Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

27. Juni 2011

Augenfisting.

Kategorie: Verrueckt

Nach der Diagnose ADHS, die mein Doktor, anerkannter Spezialist für diese Störung, nach jahrelanger Depressionsbehandlung nicht vorschnell stellte (war nicht eben offensichtlich), fügt sich so einiges zusammen. Wie die Faust aufs Auge.

Ich fühlte mich nach den ersten Dosen Methylphenidat irgendwie mehr anwesend. Bislang hatte ich immer das Gefühl, die Welt sei weit weg, nicht wirklich wirklich und durch einen Schleier von mir getrennt. Ein Symptom, wie ich leste. Auch, wenn es mich nicht störte.
Eine Neigung zu verbaler Aggression? Ich doch nicht! Ich bin doch immer lieb und nett zu allen, deshalb werde ich ja auch gemocht! Und was ist mit meinen teilweise sehr giftigen Blogbeiträgen? Warum versprühe ich seit MPH so gut wie gar kein Gift mehr?

Ein Störenfried und Zappelphillipp war ich hingegen nie, außer, daß ich gelegentlich gelangweilt auf dem Stuhl herumrutschte und mich danach sehnte, diese Sitz-Situation verlassen zu können. Mein Bewegungsdrang hielt sich auch in Grenzen, bis auf meine Marathonphase 2001-2005. Auf mich paßt eher der verträumte Typus, denn in langweiligen Situationen wie im Lateinunterricht, in der Kirche oder beim Warten träumte ich mich meist in andere Welten- und ich tue dies noch heute.

Reizüberflutung- Tatort Dienstzimmer bei, vor, nach der Übergabe: Ergab sich, daß mehrere durcheinandersprachen, Telephone (im Plural) klingelten und jemand auch noch mich selbst ansprach-dann verließ ich oft fluchtartig, überfordert und genervt den Raum, bis ich weniger Unruhe in mir verspürte.

Ordentlich war ich noch nie, ein wirklicher Rebell zwar auch nicht, aber eine Neigung zum Anecken hatte ich schon früh. Ist diese nun weg durch MPH? Nö. Ich bin immer noch nicht ordentlich, und anzuecken bin ich noch immer geneigt. Ich bin kein anderer Mensch seit MPH. Nur ein wenig sortierter im Gehirn.

[ 20 Uhr 08 ] - [ 1 Kommentar ]

Tests auf ADHS.

Kategorie: Verrueckt

Der Doktor hat mich ja für die Diagnostik auch mit einigen FragebögInnen bedacht. Und im Internet gibts ja auch ganz viele Tests auf die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Was aber, wenn ich so unkonzentriert under*1 zappelig wäre, daß ich sie gar nicht fertigbekomme? biggrin

[ 07 Uhr 37 ] - [ 3 Kommentare ]

25. Juni 2011

Vorurteile.

Kategorie: Verrueckt

Auch ich bin alles andere als frei von Vorurteilen, was mir auch schon mal in den Kommentaren um die Ohren gehauen wurde. Doch: Wie soll ich ein Fehlurteil selbst als solches erkennen, wenn mich niemand darauf aufmerksam macht? Dieser Gedanke beschäftigt mich, seit ich für die Aktion "Initiative gegen Vorurteile" einer Studentin ein paar Fragen beantwortet habe. Denn dort wurde gefragt, welche Vorurteile ich habe.

Keine natürlich, glaube ich.
Ein paar müssen es aber ein, weiß ich.
Aber welche?

Wie dem auch sei, wie baue ich Vorurteile ab? Bei anderen kann ich aufklären, zum Beispiel über meine Krankheiten oder mein Berufsbild. Aber wie ist das mit dem Balken im eigenen Auge? Wie finde ich den? KANN ich den überhaupt selbst finden, ohne daß jemand oder etwas mich eines Besseren belehrt?

Helft mir mal, meine Vorurteile zu finden! Damit meine ich nun nicht, daß Ihr mir mitteilen sollt, was ich falsch denke, sondern wie ich das erkenne.
Und macht mit bei der "Initiative gegen Vorurteile"


Lustig, daß ich (via Twitter) auf diese Aktion stieß, kurz nachdem ich meinen Zigeuner-Artikel rausgehauen hatte.

