Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

23. Oktober 2010

Der Kachel- und der alte Mann.

Kategorie: Vergangen

Mit neunzig Jahren einen Herzstillstand zu überleben und danach nicht schlechter zurecht zu sein als vorher ist schon bemerkenswert. Natürlich tut ihm der Brustkorb weh, aber das regeln wir mit Metamizol.

Wir kennen ihn schon, und dement war er vorher auch, als wir ihn das letzte Mal entlassen hatten. Nun haben wir ihn wieder, mit blauen Flecken am Thorax, aber immerhin: Das Hirn scheint keinen Schaden genommen zu haben. So war er vorher auch: „Wo bin ich?“ „Wo ist meine Frau?“ und dabei ausgesucht höflich und manierlich.

Was ich denn von der Geschichte mit diesem Wettermenschen da hielte, diesem, äh?
„Sie meinen Kachelmann? Schwierige Sache, ich fand die Vorverurteilung nicht gut. Über Schuld oder Unschuld entscheidet der Richter, oder nicht“? antwortete ich.

Er erörterte mir seine Ansicht, die er als Jurist außer Dienst hatte. Präzise. Strukturiert. Völlig klar.

Auch nach so vielen Jahren in der Pflege bin ich immer wieder erstaunt, wieviel auch demenzkranke PatientInnen doch auf die Kette kriegen können.

[ 21 Uhr 53 ] - [ Noch kein Kommentar ]

16. Oktober 2010

Wie funktioniert körperliche Abhängigkeit beim Alkohol?

Kategorie: Vergangen

Als diese Frage kam, mußte ich erstmal recherchieren. Ich war erstaunt, wie einfach das ist:

Alkohol beeinflusst den Stoffwechsel im Gehirn erheblich. Er stimuliert dabei die GABA-Rezeptoren in Gehirn und Nervensystem und hemmt die NMDA-Rezeptoren, wodurch Alkohol entspannend und angstlösend wirken kann. Da die GABA-Rezeptoren allerdings bei ständiger Stimulation eine Toleranz entwickeln, werden bei längerfristigem Alkoholmissbrauch immer größere Mengen benötigt, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Diese Effekte beruhen auch auf der erhöhten Produktion von Dopamin und Endorphinen. Aber auch die starken Entzugssymptome begünstigen eine einmal vorhandene Abhängigkeit.

Wird der Alkohol plötzlich nicht mehr zugeführt, fehlt die „Regulierung“ der verschiedenen Rezeptoren. Dies erklärt die verschiedenen Symptome des körperlichen Entzugs. Durch die nicht mehr vorhandene Unterdrückung der Nervenzellen entstehen durch deren Übererregung Angstgefühle, Zittern, Halluzinationen bis hin zu Krampfanfällen. Deshalb trinkt der Alkoholkranke frühzeitig wieder Alkohol, um die quälenden Symptome zu beseitigen.

(geschrieben für Wikipedia)

[ 09 Uhr 22 ] - [ 1 Kommentar ]

14. Oktober 2010

Alkohol. Das Dauerthema der letzten sieben Tage.

Kategorie: Vergangen

Ich habe zwar keinen Tropfen getrunken, seit über drei Jahren nicht. Aber die vergangene Woche habe ich mich ausgiebigst damit beschäftigt.

Genauer geschreibt: Mit dem Wikipediaartikel über die Alkoholkrankheit. DIeser war mir zu unstrukturiert und zu wenig aktuell. Und vieles war nicht durch Quellenangaben belegt. Das war eine Scheißarbeit. Aber jetzt dürfte er zumindest weniger schlecht sein als vorher und ich sehr viel schlauer. Studien zum Thema suchen, Literaturrecherche.... Ein ziemlicher Brocken. Zumal die Einteilungen nach Jellinek von 1951 überholt sind, aber immer noch fleißig propagiert werden, so daß es extrem schwierig ist, anderes zu finden.

Könnt ja mal drüber gucken.

[ 14 Uhr 18 ] - [ 3 Kommentare ]

02. Oktober 2010

Du hast keine Chance.

Kategorie: Vergangen

Neulich fragte man mich: "Was würdest Du machen, wenn Du erfahren würdest, wenn Du HIV hättest?"

Ganz einfach: Weiterleben.

Ganz so einfach ist es sicherlich auch nicht. Aber nachdem ich so lange nichts anderes als sterben wollte, habe ich gelernt, zu leben. Ich weiß ohnehinn nicht, was morgen passiert. Also lebe ich. Heute. Und genieße das.

