Zum Fest der Liebe, die Nachlese.
Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung
Weihnachten plötzlich Friede, Freude, Eiterkuchen zu zelebrieren, weil man das eben so macht zum Fest der Liebe, dann ist das oft gezwungen und geheuchelt. Genauso wie die Vorsätze zum neuen Jahr: Wenn ich etwas zu ändern habe, dann sofort, dann schiebe ich dies doch nicht bis zum ersten Jänner auf!
Weihnachten ist eher eine Gelegenheit, die Verzeihung zu leben, weil man sich wegen aller möglichen und unmöglichen Festivitäten über den Weg läuft und sich dem anderen gegenüber anständig benimmt- und auf großmütige
Gesten*1 verzichtet. Es ist in Ordnung oder auch nicht. Oder man spricht sich aus. Aber nicht dies überhebliche Getue!
Manches verzeihe ich auch nur dann (wenn überhaupt), wenn man mir entgegenkommt und sich einsichtig oder besserungswegig zeigt. Dafür aber muss man schon mächtig ins Klo gegriffen haben. Wie der Hartz-4-„Fachmann“ vom Stammtisch neulich, aber der arbeitet eher und fleißig auf meine Verachtung hin. Wenn er so weitermacht, legt sich noch mein Zorn zu Gunsten von Mitleid.
Ich verzeihe nicht, weil ich das irgendwarum muss. Ich verzeihe und vergebe*2 entweder so nebenher, weil Zorn verraucht und Ärger vorüber sind, oder weil ich einsehe, dass es einfach besser ist für alle Beteiligten. Auch für mich selbst.
Wenn ich jemandem verzeihe, dann mache ich das, weil und wann ich das für richtig halte. Das kann durchaus auch zufällig Weihnachten sein.
- Anm. 1: „Großmütige Gesten“ sind immer auch herablassend!
- Anm. 2: Zu vergeben bedeutet nicht zwangsläufig auch zu vergessen! Das halte ich auch für gut und richtig, denn wenn ich einen Zwist aufgebe, dann doch deswegen, weil ich ihn fortzuführen für falsch halte. Und wenn ich aus Fehlern lernen will, sollte ich sie nicht vergessen.
Verzapft am 27. Dezember 2012, so um 17 Uhr 35
Kommentare
Was sagt Michael Drews dazu?
27. Dezember 2012 um 19 Uhr 35 (Permalink)
Oh, mit dem Hartz IV Fachmann hast du mich jetzt aber neugierig gemacht. Aber Wahrscheinlich ist das ein Sprücheklopfer, wie man sie zu Hauf unter den lieben Mitmenschen findet.
Im Laufe der Jahre bin ich zu der Erkenntnis gekommen, wenn man bei manchen Menschen zu schnell vergibt, dann nutzen diese einen nur aus und meinen fast alles mit einem machen zu können. Manche Menschen haben mit Grenzwahrnehmung anderer einfach Schwierigkeiten.
Was sagt Ulf, der Größte, dazu?
Kommentar vom Scheff hier am 27. Dezember 2012 um 19 Uhr 48 (Permalink)
Den Fachmann findest Du hinter dem Link. War so typisch Stammtisch.
Was Du mit "Zu schnell vergeben" meinst passt ganz gut zu meiner Auffassung, Entgegenkommen des anderen sei sinnvoll bis nötig. Weil man daran letztlich erkennen kann, dass auch der andere soweit ist, dass es Sinn macht zu verzeihen.
Insofern meine ich auch, dass oft abwarten angezeigt ist. Das bewahrt einen vor Enttäuschungen. Nur ist nicht einfach, das rechte Gefühl dafür zu entwickeln.
Was sagt Annika dazu?
28. Dezember 2012 um 10 Uhr 53 (Permalink)
Luxemburger Kommission "justitia et pax":
1. Vergebung kann ein langer Prozess sein.
2. Vergebung ist nicht von einem Geständnis abhängig.
3. Vergebung erfordert keine übereinstimmende Auffassung von der Vergangenheit.
4. Vergebung bedeutet, mein Recht auf Rache loszulassen .
5. Vergebung bedeutet nicht Vergessen.
6. Vergebung bedeutet, das Unrecht nicht immer wieder zur Sprache zu bringen.
7. Vergebung bedeutet nicht, das Verhalten einer anderen Person zu entschuldigen.
8. Vergebung bedarf vorab einer Entscheidung.
9. Vergebung bedeutet nicht unbedingt, erneut zu vertrauen.
10. Vergebung ist Voraussetzung für Neuanfang.
War in meinem Adventskalender, seitdem denke ich öfter drüber nach. Besonders die Punkte 4 und 7-9. Ich bin noch nicht fertig damit--aber vielleicht kann man doch öfter vergeben, als man denkt? Mir zuliebe, nicht dem anderen
Es hilft, sich einen Account anzulegen und sich anständig zu betragen. Dann kannste auch kommentieren.