[ 21 Uhr 49 ] - [ 3 Kommentare ]

Ich, Britney Spears und Solidarität mit Björn.

Kategorie: Verrueckt

Die Musik der Frau Spears ist zwar nicht so mein Dingen. Aber wers mag, solls mögen.

Mein Freund Björn als echter Britney-Spears-Fan verfolgt natürlich Meldungen über sie aufmerksam. Und wenn dann jemand schlecht über sie spricht erst recht. Und vor allem, wenn man solch wirklich unangebrachtes Zeugs erzählt wie eine Frau Vanessa Blumhagen. Denn fett ist Spears nun wirklich nicht. Lediglich nicht völlig ausgemergelt. Kein Hungerhaken. Björn merkt ganz richtig an, daß dieses Futter ist für Magersüchtige und die Pro Ana-"Bewegung". Ich betrachte das jedenfalls als eine völlig normale Körperfigur, sogar attraktiver als die Mädels, bei denen ich fürchten muß, von den Rippen erstochen zu werden. Wobei sie selbst, wie der Brutzler anmerkt, eine gewisse Ähnlichkeit mit einem gewissen Kuscheltier hat. Dafür, daß er diese "Kritik" kritisiert, wird Björn nun vom Management dieser, wie es scheint, Moderatorin, verfolgt und mit drohenden Briefen in mittelmäßigem Deutsch bedacht. Ich erbitte hier Eure Solidarität im Sinne der Meinungsfreiheit!

Diese aggressive Verfolgung des Magersuchtsgedankens finde ich eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit.

Was zudem auch gerne ignoriert wird, ist, daß sie sich nach einer schweren bipolaren Phase wieder gut gefangen. Damals wurde sie ja ebenso durch die Medien getrieben, daß ich das ganze damals verkünstelte.
Collage mit Britney Spears von mir geschaffen.

[ 10 Uhr 28 ] - [ 1 Kommentar ]

23. Juni 2011

Vierzehn Tage Ritalin - von wegen Hirndoping!

Kategorie: Verrueckt

Blister MethylphenidatMethylphenidat ist hier ja schon seit zwei Wochen Thema, nachdem ich die Diagnose ADHS bekam und damit das Rezept nach gründlicher Abwägung und Instruktion bezüglich der Dosisfindung. Vereinfacht hieß die Formel: immer dann und dann fünf Milligramm mehr nehmen und wenn es zuviel wird, merkt man das schnell, dann wieder fünf runter und man hats.

Ich habs jetzt, glaube ich. Mein Kopf ist zwar alles andere als ein Superrechner, aber er scheint nun doch wenigstens sehr stabil zu laufen. Aber daß ich irgendwie jetzt zum Einstein würde deswegen, neee. Aber ich habe mehr Struktur. Und ich bin entspannter. Ich war zwar nicht so wirklich hyperaktiv, doch habe ich mehr Ruhe in meinen Gedanken. Witzig finde ich: Ich bin nicht mehr gar so zynisch wie gewohnt. Als wenn dafür die innere Anspannung und Zerrissenheit fehlt. Meine Stimmung insgesamt ist wesentlich positiver (ein Teil natürlich mag auch an den neuen Perspektiven liegen).

Von der Wirkung an sich spüre ich nichts bewußt. Bin nicht breit, stumpf oder so. Das Zeug knallt nicht, es wirkt einfach und es geht mir normaler damit. Ich merke jedoch tagsüber, wenn die Wirkung aufhört, denn das geht recht rapide, und ich komme dann unter Belastung (z.B. Arbeit) nicht mehr ganz so toll klar wie noch ein Viertelstündchen zuvor. Das kommt dann vor, wenn ich vergessen oder nicht geschafft habe, nachzulegen (immer im Vierstundentakt) und ist nicht unangenehm, aber die Konzentration ist deutlich weniger und die Ruhe auch.

Abends hingegen, nach Feierabend, wenn ich nicht mehr viel muß und mit meiner Liebsten (der liebsten Liebsten von allen!) auf dem Sofa sitze, dann fällt das nicht so auf.