Mit HIV ist es auch längst nicht vorbei. Wir hatten neulich einen Patienten, der wegen Hämophilie (Bluterkrankheit) viele Blutprodukte bekommen mußte und muß. Und da war auch mal was verseuchtes bei, was er seit zwanzig Jahren weiß. Seit über 20 Jahren HIV positiv, und AIDS ist noch immer nicht ausgebrochen.

Klar, die Medikamente dagegen sind nicht ganz ohne, aber sie werden immer effektiver und verträglicher.

Heute sind wir ein paar Jährchen weiter. Wer weiß, was die Zukunft noch bringt an Therapie.

Du hast sehr wohl eine Chance.
Ich hoffe, Du liest das.

Für B.

[ 08 Uhr 47 ] - [ 2 Kommentare ]

01. Oktober 2010

Haarig: Ersatz für Menschlichkeit.

Kategorie: Vergangen

Meldung über Haarroboter via DBfK.
via Karl und Agnes

Klasse. Eine Haarwaschmaschine soll also nun die Pflegekräfte entlasten? Tolle Wurst. Scheiß auf Kommunikation, scheiß auf Zuwendung, scheiß auf Menschlichkeit. Das ist ja alles nicht so wichtig. Dafür kann dieser Frisierautomat sich ganz schnell amortisieren, weil, mit solchen Dingern brauchen wir ja weniger Personal denn, ne?

Warum, statt solchen Scheiß zu basteln, stellt man nicht mehr gut ausgebildete Pflegekräfte ein? Macht den Pflegeberuf in all seinen Facetten attraktiver? Haarpflege ist auch Pflege. Und Pflege ist mehr als nur mechanisches sauber, satt und still. Pflege ist auch Berührung, körperlich wie seelisch.

Wenn ich mal alt und klapperig bin: solch ein Ding kommt mir nicht an die Mähne! Ich will Finger auf meiner Kopfhaut, Finger nicht mit Sensoren, sondern mit Gefühl. Und ein Gespräch dabei.

Wenn ich mal alt und klapperig bin, dann lasse ich lieber meine Haare verfilzen als mich von einer Maschine versorgen zu lassen.

Aber vielleicht hat man, wenn ich mal alt und klapperig bin, auch die Menschlichkeit wiederentdeckt.

[ 13 Uhr 16 ] - [ 1 Kommentar ]

26. September 2010

Ein geschrumpfter Weihnachtsmann.

Kategorie: Vergangen

Er könnte auch bei "Schneewittchen" mitspielen.

Warum der Mittsiebziger im Obdachlosenasyl hausen muß, weiß ich nicht. Ich weiß ohnehin kaum etwas über ihn. Aber er tut mir irgendwie leid. Er hat das nicht verdient.

Er sieht aus wie ein Opa aussehen muß, eine Art eingeschrumpfter Weihnachtsmann. Ich könnte ihn mir besser im Ohrenbackensessel vorstellen oder im Schaukelstuhl wippend mit einer Tabakspfeife in der Schnute.

Zum Beginn der Nachtschicht kommt er immer zu mir und bittet mich mit quiekender Stimme um Schmerztropfen, denn er ist kurz vor der Einlieferung heftig gestürzt. Das Leben draußen hat ihm auch eine fette Lungenentzündung gebracht, aber das läßt sich therapieren. Bei uns hat er es gut, er hat es warm und relativ gemütlich. Er bekommt Hilfe, wenn er sie braucht, und Essen und Kaffee und freundliche Worte.

Wenn er wieder gesund ist, wenn er wieder in seine eigentliche Umgebung kommt, wird alles wieder beim alten sein, und der alte Mann wird regelmäßig wieder bei uns aufgenommen mit um die drei Promille.

Kein Schaukelstuhl. Kein Ohrenbackensessel. Keine Pfeife.
Nur Tristesse.

[ 17 Uhr 34 ] - [ 1 Kommentar ]

25. September 2010

Frage an die Mietrechtsexperten unter Euch:

Kategorie: Vergangen

In vielen Mietverträgen steht eine Klausel, die das Halten von Tieren verbietet.

Wenn man dann für ein paar Stunden Besuch bekommt von einem Freund, der von seinem Hund begleitet wird, ist das dann Tierhaltung unsererseits?

[ 04 Uhr 41 ] - [ 10 Kommentare ]

23. September 2010

Das Stähli.

Kategorie: Vergangen

Des Hundes Schnauze, die nach vorne geht.

Den oben zu sehenden Teil des Hundes, also die Schnauze, die nach vorne geht, nennt meine Liebste immer das Stähli. Benannt hat sie es nach einem ihrer liebergemochten Gruppenführerleiter aus ihrer ehemaligen Werkstatt in Winterthur, dem Werkpunkt.

