09. Mai 2009
Ich hatte Angst.
Kategorie: Verrueckt
Als ich irgendwann das erste Mal wegen meiner Depression in der Psychiatrie landete, weil nichts mehr ging, gar nichts, wurde eine Angst in mir übermächtig.
Wie würde es mit mir und meiner Arbeit weitergehen?
Für die Erlaubnis, als Krankenpfleger zu arbeiten, muß man geeignet sein, und zwar physisch und psychisch.
Nun war ich also offiziell psychisch krank. Würde ich wieder in meinen Beruf zurückkehren dürfen, den ich so liebe? Das zog mich NOCH weiter herunter. Die Ärztin beruhigte mich: Zuerst einmal ginge es um MICH. Und um mein Überleben. Und um die Wiedererlangung meiner seelischen Gesundheit. Außerdem sei ich nicht der einzige, der trotz Depression und Medikamenten und stationärer Therapie dennoch diesen Beruf ausübe.
Tatsache- ich übe ihn wieder aus.
[ 05 Uhr 31 ] - [ 2 Kommentare ]
04. Mai 2009
Fast wie Weihnachten
Kategorie: Verrueckt
Letztens mußte ich mal wieder zu meinem Psychiater. Zum einen, weil ich seit zwei Monaten fast gar nicht mehr geschlafen hatte- das Promethazin brachte es offensichtlich nicht mehr. Nun gibt es stattdessen Quetiapin. Damit schlafe ich jetzt wieder prima. Und auch wenn einem bei der Lektüre des Beipackzettels und des Fachinfoservice (auf den ich ja als Fachkraft im Gesundheitswesen Zugriff habe) übel werden könnte- ich verspüre keinerlei Nebenwirkungen.
Und außerdem brauchte ich noch ein Rezept für mein Lithiumcarbonat (Quilonum retard) und fürs Venlafaxin, mein Antidepressivum. Ich wollte ja heil aus der Schweiz zurückkommen. Nun hatte er gerade Probepackungen bekommen von letzterem. Und als guter Kunde, der sich an den Rezeptgebühren dumm und dämlich bezahlt, weil er keine Befreiung davon bekommt, gab er mir gleich eine Handvoll mit. Zusätzlich zum Rezept für einhundert 75er. Nach Herrn Adam Ries komme ich damit ganze 64 Tage aus. Einen Monat gespart.
Beim Großputz fand ich auch die verbaselte Packung Quilonum wieder. Ich hätte sie sehen müssen. War immerzu auf meiner Augenhöhe und keineswegs irgendwie versteckt.
[ 05 Uhr 43 ] - [ 4 Kommentare ]
01. Mai 2009
Fast dankbar
Kategorie: Verrueckt
Eigentlich kann ich meiner Depression fast dankbar sein. Ich habe durch sie viele, viele liebe Menschen kennengelernt. Ich habe Kontakte in vielen Städten Deutschlands und der Schweiz dazugewonnen. Manche besuche ich auch schon mal.Und bei vielen, die ich schon kannte, habe ich feststellen dürfen, wie sehr sie zu mir halten. Bei eigentlich fast allen. Mein Verhältnis zu vielen Menschen ist sehr viel enger geworden. Ich nehme, da ich nun nicht mehr ständig darüber nachdenken muß, wie ich am besten sterbe, das Leben wesentlich bewußter wahr. Dadurch, daß ich weiß, was sich beschissen zu fühlen bedeuten kann, dadurch, daß ich dem Tod näher war als dem Leben, dadurch fühlt sich selbst eine Stimmung, die andere nur normal finden würden, schon großartig an.
Danke, schwarze Lady, daß Du mich wieder Leben läßt!
Trotzdem, lieber wäre ich gesund.
[ 08 Uhr 45 ] - [ 4 Kommentare ]
27. April 2009
Lieber fett und fröhlich als dünn und depressiv.
Kategorie: Verrueckt
Das ist seit geraumer Zeit mein Motto. Nachdem das Projekt FENIZUGDAH durch fortlaufende Hospitalisierung meinereiner gescheitert wurde und ich im Gegenteil nach meinem ersten Suizidversuch mit meinen Medikamenten umgestellt wurde, bekam ich u.a. auch Risperidon. Und nahm innerhalb kürzester Zeit 30 (in Worten: dreißig) Kilo zu und war damit FETT.