Wenn ich also mal nicht so viel Hirn brauche, kann ich es auch weglassen.

Aber Doping ist etwas anderes. MPH macht etwas gestörtes halbwegs normal und kann viel Leid lindern. Wenn da Studenten meinen, den Ruf eines an sich guten Medikamentes ruinieren zu müssen, indem sie es mißbrauchen in der Hoffnung, sie könnten dann besser lernen, dann verdrießt mich das sehr. Weil dann kaum noch einer glauben will, daß manch einer das Zeug wirklich braucht, um einigermaßen normal leben zu können, wie meine Liebste.

Scheiß auf Superhirn. Normal ist auch schon etwas wert!

[ 17 Uhr 08 ] - [ 2 Kommentare ]

15. Juni 2011

Eine Woche Ritalin.

Kategorie: Verrueckt

Na gut, plus ein paar Tage. Wie fühle ich mich?

Ich bin irgendwie mehr anwesend. Die Welt ist wirklicher geworden. Früher hatte ich immer eine Art Gefühl, die Welt sei samt mir vielleicht nicht wirklich vorhanden. Nicht, daß es mich wesentlich gestört hätte, und ganz weg ist es auch nicht. Aber hätte ich es als schlecht empfunden, würde ich sagen, es ist besser. Ich kann mich tatsächlich länger konzentrieren. Und ich merke wesentlich mehr, zum Beispiel, daß meine Ohren ziemlich mies sind nach drölfzig Mittelohrentzündungen. Sollte ich vielleicht mal endlich zum Ohrendoktor gehen, vielleicht gibts dann ein Hörgerät und es ist besser? Aber zur Zeit ist die Vereinbarung von Terminen nicht so einfach, denn es geht voran. Dazu später.

Ich bin ebenso auch entspannter. Nicht, daß ich mich wirklich gestreßt gefühlt hätte, aber so perfekt scheint mein Zustand ja nicht gewesen zu sein. Die Stimmung fühlt sich irgendwie, wie soll ich sagen, glatter an, runder. Meine 85% sind so geblieben, aber sie fühlen sich angenehmer an. Laut meiner Liebsten bin ich gesprächiger. (Das bedeutet, ich muß nun unter regelrechter Logorrhoe leiden, denn schon früher war ich durchaus ausführlich). Und dieser Groll, diese Wut ist entschwunden. Wenn ich so zurücklese, wie ich mich zum Teil aufgeregt habe, das wäre nun anders. Ich zürne noch- aber nur einer einzigen Person, und das, wie andere mir sagten, die aus der Branche kommen, zu Recht. Aber ich lasse mir davon das Leben nicht verbittern. Die Sache ist so gut wie erledigt.

Und nun?
Mich erreichte der Anruf meines künftigen Chefs, während ich beim Integrationsfachdienst saß und mit meiner Integrationsfachfrau das behinderte Procedere erörterte. Die kommenden beiden Wochen werde ich an zwei Stellen hospitieren. So weit, so gut. Und dann wird geklärt, was ich wann genau tun mache und nach welchem Tarif das bezahlt wird, welche Schulungen ich brauche und ob sich mein neuer AG oder der IFD sich darum kümmert, daß die von der Deutschen Rentenversicherung übernommen werden.

Frau K. war gut zufrieden, auch ob meiner Mitarbeit. Ich denke, das ging vor allem deswegen, weil ich mit ihr sozusagen ein Zweithirn hatte und ich mich so sicherer und entspannter fühlte. Dadurch war der Kopf etwas freier.

Na prima, oder? Der Dschungel lichtet sich.

[ 15 Uhr 18 ] - [ 1 Kommentar ]

14. Juni 2011

Schlüsselerlebnisse.

Kategorie: Verrueckt

Die Insignien der Zugehörigkeit.
Die Dienstschlüssel.Am Montag, den ersten Juli 1991, stand der strubbelige neue Zivi auf der Matte. Und mußte sich erstmal ein Haargummi beschaffen. Und sich an einiges gewöhnen, was
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[ 15 Uhr 06 ] - [ 4 Kommentare ]

11. Juni 2011

Der Große Plan.