Wichtig ist, daß das Stähli nach vorne geht. Eine Hundeschnauze nach hinten, so wie beim Mops, taugt nämlich nicht viel. Und flauschig sollte es sein, ist ganz wichtig. Und bernern wienern muß man es, was sie natürlich immer mir aufs Auge drücken will. Ich hingegen meine, das Vieh flauscht auch so genug vor sich hin.

Gut frisiert ist gut geschmiert!

[ 12 Uhr 00 ] - [ 3 Kommentare ]

22. September 2010

Das Scheißen der Angela Merkel auf Volksnähe.

Kategorie: Vergangen

Vor zwei Wochen hatte ich ja der Frau Doktor Merkel einen Brief geschrieben. Weil, ich bin nicht damit einverstanden, daß der Pflegenotstand mit Hartz-IV-Empfängern pseudokompensiert werden soll. Statt für eine gescheite Ausbildung der Betreffenden zu sorgen wird völlig ignoriert, daß nicht Hilfs-, sondern Fachkräfte benötigt werden.

Ich habe ja nicht daran geglaubt, daß sich da überhaupt jemand im Kanzleramt sich dafür interessiert. Doch daß da noch nicht einmal ein automatisch erzeugtes Schreiben kommt nach dem Motto: "Leider kann die Merkelin die viele Post nicht alle selber lesen tun und bearbeiten schon gar nicht, aber nett, daß Sie geschrieben haben." finde ich mehr als erbärmlich. Die geben sich noch nicht einmal die Mühe, daß das Volk nicht merkt, daß sich die Oberen nicht für selbiges interessieren, daß die Meinung der Bürger ihnen scheißegal ist, daß BürgerInnen nur Stimmvieh sind...

Scheiß der Hund drauf. Immerhin ist es im Internet rundgegangen, vielleicht sind ja ein paar Leute aufgerüttelt worden.

Frau Merkel: Auch wenn ich Ihnen egal bin, sie ****** **** *** ** ***** ******!

[ 22 Uhr 03 ] - [ 7 Kommentare ]

21. September 2010

Wenn, dann richtig: Murphy's Law.

Kategorie: Vergangen

Gerade hatte ich noch mit einem Patienten über geniale kleine Erfindungen philosophiert. Auch über die neuen Sicherheitskanülen, die die Gefahr, sich mit einer benutzen Kanüle zu stechen und damit möglicherweise mit gräßlichen Krankheiten zu infizieren, minimieren.

SpritzeNun bat mit im Anschluß eine Kollegin, bei einer ihrer Patientinnen die völlig verbogene Mehrfachkanüle des Insulinpens zu wechseln. Leider war diese derart verbogen, daß es durch die Schutzkappe durchgepiekt war. Und dadurch in meinem Finger landete. Mist.

Dann nämlich geht das Programm los: Ab in die Ambulanz, mir Blut abnehmen, der Patientin Blut abnehmen, feststellen, daß ich zumindest zum Zeitpunkt des Stiches keine Hepatitis hatte, dann nämlich würde eine Hepatitis durch diesen Stich als Berufskrankheit erfaßt werden.

Natürlich hat die alte Dame, eine ehemalige Krankenschwester, eine chronische Hepatitis B. Eingefangen wie? Kanülenstichverletzung!

[ 08 Uhr 24 ] - [ 6 Kommentare ]

16. September 2010

Elektrozyten.

Kategorie: Vergangen

Gespendetes Blut wird in der Regel in seine Bestandteile "zerlegt" und der Patient bekommt, was er gerade braucht: Erythrozytenkonzentrate, Thrombozytenkonzentrate, Plasma und so weiter.

Für einen Frischling in der Pflege oder Medizin sind das echte Zungenbrecher. Aber Frischlinge sind auch sehr eifrig und möchten sich fachlich korrekt ausdrücken.

So kam zu mir ein Auszubildender noch am Anfang) und teilte mir mit, das Elektrozytenkonzentrat sei durchgelaufen...
"Das WAS?"
"Das Elektrozytenkonzentrat!"
"Was sind denn Elektrozyten?"
"Weiß ich nicht, Blut haben wir noch nicht durchgenommen."
"Naja, schadet nicht, wenn wir uns trotzdem mal damit beschäftigen. Kommt hier schließlich sehr oft vor...."

Und ich erzählte ihm, die Elektrozyten seien dafür da, den Stromkreislauf im Blut aufrecht zu erhalten.

