Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Nur keinen Streit!

Kategorie: Verrueckt

Wir kommen just aus der Weltstadt Witten, genauer: aus dem Musikschuppen Maschinchen Buntes, wo der göttliche Erschaffer meiner VisitenkartInnen trommelnderweise samt seiner Band Porter auftrittete. Dazu später mehr.

Zurückwollend landeten wir in einem Eisenbahnzug. Das klingt wenig sensationell, ist doch die Bahn trotzdem sie nie richtig fährt ein gängiges Fortbewegungsmittel. Allein, diesen Zug zu erreichen war die Kunst, die Massen schwarz-gelb gekleideter Hopfenteekonsumenten zu durchdringen, vorbei an mageren Hänflingen, die mir zuruften: „Ich bin Kickboxer!“ (ja sicher, und ich bin eine Amsel!). Die Zweitkunst hingegen war, in das Vehikel einzudringen. Wenn auch nicht so voll wie damals von Leibzisch nach Karl-Marx-Stadt, doch es reichte.

Irgendwann schaffte ich es, ein paar junge Mädels dazu zu bringen, ihr Gepäck menschenfreundlicher zu verstauen, daß meine Liebste sitzen konnte. Der Zug war auch schwarz-gelb und alkoholgefüllt wie eine Praline voller Wespen. Und wenn auch die Stimmung gut schien- direkt hinter mir braute sich etwas zusammen. Ein ebenso aufgebrachter wie alkoholisierter Wesperich hatte sich irgendwie von jemandem angemacht gefühlt. Der uns seine Kumpels waren zwar relativ fein gezwirnt, doch selbst zu trunken, die Situation beherrschen zu können.

Schnell hatte ich den Zürnenden beruhigt und dazu gebracht, mir freundlich auf die Schulter zu klopfen und friedlich von dannen zu ziehen. Die Buben bedankten sich erfreut: „Wie hast Du das bloß so schnell und überhaupt hingekriegt?!?“

Nun, in zwanzig Jahren Pflege lernt man so einiges. Ich erfaßte zunächst die Situation: Zum einen war der Typ derart besoffen, daß er keine echte Gefahr für mich darstellte. Zu unkoordiniert. Zum zweiten erkannte ich schnell, daß er wohl übers Schubsen und Rempeln nicht hinausgehen würde. Zum Dritten verwertete ich seine Äußerungen, um das eigentliche Problem zu finden.

Ich sprach freundlich mit ihm, und (wahrscheinlich auch deswegen, weil ich nicht etepetete herumlaufe) das funktionierte. Er wisse, daß sie über ihn gelästert hätten, diese Studierten würden eh auf einfache Malocher wie ihn herabschauen und finden, sie seinen etwas besseres!

Letztlich erzählte ich ihm nur, daß er sich überlegen solle, wofür es sich drüber aufzuregen lohnt. Es war einfacher, als ich gedacht hatte. Aber selbst, wenns komplizierter gewesen wäre, selbst dann wäre es für mich nicht unbedingt eine bemerkenswerte Leistung gewesen. Denn in zwanzig Jahren Pflege kommt solcherlei gar nicht so selten vor.

Und wirklich schwer ist das auch nicht.
Jedenfalls, wenn man nüchtern ist.

Verzapft am 31. März 2012, so um 01 Uhr 30

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Kommentare

Was sagt Violine dazu?

31. März 2012 um 08 Uhr 06 (Permalink)

Irre entschärfen können. Keine schlechte Fähigkeit.

Mir will gerade einer die Hölle heiss machen, weil ich auf FB was über einen Freund, der im Sterben liegt, geschrieben habe. Ich soll's löschen.
Mal abgesehen davon, dass der Freund davon nicht wieder heil wird, macht er gerade lauter Freunde von mir verrückt, damit er seinen Willen durchgesetzt bekommt. Aber mit mir persönlich redet er nicht.
So einen Mist kennst Du bestimmt auch alles. Und bestimmt mehr als genug.

Was sagt Ulf, der Größte, dazu?

Kommentar vom Scheff hier am 31. März 2012 um 10 Uhr 37 (Permalink)

Nun ist das wesentlich einfacher, wenn man völlig unbeteiligt ist...

Eigenen Senf dazugeben?

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