Kategorie: Verrueckt

Meine depressive Episode pfeift ja so langsam aus dem letzten Loch und der Nebel der Zukunft beginnt sich zu lichten. Zeit, sich Gedanken zu machen, wie das Leben möglichst angenehm weitergehen soll. Wer mag, darf sich weiterhin gerne einbringen und mir helfen, vorwärtszukommen.

Beruflich ist eigentlich das wichtigste geklärt: arbeitslos bin ich zum Glück nicht geworden. Ich weiß nur nicht genau, was ich da für einen Job bekomme, nur ungefähr. Im Prinzip ist das auch schnurz, irgendwann habe ich ja mal darüber schwadroniert, daß jeder, vom Medizinprofessor bis zum Müllmann, ihren Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft beitragen. Schade nur, daß meine geliebte Weitergabe von Wissen flachfällt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Erstmal in die neuen Aufgaben einfinden.

Privat: Ein Programm mit erfreulichen Lustbarkeiten sollte angenehm und auch für meine psychiatrische Situation nützlich sein. Also: Weiterhin wie bisher Konzerte. Gitarre auspacken sollte kein Problem sein. Und zwar mache ich das, damit ich einen Termin habe, am Dönerstag. Vorher sind zu viele Termine, die mir die Ruhe nehmen. Danach: Dranbleiben. Täglich üben!
Laufsport ist für mich persönlich derzeit noch nicht realistisch, trotz eigentlich nützlicher Tips in den Kommentaren mit wandern, walken und so. Nach dem Umzug wird erneut darüber nachgedacht, also zum 1.9.2011. - Danach weiß ich auch, wie viel Geld ich noch für Laufschuhe ausgeben kann. Die Finanzierung des uMzugs hat erstmal Priorität.
Theater/Oper und so: Ewig nicht mehr besucht. Zur Zeit aber zu stressig. Nach dem Umzug. In der ersten Septemberwoche beschaffe ich dann die aktuellen Spielpläne, so nicht gerade Sommerpause ist.

Überhaupt: Die Prokastination (Aufschieberitis) sollte ich verringern. Nicht: "Ich kümmere mich demnächst drum!" sondern: "Ich kümmere mich bis dannunddann drum!" - ich glaube, eine Deadline ist zwingend notwendig, sonst verprokrastiniere ich alles bis zum St. Nimmerleinstag.

Hilfe: Ich habe von einigen Dingen (Organisation von Umzügen, Rechtliches, Reha/Integration/Bla) nicht viel Ahnung. Allerdings bin ich mittlerweile soweit, daß ich selbst auf die Idee komme, mir da helfen zu lassen, wo ich nicht wirklich mit zu Potte komme. Wofür hat man Fachleute under *1 Freunde? Das läuft schon gut.

Also: Das Hauptziel heißt: Kampf der Aufschieberitis! Der Rest findet sich.

[ 10 Uhr 38 ] - [ 4 Kommentare ]

10. Juni 2011

Puzzled.

Kategorie: Verrueckt

Ich stehe hier vor einer Art Berg, in welchem alles drin ist, was ich so brauche. Nur finde ich in diesem Chaos nichts auseinander. Das Leben geht irgendwie weiter, darauf habe ich keinen Einfluß. Aber auf das WIE sollte
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[ 21 Uhr 37 ] - [ 7 Kommentare ]

Was heißt schon behindert?

Kategorie: Verrueckt

Stellt Euch auf der Autobahn im Stau vor. Werdet Ihr durch den Stau im Fortkommen behindert oder seid Ihr behindert?
Stück Behindertenausweis.
Stellt euch jemanden im Rollstuhl gut zurechtkommenden vor mit, sagen wir der Einfachheit halber mal Querschnittslähmung. Er hat eine für seine Zwecke eingerichtete Wohnung und kommt da prima zurecht, er braucht nur ein Hilfsmittel names Rollstuhl. Also selbständig. Wenn da nicht überall Barrieren wären. Treppenstufen, zu enge Aufzüge und Toiletten und so weiter. Ich würde sagen, diese Umstände behindern ihn. Ihn selbst finde ich da nicht per se behindert, da der körperliche Ausfall eigentlich kompensiert werden kann.

