg spielen wollen. Ausreichend viele, daß sich seit vielen Jahren ein Fachgeschäft für dafüriges Material behaupten kann:
Münsters Fachgeschäft für möglichst authentisches Kriegsspielzeig bei Nacht und unscharf.
Immerhin- Panzer haben sie nicht im Sortiment, zumindest keine richtig echten.

Was um alles in der Welt läuft da schief?

Vor etlichen Jahren radelte ich, heimwegs vom Zuvieldienst, durch den Boniburger Walf zwischen Sudmühle und Handorf, als ich drei auf jeden Fall volljährige Kerls in Tarnanzügen und mit Holzgewehren durch das Herbstlaub robben sah. Nein, das waren auch keine richtigen Soldaten! Die haben gespielt in einem Alter, in welchem man aus derartigem herausgewachsen sein sollte.

Ich kenne viele Menschen, die vom Krieg mehr erlebt haben, als ihnen lieb ist, heute noch, sechsundsechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Einer, der aus dem Luftschutzbunker kommend seine liebste Schulfreundin kopflos zwischen Trümmern vorfand. Ein weiterer, der eingekesselt und unter Beschuß mit dem letzten noch halbwegs funktionierenden Flieger Richtung Westen geschafft wurde. Wieder einer, der ebenso wie die anderen noch Kind, vor Tieffliegern aus dem Flüchtlingszug in den Wald floh und verzweifelte Mütter ihre von Kugeln zerfetzten Kinder im Arm halten sah. Ein weiterer, der mir sein Herz ausschütte, weil das Gewissen ihn noch 1994 plagte. Er hatte einen Bunker mit Mann, Frau, Kind, Maus in die Luft gejagt hatte.

Krieg ist doch kein Vergnügen. Das spielt man doch nicht?

Verzapft am 19. Januar 2012, so um 11 Uhr 01

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Kommentare

Was sagt Ma Rode dazu?

19. Januar 2012 um 11 Uhr 23 (Permalink)

Dito dieses Paintball-Phänomen ... widerlich. Da spielen hauptsächlich junge Leute, die sich mit bunten Farbbällen beschiessen und gucken wie Arnold Schwarzenegger bei Durchfall. Ob die wirklich wissen, was Krieg ist?

Was sagt Michael dazu?

19. Januar 2012 um 15 Uhr 14 (Permalink)

Ja, so ist das heute in der Welt. Die Flucht in Scheinrealitäten, macht fasst jeder. Fängt beim Computerspiel an, über Paintballspiele bis zum Amoglauf. Ich nenne das "Zeichen der letzten Zeit". Steht sogar in der Bibel, im Themothius Kapitel 3. Aber jemand der wirklich Krieg und Elend erlebt hat, der spielt einen solchen Unsinn nicht.
Gruß Michael

Was sagt der Lüder dazu?

19. Januar 2012 um 15 Uhr 53 (Permalink)

nun, sicherlich gibt es unter Paintballspielern, Sportschützen u.ä. welche, die Krieg als Abenteuer ansehen und es für männlich halten, sich als Soldaten darzustellen. Die meisten Paintballspieler die ich kenne (und mit denen ich auch gelegentlich schon gespielt habe) sehen das ganze allerdings als Spiel bzw. Sport. Und unter den Spielern, die ich besser kenne ist nicht ein einziger, der glaubt, Waffengewalt und Krieg sei toll.
Es ist halt ein Spiel, nur eben für Erwachsene. Wer hat als Kind nicht Cowboy und Indianer gespielt oder kleine Plastiksoldaten sich gegenseitig erschießen lassen, oder zumindest die Freunde im Spiel mit Spritzpistolen und Wasserbomben "erschossen"? Genau wie Rollenspiele ist dies das Betreten einer anderen Realität, einer Fantasie. Aber eine Flucht in diese Realität kann ich keinem meiner Bekannten vorwerfen!

Eigenen Senf dazugeben?

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