Kein Verständnis für Verstand:
Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung
Der Papst hat seine Weihnachtsfeierlichkeiten gefeitert. Ist auch in Ordnung soweit. Allerdings irritiert mich da ein Satz*1:
„Weiter forderte der Papst, vom hohen Ross des aufgeklärten Verstandes herunterzusteigen und die Fixierung auf das Materielle, das Messbare und Greifbare abzulegen:“
Wenn sie die Wahrheit gepachtet haben, warum haben denn Gottes Bodentruppen etwas gegen den Verstand? Denn genau der müßte dann ja bewirken, die Wahrheit als solche zu erkennen! Aufklärung dürfte dann ja nicht zwangsläufig bedeuten, sich vom Glauben abzuwenden. Aufklärung, historisch betrachtet, bedeutet vorrangig, tolerant zu sein und einen jeden „Nach seiner Facon seelig werden“ zu lassen. Das sollte doch kein Problem sein, wenn man derjeinge ist, der recht hat?
Das klingt auch so, als solle man den Verstand drangeben. Böse formuliert: Sei dumm und glaube, was man Dir sagt!*2. Doch wäre das nicht der Versuch, zurückzukehren ins Paradies*3, zu dem der Rückweg versperrt wurde durch irgendwelche Engels, deren Name mir nicht einfallen tut?
Nun, seine Gemeinde wird ihn besser so verstehen, wie er das gemeint haben mag. Aber diese Sätze sind ein schönes Bespiel, wie man sich einen Text zurechtlesen kann.
- Anm. 1: Dies ist allerdings eine rein sprachliche Betrachtung. Hat mit Religion und Papst eher nachrangig zu tun für mich. Stach mir eben ins Auge. Autsch.
- Anm. 2: Wird aber anders gemeint sein.
- Anm. 3: vergleiche „Genesis: Paradies und Sündenfall.“ vom 11. Dezember 2011
Verzapft am 25. Dezember 2011, so um 12 Uhr 42
Kommentare
Was sagt Wiesodenn dazu?
25. Dezember 2011 um 13 Uhr 31 (Permalink)
Der Papa sagte auch:
Wir müssen uns herunterbeugen, sozusagen geistig zu Fuß gehen, um durch das Portal des Glaubens eintreten zu können.
"Geistig zu Fuss gehen" muss ich mir merken.
Was sagt Achim dazu?
25. Dezember 2011 um 14 Uhr 54 (Permalink)
Ich frage mich ohnehin, an was für einen eitlen Gott die Christen glauben, will ständig angebetet, gelobt und gepriesen werden, nee danke Alter, dich will ich nicht anbeten, dich will ich nicht preisen, von loben ganz zu schweigen.
Dient ein Gottesdienst Gott? Ist eine Messe heilig?
Obwohl, vielleicht werde ich doch mal wieder Kathole, das bringt so schön viel Struktur in den Alltag. Ich brauche Struktur.
Was sagt Achim dazu?
25. Dezember 2011 um 14 Uhr 59 (Permalink)
Hmm, wo gibt es eigentlich den nächsten Ketzerstammtisch? Ich gebe wohl einen besseren Ketzer ab als viele Atheisten.
Jim Morrison sagte ja
"The moths & atheists are doubly devine & dying"
Was sagt Violine dazu?
25. Dezember 2011 um 17 Uhr 02 (Permalink)
Es geht um die Seele, Ulf. Und dass der Mensch nicht alles ist, dass er mit seinem Verstand nur wenig erfassen kann.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 25. Dezember 2011 um 17 Uhr 23 (Permalink)
Violine: mir geht es ums zurechtinterpretieren in diesem Fall. Der Satz bot sich gerade an für gewolltes Mißverstehen.
Was sagt Dr. No dazu?
25. Dezember 2011 um 17 Uhr 36 (Permalink)
Den Satz kann man doch gar nicht missverstehen: Wissenschaft ist Gift und die Anwendung des Verstandes eitel. Das hat der Oberpfaffe ganz unzweideutig abgesondert. Man kann ja schon fast dankbar sein, dass Ratze mal so ehrlich und offen darlegt, wie seine Denke so gestrickt ist.
Was sagt Violine dazu?
25. Dezember 2011 um 17 Uhr 49 (Permalink)
Ach, Ulf, was da alles in der Bibel von wem auch immer, ob sie sich nun gläubig nennen oder nicht, zurechtgebogen und zurechtinterpretiert wird ... Ach du herrje. Ich denke, Glauben ist einfach was Privates, etwas sehr Persönliches.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 25. Dezember 2011 um 18 Uhr 02 (Permalink)
Vielleicht hätte ich etwas anderes als Beispiel bringen sollen. Mir ist dieser Satz zufällig aufgefallen. Er hätte auch von Putin oder mir selbst sein können. Ich finde hieran das Worteverdrehen gut darzustellen.
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.