Geistig behindert, auf amerikanisch-politisch-korrekt mit besonderen Begabungen, was soll das bedeuten? Vielleicht kein geistiger Schwarzenegger, etwas langsamer und vielleicht auch etwas einfacher als diejenigen, welche sich gesund glauben. Das Problem entsteht, finde ich, wieder eher in der Gesellschaft, die nicht fähig ist, mit Dingen oder gar Menschen umzugehen, die etwas aus dem Rahmen fallen und nicht dem Einheitsmenschen nach DIN ISO blablabla entsprechen.

Psychisch behindert: Wenn man wegen der Psyche nicht so kann, wie es von der Norm vorgegeben wird, dann wird nicht nach einer Lösung geguckt, sondern gerne gekündigt, in der Hoffnung, daß man nicht auf die Idee komme, seine Rechte einzufordern. Kommt mir irgendwie bekannt vor.

Und so weiter.

"Die Gesellschaft" erwartet einfach, daß alle normal sind oder sich anpassen. Trotz Gesetzen zur Integration. Ich bin für eine absolut drastische Erhöhung der Ausgleichsabgabe, damit der Versuch, sich damit vor der Einstellung nicht normgerechter Menschen zu drücken, unattraktiv wird. Nicht normgerechte Menschen laufen zudem Gefahr, auf irgendwelchen "Deppenjobs" fernab von Publikumsverkehr entsorgt zu werden. Und das, obwohl der Norm nicht zu entsprechen meistens auch heißt, weniger kompliziert und unfreundlich zu sein als der Standardmensch.

Ich will das normale, das normende aus der Gesellschaft heraus haben. Damit ich nicht unnormal bin. Und andere auch nicht. Menschen zu normen finde ich verboten, gleichschaltend, hitlerig.

Jeder sollte einfach nur eines sein dürfen: Ein ganz normaler Mensch.

[ 15 Uhr 59 ] - [ 9 Kommentare ]

09. Juni 2011

Methylphenidat.

Kategorie: Verrueckt

Nun habe ich mittlerweile schon die zweite davon genommen. Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin®, kurz MPH. Das Zeug ist als Oberpsychodroge verschrien (vor allem mal wieder in der Eso-Heiler-Szene). Daß das so wild nicht sein kann, sah ich letztes Jahr im Februar an meiner Liebsten, die einfach nur ruhiger und konzentrierter wurde dadurch.

Allerdings scheint auch Mißbrauch nicht so dolle zu sein, nach meinen Recherchen wirkt es beim Nicht-ADHSler eher wie zu viel Kaffee, falls es das überhaupt geben kann.

Und ich?
Naja, "Rummmmms!!!" hat es nicht gerade gemacht. Alles anders? Kann ich noch nicht sagen. Ich fühle mich etwas mehr anwesend, weniger neben mir und etwas klarer, habe ich den Eindruck. Der kann natürlich auch täuschen und Placeboeffekt sein. Mehr kann ich vielleicht in zwei, drei Wochen sagen.

Die paar Tabletten mehr machen mich jedenfalls auch nicht noch fetter als ich schon bin. Da geht noch was, glaube ich.

Und, für Euch Unwissenden da draußen, warum ein Stimulans bei ADHS? Daß MPH ein Stimulans ist, ist Zufall. Es könnte auch Schweizer Käse sein, der das macht, was MPH macht, oder Schuhcreme (das wäre allerdings nicht so lecker).

Im Hirn haben wir einen Haufen Neurotransmitter, die sozusagen Nachrichten zwischen den Hirnzellen hin- und hertransportieren, wie Boten Briefe zustellen. Deshalb werden sie auch gerne Botenstoffe genannt. Die Nerven(Hirn-)zelle, die eine Information übermitteln möchte, schüttet einen entsprechenden Transmitter aus (z.B. Serotonin und Noradrenalin, die Depressionskranken durch ihre mangelhafte Anwesenheit im Spalt zwischen den Hirnzellen bestens bekannt, oder auch Dopamin). Dieser Transmitter landet im Synaptischen Spalt und dockt dann an die empfangende Zelle an und gibt damit die Info weiter.
Damit ist der Job erledigt, der Transmitter wird wieder eingesammelt und zurückgebracht zur Ursprungszelle. Das geht nicht zu Fuß, Postboten haben ja auch ein Fahrrad, sondern mit einem Transporterprotein.