Ich habe diesen Preis gerne bezahlt. Hauptsache, nicht mehr sterben wollen, Lebensmut und Lebensqualität wiedererlangen, freiwillig rasieren und nicht auf Aufforderung...
Natürlich wäre ich lieber schlank und fröhlich.
Natürlich bin ich nicht glücklich bin ich mit dieser Wampe und ich bin heilfroh, daß ich seit einigen Monaten kein Risperidon mehr bekomme. Seitdem nehme ich auch ab, bislang neun Kilo. Das spüre ich schon.
Aber unglücklich bin ich deswegen auch nicht. Es geht mir gut. Auch wenn sich jemand bei prinzzess anders dazu geäußert hat. Vielleicht war ich etwas harsch- aber solche Verständnislosigkeit ärgert mich doch.
[ 05 Uhr 01 ] - [ 21 Kommentare ]
22. April 2009
+41
Kategorie: Verrueckt
Über www.depri.ch habe ich mittlerweile etliche Kontakte. Im Bundesgebiet. Und in der Schweiz. In letzterer is nich mit Flatrate, und unter Geisteskranken telephoniert man schon mal etwas ausgiebiger. Und das passiert ausgerechnet mir, wo ich doch telephonieren immer so gehaßt habe...
Jetzt habe ich mir für zweifuffzich im Monat die Gespräche verbilligen lassen. Es lohnt sich.
Und immer wieder klingelt das Telephon... +41
[ 07 Uhr 01 ] - [ Noch kein Kommentar ]
31. März 2009
Doc Morris
Kategorie: Verrueckt
Pharmama, Apothekerin und Mutter aus der schönen Schweiz, schreibte kürzelich:
Liebe Kundin, lieber Kunde,
immer wieder fordern Krankenkassen Ihre Kunden auf, sich künftig Medikamente per Versandhandel schicken zu lassen. Die dabei empfohlene Versandfirma „Zur Rose“ ist eine Gründung von geschäftstüchtigen Ärzten im Kanton Thurgau, die Mediservice ein Ableger des Grosshandelsmoguls Galenika.
Ein Freund versucht mich immer von Doc Morris zu überzeugen. Aber die nächste Apotheke ist näher als der nächste Briefkasten, ich muß das Paket nicht auf der Hauptpost abholen, weil ich nie da bin, wenn die Post kommt, und außerdem kennt man mich in meiner kleinen Apotheke mit Namen und begrüßt mich freundlich mit diesem.
Gerade das würde mir fehlen.
Meine Medikamente sind auch immer vorrätig, außer wenn meine Krankenkasse mal wieder mit einer anderen Pharmafirma bestochen wird kooperiert. Die freundliche Apothekerin teilt mir mit, welche Medikamente sich mit meinen vertragen und fragt, wie es mir denn geht.
Wie im Tante-Emma-Laden. Persönlich eben.
[ 22 Uhr 10 ] - [ 4 Kommentare ]
26. März 2009
Hypochondrie
Kategorie: Verrueckt
Über Hypochonder werden ja gerne Witze gemacht, und kaum einer nimmt so etwas ernst. Glücklich derjenige, der damit keine Probleme hat- denn der Leidensdruck ist nicht unerheblich. Eher fürchterlich.
Eine Freundin von mir hat genau dieses Problem. Und wenn sie mal wieder Krebs, Herzinfarkt oder ähnliches zu haben glaubt, dann hat sie Angst. Todesangst. Das ist überhaupt nicht komisch. Ich kann über diesbezügliche Witze praktisch gar nicht mehr lachen. Denn die Betreffenden leiden ganz furchtbar.
Ich kann sie zum Glück immer recht schnell wieder beruhigen.
Wie so etwas funktioniert? Erstmal die Leute ernst nehmen und nicht auslachen. Das ist, denke ich, das wichtigste. Ich will ja auch ernst geneommen werden, und auch ich habe schon mal nicht wirklich begründete Sorgen. Das irgendwie abzutun ist da wenig hilfreich.
