Zwischen Kult und Kommerz: Das Wacken Open Air (WOA).
Kategorie: Kultur
Im vergangenen Jahr begegnete uns in einer Warteschlange im Infobüro ein junger Knabe, der wütete, dass das Festival von Jahr zu Jahr schlechter und kommerzieller werde. Ich fragte ihn, wenn er das doch bereits gewusst habe, wieso er dann noch so viel Geld bezahlt habe und gekommen sei? Ich bekam keine Antwort.
In der Tat sind mir auch Leute begegnet, die wegen der von ihnen angeprangerten Kommerzialisierung konsequenterweise nicht mehr
hinfahren. Wacken sei nicht mehr so wie früher, sagen sie.
Doch was ist das Wacken-Festival „von früher“?
Das von 1990, das die meisten von diesen mangels Bekanntheit (oder ausreichenden Alters) sicherlich nicht besucht haben? Zu dem knapp 800 Leute aus den umliegenden Käffern kamen, um die vorwiegend regionalen, aber darüber hinaus nicht besonders bekannten Metalbands zu sehen?
Was ist das Original-Wacken? Und ab wann oder wodurch wurde es „kommerziell“?
A propos kommerziell: Natürlich ist eine derartige Veranstaltung darauf ausgerichtet, Gewinn einzufahren und nicht, um Geld zu verbrennen. Und eine ganze Menge Leute leben davon!
Wen der ganze Merchandizing-Krempel nervt: das kann man durchaus ignorieren. Und das eher lächerliche „Wackinger-Village“, eine Art Kindergarten für die seltsam gekleideten und unverständlich sprechenden Leute, die das zelebrieren wollen, wovon sie denken, es sei „das Mittelalter“, samt den dazugehörigen Bands, die alle ein und dasselbe Stück zu spielen scheinen, muss man auch nicht unbedingt mitnehmen. Was die Mittelaltermusik betrifft: Ich unterhielt mich längere Zeit mit ein paar Kanadiern, die total fasziniert davon waren, dass die wirkliche Musik nicht so langweilig ist wie das dort dargebotene.
Diese billige Mixtur aus den Vorstellungen der Romantik und der Traumfabrik Hollywood vom Mitelalter ist zwar grauenhaft, und das dort ebenso dargebotene Wrestling finde ich auch albern, aber deswegen meide ich das einfach. Die Spinner kommen da sowieso kaum heraus. Leider gelingt gelegentlich ein paar Musikern der Ausbruch aus dem Reservat.
Das Pfahlsitzen (wer 6h aushält bekommt ein VIP-Band!), wers mag...
Natürlich schaffen es wegen des Kommerzes auch zweifelhafte Berühmtheiten wie im vergangenen Jahr Freiwild. Aber auch unbekannte Gruppen gibt es zu sehen, wobei man diese mehr featuren könnte.
Ohne Kommerz aber kein Geld. Ohne Geld keine interessanten Bands, die Publikum anlocken. Ohne dieses bleibt sowas ein Dorffest und macht nur ein paar hundert Menschen glücklich statt Zigtausende.
Wie soll Wacken denn genau sein, damit es Euch gefällt?
Verzapft am 06. August 2013, so um 17 Uhr 09
Kommentare
Was sagt dawnwitch dazu?
08. August 2013 um 08 Uhr 49 (Permalink)
Hehe, und ich fahre morgen zum kommerzgebeutelten Mera Luna und werde wie immer den meisten Spass daran haben, Leute zu treffen, die ich seit ein oder zwei Jahren nicht mehr gesehen habe, Bands zu hören, die "natürlich nur noch Kommerzmucke spielen" (und trotzdem gut sind bzw. einfach mal die Leute rocke lassen).
Mein Fazit jedes Jahr? Werbung nervt, manche Sachen muss man nicht haben, Dixies sind Bäh, alles zu anstrengend - NIE WIEDER!
...und im nächsten Jahr? - freu ich mich wieder endlos auf die Leute, die ich ein Jahr nicht gesehen habe und mit denen ich ein fantastisches Wochenende verbringen werde Der Rest ist überbewertet...
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 08. August 2013 um 16 Uhr 13 (Permalink)
Viel Spaß!
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