Und dieses Transporterprotein für Dopamin ist das Problem bei ADHS: Davon ist viel zu viel da. Damit wird das Dopamin viel zu viel und viel zu früh abtransportiert, meist noch ehe es die Gelegenheit hatte, seine Botschaft weiterzugeben. Das ist schlecht für die Konzentration und für einiges mehr.

Das MPH allerdings ist schneller bei den Transportern. Damit bleibt das Dopamin dort, wo es hingehört und kann in Ruhe das tun, was es soll, z.B. herumdenken helfen. Die übereifrigen Transporter sind ja nun ausgelastet und beschäftigt. Stimulation bleibt da kaum noch übrig. Nur Dopamin. Mutters Bestes.

[ 14 Uhr 50 ] - [ 4 Kommentare ]

03. Juni 2011

Drei Jahrzehnte und das Ende des Vierten.

Kategorie: Verrueckt

Drei Jahrzehnte verlief mein Leben eigentlich sehr geradeaus. Gut, 1985 der Umzug von Gießen nach Münster mit etlichen Problemen und dann die beginnende Depression. Aber sonst? Ich bekam gegen Ende der Schulzeit noch eine ernsthafte Idee, welchen Beruf ich erlernen wollte (vorher hatte ich den Erwachsenen erzählt, ich wolle Architekt werden, was mich zwar nicht die Bohne interessierte, aber die Leute zufriedenstellte, und meinen MitschülerInnen, ich wolle Schäfer werde, was diese garantiert genauso glaubten wie ich). Ich machte Zivildienst, machte meine Krankenpflegeausbildung, danach schaffte ich für fünfzehn Jahre auf meiner Station.

Als meine Depris mich dann 2006 das erste Mal so in die Knie zwangen, daß ich aufgenommen werden mußte, bekam ich das erstmalig Angst, ich könne berufsunfähig sein oder werden. Nun gut, bis dieses Jahr habe ich mich mal mehr, mal minder erfolgreich dagegen aufgelehnt. Dieses Jahr, das letzte, welches eine 3 voranstehen hat, ist das Jahr des Karriereknicks vom ausbildenden Krankenpfleger zum Quotenbehinderten. Und doch- erschüttern tut mich dies eher weniger. Andere Dinge, die da drumherum gelaufen sind, waren wesentlich schlimmer.

Die menschlichen Enttäuschungen eben gegenüber einer relativ großen Zahl von Personen zum Beispiel. Allerdings- das außerbetriebliche Umfeld ist Umfeld Nummer eins ist perfekt. Da hat mich noch nie jemand im Stich gelassen oder enttäuscht. Dafür bin ich um einige Erkenntnisse reicher.

- an Dein betriebliches Engagement wird sich irgendwann niemand mehr erinnern
- wenn man sich irgendwann in besseren Zeiten dafür bedankt hat, dann hast Du ein Riesenglück gehabt
- Nimm, was Du kriegen kannst, denn genau das macht man auch mit Dir
- Sozial ist, was anderen nützt, aber Dir schadet

Naja, vielleicht bin ich im nächsten Jahrzehnt (nächstes Jahr) dann ein wenig gnädiger.

[ 15 Uhr 37 ] - [ 2 Kommentare ]

28. Mai 2011

Ich lasse mich nicht auf meine Defizite reduzieren!

Kategorie: Verrueckt

Auch wenn sie zeitweise zu überwiegen scheinen. Aber ein paar gute Eigenschaften werde ich wohl haben, auch wenn es Menschen gibt, die das anders zu sehen scheinen und auch noch meine Persönlichkeit als solche scheiße finden. Bitte sehr, ich bin auf Euch nicht angewiesen. Denn ich habe gelernt, zu kämpfen, und, noch wichtiger, zu merken, wann Verstärkung anzufordern ratsam ist.

Auch, wenn ich versagt habe: Ich bin kein schlechter Mensch.
Auch, wenn ich versagt habe: Ich habe meine Würde.
Auch, wenn ich versagt habe: Meine Persönlichkeit würde ich gerne behalten dürfen.
Auch, wenn ich versagt habe: Ein paar gute Eigenschaften habe sogar ich. Auch, wenn diese nicht in einen Industriestandard passen.