Ich kenne mich außerdem berufsbedingt auch ein wenig mit Krankheiten aus (wäre ja schlimm, wenn nicht). Und wenn nicht, dann weiß ich, wo ich mich belesen muß. Dadurch weiß ich dann auch, wie ich meinen Standpunkt begründen muß, damit sie mich versteht und das ganze akzeptieren kann. Das war es dann auch schon so ziemlich. Eigentlich nicht schwer. Wenn man eben Hypochondrie als Krankheit ernst nimmt.
Ein wenig mehr Toleranz würde da viel helfen. Wie bei jeder anderen Krankheit auch.
[ 07 Uhr 23 ] - [ 1 Kommentar ]
18. März 2009
Bemerkenswert
Kategorie: Verrueckt
Nun hatte ich gerade meine drei ersten REGULÄREN Nachtwachen- ohne jemanden dabei, der mir zur Seite steht, allein und voll verantwortlich. Ich bin wieder ein voll einsetzbarer Mitarbeiter ohne Extrawurst wegen der Depression. Fühlt sich gut an!
Gestern konnte ich jedoch nur bis Mittag schlafen. Fortbildung Onkologie (Hat nichts mit Verwandtschaft zu tun sondern mit Krebs) und danach noch Arbeitsgruppe Intranet. Als ich daheim ankam war ich dann doch ziemlich platt.
Aber heute bin ich um 6:30 Uhr erwacht- AUSGESCHLAFEN!
[ 07 Uhr 12 ] - [ 3 Kommentare ]
20. Februar 2009
Freund Hein II
Kategorie: Verrueckt
Freund Hein kommt, wenn er es für richtig hält.
Heute war er bei A., einer Bekannten von mir.
Ich bin traurig.
[ 22 Uhr 51 ] - [ 3 Kommentare ]
12. Februar 2009
Umbenannt
Kategorie: Verrueckt
Vor vielen Jahren wurde auf dem Gelände des Gutes Mariental die erste Irrenanstalt Münsters eingerichtet. Noch heute nennen es viele ältere Münsteraner Mariental, auch wenn später daraus das Landeskrankenhaus (LKH) wurde, in dem ich dann später (ca. 1994) meinen Psychiatrieeinsatz hatte. Richtig, der mit dem vollgekackten und verstopften Klo.
Nach meinem Examen 1996 hieß es recht bald Westfälische Kliniken für Psychiatrie (WKfP). Später wurde dann daraus Westfälische Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie (WKfPP). Noch etwas später wurde es umbenannt in schlicht Westfälische Kliniken Münster (WKM). Vielleicht fühlte sich deren Innere Abteilung diskriminiert? Als ich 2006 das erste Mal dort Patient war, hieß es noch so. Ein Jahr später dann stand auf dem Briefkopf plötzlich LWL-Kliniken Münster (LWL=Landschafstverband Westfalen-Lippe).
Ob da jemand einen geheimen Vertrag mit einer Briefkopfdruckerei hatte? Vier Umbenennungen in 13 Jahren?
Gut, es störte mich nicht wirklich.
Als ich nach meinem letzten Suizidversuch dann im LKH Osnabrück landete, forderten die mit meiner Erlaubnis Unterlagen von meinem Psychiater und meinem Psychologen an. Ich unterschrieb ein Formular dafür, und dachte nicht weiter drüber nach.
Dann wurde zum Oktober die Klinik an den Schweizer AMEOS-Krankenhauskonzern übergeben, an den das Land Niedersachsen die Klinik verschachert hatte. Dadurch änderte sich allerdings erstmal nichts für mich, nur die Schilder wurden ausgetauscht. Bei Entlassung unterschrieb ich wie immer, daß mein Doc und mein Therapeut den Arztbrief bekommen sollten. Und fur heim. Nach 6 Wochen Tagesklinik ging wieder alles seinen gewohnten Gang. Nur beschwerten sich sowohl Therapeut als auch Doc darüber, daß noch immer kein Arztbrief vom LKH eingetroffen sei. Irgendwann sagte ich, das könne nicht sein, ich hätte schließlich in die Übermittlung eingewilligt.