Und klärte ihn natürlich über diesen Blödsinn auf.
Da kam mir ein Gedanke: Blödsinn? Was, wenn das gar kein Blödsinn wäre, daß es Elektrozyten gibt? alle -zyten sind Zellen, und Elektro es eh klar. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, daß die stromerzeugenden Zellen in Zitterfischen so heißen könnten.

Ich forschte nach.
Tatsächlich. Zitterfische werden durch ihre Elektrozyten zu unangenehmen Gegnern.

Keine Idee ist zu bekloppt, als daß sie nicht auch wahr sein könnte.

[ 15 Uhr 14 ] - [ 3 Kommentare ]

13. September 2010

Behindertenquote.

Kategorie: Vergangen

Betriebe ab einer gewissen Größe müssen soundsoviel Schwerbehinderte einstellen. Viele kaufen sich per Ausgleichsabgabe davon frei. Geht aber auch anders.

Ich nenne sie mal Hannelore, das paßt irgendwie. Sie ist schon seit Jahrzehnten im Hause beschäftigt. Das Alter sieht man ihr nicht an. Wohl aber ihre, äh, geistige Minderbemitteltheit. Sie geht durch den ganzen Betrieb und kehrt die verschiedenen Innenhöfe und leert die vielen Aschenbecher, daß Menschen wie ich sie wieder füllen können. Auch wenn ich sie manchmal belächele, weil sie vieles nicht versteht, schaue ich nicht auf sie herab, denn auch sie tut ihre Arbeit und hält den Laden damit am Laufen.

Sie ist immer zufrieden und hat immer ein freundliches Wort übrig und schielt fürchterlich.

Und wir haben noch viel mehr Hanneloren im Haus, und eine jede arbeitet, was und wie gut sie es kann. Ihre Leistung ist sicherlich nicht geringer als meine, gemessen am Vermögen.

Der eine macht die Whipple-OP, der andere leert die Mülleimer. Ein jeder so, wie er es kann.

[ 16 Uhr 35 ] - [ 3 Kommentare ]

Ausgeschlafen.

Kategorie: Vergangen

Die Kolleginnen dachten sich: wenn er bei seinen Schlafstörungen schon mal schläft, dann lassen wir ihn erstmal noch ein wenig, und riefen erst um halb sieben an. Sie erwischten nur den Anrufbeantworter und sprachen dort eine freundliche Botschaft darauf. Denn er war gar nicht zu Hause, sondern hütete mit seiner Liebsten Bruno, den Hund von Olli, den zu Hause zu hüten nur Ärger mit der Hausverwaltung gebracht hätte.

Natürlich hatte er sich den Wecker in seinem Mobltelephon gestellt. Aber nicht gemerkt, daß er einen nicht hörbaren Weckton eingestellt hatte. So machte er sich um sieben Uhr ausgeschlafen und schleunigst auf den Weg zum Sonntäglichen Frühdienst, der um sechs begonnen hatte und traf um halb acht ein. Die Kolleginnen grinsten nur, die PatientInnen auch.

[ 05 Uhr 27 ] - [ Noch kein Kommentar ]

12. September 2010

Gurkenkönig.

Kategorie: Vergangen

Ich finde immer nett, wenn PatientInnen dankbar sind. Meist zeigen sie ihre Dankbarkeit mit Schokolade und anderen Süßwaren. Desto netter finde ich von einer meiner PatientInnen, daß sie uns stattdessen einem nach dem anderen Saure Gurken aus eigener Produktion verehrt. Ich liebe Saure Gurken, und diese Gurken sind in der Tat die besten, die ich bisher gegessen habe! Sie haben eine ganz besondere, eigene Würze. Und da sie mir aus irgendwelchen Gründen besonders dankbar ist, bekam ich sogar ein weiteres Glas davon.

Somit bin ich quasi der Gurkenkönig.

Saure Gurken.

[ 17 Uhr 58 ] - [ Noch kein Kommentar ]

08. September 2010

Ungelernte in die Pflege - Für sozialverträgliches Frühableben?

Kategorie: Vergangen

Über die Geringschätzung der professionellen Pflege seitens unserer geschätzten Frau Bundeskanzlerin habe ich mich schon gestern erregt. Frau Dr. Merkel streicht Zuschüsse für die Umschulungen, gleichzeitig versucht sie, die Qualität der Pflege durch Einsatz ungelernter Kräfte zu killen. Ich dachte eigentlich, das Paradigma "Sauber, satt und still" sei einer menschenwürdigeren Haltung gewichen.

Wenn Hartz4er in
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[ 09 Uhr 12 ] - [ 8 Kommentare ]

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