[ 13 Uhr 19 ] - [ 2 Kommentare ]

22. Mai 2011

Eine Art Ausblick bei dichtem Nebel.

Kategorie: Verrueckt

Ich bin gar nicht so pessimistisch, wie sich das die letzte Zeit anhört. Allerdings verdrießt mich so manches. Doch sollte ich lieber nach vorne schauen.

Bestandsaufnahme:
-50% Schwerbehinderung
-definitiv leistungsgemindert
-Konzentrationsschwierigkeiten (wenn auch nicht neu)
-Auswertung von AD(H)S-Test steht noch aus, ich denke aber nicht, daß viel dabei herauskommt
-Depression: bin wieder bei 85%, die restlichen 15% dauern erfahrungsgemäß länger. Bin gut zufrieden
-Soziales Gefüge (privat): exzellent. Nicht viel, aber sehr gut.

Aussichten:
-eher mau: Wer soll mich schon einstellen? Hartz4 ist im Bereich des nicht unwahrscheinlichen
-Umschulung: wird beantragt. Aber worauf? (da wird sich sicher etwas passendes finden)
-Gesundheit: na, sieht aus, als käme die Schwarze Lady doch immer wieder mal vorbei. Kann ich aber gelassen sehen, da keine Suizidgedanken und alles überhaupt weniger schlimm als früher
-irgendwie stört mich das nicht so furchtbar

Was kommt?
Keine Ahnung. Aber ich bin nicht allein. Ich habe meine Liebste, Familie, Freunde. Egal was kommen wird: Das Leben gefällt mir trotzdem irgendwie. NIcht alles ist schön. Aber wir sind ja auch nicht im Fernsehen hier. Das Leben ist spannender. Was kommen mag, das werde ich sehen. Ich habe bisher einiges überstanden. dann werde ich auch dieses hier überstehen. Mitsamt dem ganzen Rest. Und dem Leben und dem Universum.

[ 12 Uhr 03 ] - [ 5 Kommentare ]

21. Mai 2011

Deutsch in Kaltland. II.

Kategorie: Verrueckt

Willkommensgruß nach langer Krankheit.Früher war irgendwie alles anders als heute. Selbst als ich nur wenige Tage im Krankenhaus verbrachte wegen meiner Ohrgeschichte (wer's genau wissen muß: Tympanoplastik Typ1) kam eine Delegation mich besuchen, und während meiner endlosen Aufenthalte in den verschiedenen Klapsmühlen kam immer mal wieder jemand vorbei. Nach dem ersten Mal klebte von meiner damaligen Chefin ein Schild am Spind: " Lieber Ulf: Guten Morgen und <3-lich willkommen! Einen guten Start wünschen Dir Deine Kollegen / -innen u. wir freuen uns auf Dich..."

Seit vorhin klebt dort gar nichts mehr. Es wird nicht weiter auffallen, denke ich. Das macht auch nichts. Nobody knows you when you're down and out. Ich dachte, alle haben mich gern. Aber doch wohl nur, solange ich eine gewisse Leistung erbringe. Mittlerweile bist Du nur so viel wert, wie Du erschuftest. Während die Bedingungen immer härter werden. Bist Du nur eingeschränkt leistungsfähig, dann hast Du verloren. Was Du einst geleistet hast, in besseren Zeiten, als Du noch konntest, als Du noch die Lügen glaubtest, freiwillig, ohne jemals ein Dankeschön dafür zu erhalten, das zählt nicht mehr. Niemand will mehr etwas von Dir wissen. Auch wenn anderswo anderes behauptet wird. Es nützt nichts, sich den Arsch aufzureißen. Es wird Dir niemals gedankt. Nur vergessen, wenn man Dich nicht mehr verbrauchen kann.

Willkommen im Kapitalismus.

Niemand will mehr etwas von Dir wissen.
Niemand. Nur Deine wahren Freunde.
Auf diese aber kann ich mich absolut verlassen.
Das zählt.

[ 17 Uhr 20 ] - [ 17 Kommentare ]

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