Ja, vom LKH, das damals die Unterlagen angefordert hatte, sind nach wie vor keine Entlaßunterlagen da. Nur vom AMEOS-Klinikum.
AHA!
Das ließ sich aufklären.
[ 09 Uhr 16 ] - [ 5 Kommentare ]
07. Februar 2009
Geschwister
Kategorie: Verrueckt
Ich war im Sommer 2007 zweieinhalb Monate auf der geschlossenen Kriseninterventionsstation der Psychiatrie. An dem Zimmer, das ich immer Dienstzimmer nenne, war die veraltete Beschriftung "Schwesternzimmer" überklebt.
Es nannte sich "Geschwisterzimmer".
[ 21 Uhr 00 ] - [ 1 Kommentar ]
05. Februar 2009
Beim Psychiater
Kategorie: Verrueckt
Heute morgen ging es mir noch gut.
Jetzt nicht mehr.
Jetzt geht es mir SEHR gut.
Ich war bei meinem Psychiater. Ich schilderte ihm die Ereignisse der vergangen Wochen. Daß ich zwei depressive Tage hatte. Trotzdem nicht hoffnungslos wurde, sondern sicher war, daß das wieder weggeht. Von den extremen Belastungssituationen in der letzten Zeit. Und wie ich damit umgegangen bin.
Ich hatte nicht gedacht, daß sich seine Zufriedenheit vom letzten Mal noch steigern ließe.
Er fand gut, daß ich in der Lage bin, mir Hilfe zu holen, wenn ich nicht klarkomme. Und daß ich besser sagen kann, wenn mir etwas doch zuviel wird. Und daß ich Spaß an der Arbeit habe, Kraft daraus beziehe trotz der vielen traurigen Schicksale, die ich für mich positiv umdeuten kann. Daß mich meine Schlafstörungen nicht mehr so stören. Daß ich mich traue, Nachtwachen wieder zu Normalbedingungen zu machen, ohne Schonung.
[ 17 Uhr 00 ] - [ Noch kein Kommentar ]
26. Januar 2009
Verlust
Kategorie: Verrueckt
Das kann auch nur mir passieren: Gestern beim Richten der Medikamente für die kommende Woche mußte ich feststellen, daß mein Quilonum retard (Lithiumcarbonat) weg war. Die einzige Erklärung: Ich muß sie beim Aufräumen versehentlich weggeworfen haben. Sie war noch fast voll....
Kein Problem, ich bekomme natürlich ein neues Rezept bei meinem Psychiater. Allerdings natürlich nur ein Privatrezept zum selbst bezahlen. Unter meiner Doofheit braucht weder mein Doc bzw. sein Budget noch meine Krankenkasse zu leiden.
Der Spaß hat mich 27 Euro gekostet. Zum Glück war es nicht das Venlafaxin, das ist nämlich ungefähr zehnmal so teuer.
[ 12 Uhr 20 ] - [ 3 Kommentare ]
24. Januar 2009
Nachtschicht
Kategorie: Verrueckt
Ich mache jetzt auch seit einiger Zeit wieder Nachtdienste, was auch immer besser klappt.
Wir haben im Haus Springernachtwachen, die von anderen Stationen zur Hilfe geholt werden können, zB für Blut-, PatientInnen- und Leichentransporte sowie zum Umlagern von PatientInnen. Diese Nachtwache ist immer auf der Station stationiert, zu der sie auch sonst gehört.
Bisher habe ich immer mit Springer gewacht, also nie ganz alleine. Aber JETZT hatte ich meine erste ganz alleinige Nacht, und es ging prima.
Wieder ein Stück Normalität gewonnen.
[ 21 Uhr 31 ] - [ 2 Kommentare ]
05. Januar 2009
Das Zitat der Woche
Kategorie: Verrueckt
Mir gefällt schon lange die Idee, daß Gott selber so depressiv war und ihm so unendlich langeweilig war, daß er die Welt einfach erschaffen mußte.
Aus www.depri.ch
[ 22 Uhr 40 ] - [ 3 Kommentare ]
Wunschzettel Tee