Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Schlüsselerlebnisse.

Kategorie: Verrueckt

Die Insignien der Zugehörigkeit.
Die Dienstschlüssel.Am Montag, den ersten Juli 1991, stand der strubbelige neue Zivi auf der Matte. Und mußte sich erstmal ein Haargummi beschaffen. Und sich an einiges gewöhnen, was anders war als in der Schule.
Und er blieb.

Soeben, ziemlich genau zwanzig Jahre später, gab er seinen Schlüsselbund ab, der ihn lange begleitet hatte. Doch fiel es ihm gar nicht so schwer, und der Wehmut war nur wenig. Seltsam eigentlich.
Diese Schlüssel, für sämtliche Räume auf der Station, für einige spezielle Türen im Haus, für Alarmfahrten im Notfall für den Aufzug, für die Medikamentenschränke und den Spind, in welchem er neulich beim Ausräumen sogar noch D-Mark-Münzen gefunden hatte...
D-Mark-Münzen.
Nun verbindet ihn zumindest technisch und organisatorisch nichts mehr mit der Klinik. Und doch- mittlerweile denkt er wieder gerne zurück an die Zeiten, in denen er besser zurecht war und alles gut war dort. Und den Spaß, den man miteinander hatte, und den Kummer wegen bestimmter PatientInnen, den man teilte.

Es war doch eine sehr schöne Zeit und sehr wichtig für sein Leben, doch nun ist dieser Abschnitt vorbei. Und es ist auch gut so.

Lob und Tadel
Er traf ein paar KollegInnen an, und sie strahlten über das ganze Gesicht, offensichtlich ehrlich erfreut, ihn wohlauf zu sehen. Schauspielerei hätte er erkannt. Das tat sehr gut. Und offensichtlich niemand grollte ihm, daß er in schlechteren Tagen den Betrieb teilweise nicht unerheblich behinderte durch mangelnde Konzentration und Geschwindigkeit. Und sie freuten sich, daß es für ihn weiterging, und zwar so weiterging, wie es auch gut zu sein schien. Sie fragten ihm ein halbes Loch in den Bauch, wie er sich fühle und wie es weitergehe.

Und sie sprachen: "Jetzt siehst Du wieder richtig gut und fit aus!", und es war ehrlich gemeint. Und, seltsam genug, konnte er sogar das Kompliment annehmen, wo sonst üblicherweise die Schwarze Lady die Annahme von Gutem verbot.

Eine Art Erkenntnis
So erkannte er, daß Lob im Zweifel ehrlich ist. Denn leichter wird getadelt denn gelobt, wie er in früheren Gesprächen mit der Führungsebene feststellen mußte. Wenn denn also mal gelobt werde, dachte er bei sich, dann wird es wahres Lob sein, denn mit falschem Lob müsse niemand geizen.

Conclusio
Was sollte also all der Groll, der an ihm gefressen hatte wie eine bösartige Larve? Die Schwarze Lady hatte ihm die Augen verschleiert, daß er nur noch grau gesehen. Und nun, im Lichte, schien ihm die Welt doch nicht verdorben.

Verzapft am 14. Juni 2011, so um 15 Uhr 06

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Kommentare

Was sagt Zeitkasten dazu?

14. Juni 2011 um 15 Uhr 31 (Permalink)

Wie schön, wenn man mit einem guten Gefühl gehen kann und zufrieden zurück blicken kann. Ich wünsche dir alles Gute, nach diesem wichtigen Abschnitt.

Was sagt Mao-B dazu?

14. Juni 2011 um 16 Uhr 19 (Permalink)

Ja, auf jeden Fall besser als im Streit und mit allen Feind zu gehen. Ich drück Dir alle Daumen!

Was sagt Mao-B dazu?

15. Juni 2011 um 00 Uhr 19 (Permalink)

Ui, der silberne 10er-Groschen mit Eichenlaub bei den Münzen..... das ist aber deutlich ÄLTER als D-Mark, oder? smile

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 15. Juni 2011 um 04 Uhr 01 (Permalink)

Huch, nein, der ist fremd. Rappen, Schweiz.

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