Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

Archiv.

30. September 2010

Ein Schleier ist nicht schlecht, sondern sehr praktisch.

Kategorie: Verkohlt

Im Schleier festgeklemmtes MobiltelephonMan sollte die Bekleidungssitten anderer Kulturen nicht einfach als schlecht und unterdrückend abtun. So ein Schleier, wie viele islamische Frauen ihn tragen, hat durchaus Vorteile: Wir sahen neulich im Supermarkt eine Dame, die mit ihrem aufgeklappten Handy, welches sie zwischen Schleier und Ohr geklemmt hatte, gänzlich freihändig telephonieren, ohne die sonst nötige Verrenkung des Halses. Die Hände frei zu haben ist doch auch eine Art Freiheit, oder?

[ 16 Uhr 42 ] - [ Noch kein Kommentar ]

29. September 2010

256 oder: Der für die Abteilung zuständige Beamte.

Kategorie: Verdingt

Nachtschicht. Die Zeiger meiner Nomos Tangente zeigen etwa halb elf, als ich den Hilferuf meiner Kollegin von nebenan erhalte:
"Du mußt mir helfen, bitte! Da ist einer völlig durch den Quark, der will unbedingt den für die Abteilung zuständigen Beamten sprechen, das muß unbedingt ein Mann sein!"

Häh?

Ich nehme das Funktelephon sichtbarkeitshalber in die erhobene Linke und gehe dorthin.

"Nabend. Hundeiker, was gibts?"
"Ah, endlich! Meiermüllerschulze." Schüttelt meine Hand
"Was kann ich für Sie tun, Herr Meiermüllerschulze?"
"Ich habe da so eine Karte.... Pause"
"Ja? Eine Steckkarte?"
"So eine, 256, so. Geschickt."
"An unsere EDV-Abteilung?"
"Ja, und jetzt möchte ich wissen.... Pause"
"Ob sie funktioniert?"
"Die, äh, hier..." Zeigt auf seinen Bauch, Gürteline. Meint er seinen Blasenkatheter? Der sitzt aber tiefer.... "Hier.... 256" Pause
"Hm. Da müßte ich mal das entsprechende Handbuch suchen."
"Ja, ich..... Pause"
"Soll ich mich mal mit der EDV in Verbindung setzen?"
"Ja, bitte, das wäre gut."
"Dann gebe ich dem Frühdienst entsprechende Anweisungen."
"Danke. 256."
"Schlafen Sie gut!"
"Danke. Ruhigen Dienst noch!"

Es war die einzige Möglichkeit. Aber: Er war beruhigt.

[ 22 Uhr 09 ] - [ 3 Kommentare ]

Ich bin zwar nicht der klügste...

Kategorie: Verschiedenes

Bild vom schönsten Ulf...aber der schönste!

Jedenfalls hat mir der Kantinenzivi erzählt, er hätte von zwei Mädels im Gepräch genau das mitgehört: Ich sei der einzig gutaussehende Pfleger der Klinik.

Ich denke, ich sollte Model werden für bauchbetonte Bekleidung. Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel. Zwar sieht Thomas Homberger das etwas anders, aber nicht nur der Bestatter wird mir beipflichten er nennt die Beule liebevoll Delikateßgewölbe.

Meine Liebste hat neulich ein Bild von meinem Marathon-Zieleinlauf (Nach 3h 57min) gesehen. So mager möge ich doch bitte nicht mehr werden, das sei ja dann nicht mehr kuschelig.

Wohlan, so sei es.

[ 17 Uhr 49 ] - [ 3 Kommentare ]

28. September 2010

Muß ich das verstehen? Am Suizid gehindert, dann hingerichtet.

Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung

Ich bin ja aus vielen Gründen gegen die Todesstrafe. Aber was sich da in einem Knast in Amiland abgespielt hat ist absurd:

Brandon Joseph Rhode, der im Jahr 2000 wegen dreifachen Mordes zum Tode verurteilt worden war, hatte sich mit einer Rasierklinge (wie auch immer er da drangekommen sein mag) die Halsschlagader aufgeschnitten.

Das Gefängnispersonal hat zunächst alles getan, ihn am Leben zu erhalten, und ihn dann hingerichtet. (SPON)

Wenn er ohnehin sterben sollte- warum hat man ihn dann nicht einfach sterben lassen?

Das erinnert mich an das finstere Mittelalter, als man, wenn man sich suizidiert hatte, als Selbstmörder nachträglich hingerichtet wurde, egal wie tot man war.

Oder darf ein Mörder sich nicht selbst richten, um sich nicht so der Todesstrafe zu entziehen?

Nun, jetzt ist es auf jeden Fall ganz tot, nachdem man ewig eine Vene suchen mußte, um Thiopental (ein Barbiturat) und anderes Zeugs zu spritzen. Dafür haben die sein Leben gerettet. Verrückt.

[ 20 Uhr 35 ] - [ 1 Kommentar ]

Ich kündige!

Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung

MerkelUnd zwar der Bundesregierung. Als einer deren Arbeitgeber bin ich mit deren Arbeit alles andere als zufrieden. Ich kann mir derart schlechte MitarbeiterInnen in Führungspositionen schlicht und ergreifend nicht mehr leisten.

Näheres dazu hier beim Piratenweib. Dort gibt es auch gleich ein fertiges Kündigungsschreiben samt Arbeitszeugnis.

Bild: Ludger Thernes

Unterschriftenliste

[ 11 Uhr 59 ] - [ Noch kein Kommentar ]

27. September 2010

Westfälische Nachrichten: Ausgeschlichen?

Kategorie: Kaeseblatt

Vor etwa zwei Monaten hatte ich mich ja mal heftigst über die Schleichwerbung im Lokalen Käseblatt, zu welchem es leider keine echte Alternative gibt, beschwert. Nun jedoch war wieder Post vom Presserat im Briefkasten, also in dem richtigen draußen an der Tür, der auch ohne Strom funktionopelt:

Mißbilligung des Presserats an die Westfälischen NachrichtenIch habe GEWONNEN!

Mit Beschluß vom 16.September sprachen sich 6 Mitglieder bei einer Enthaltung für eine Mißbilligung aus!

Das protokollierte Herumgeeier und Gewinsel des Chefredakteurs erspare ich Euch wohl besser, es ist einfach zu jämmerlich. Aber lesen sollt Ihr auf jeden Fall die

B. Erwägungen des Beschwerdeausschusses
Der Beschwerdeausschuss erkennt in dem Artikel mit der Überschrift "Miss Germany schläft mit Strümpfen"; eine Verletzung des in Ziffer 7 Pressekodex festgehaltenen Grundsatzes der klaren Trennung von Redaktion und Werbung. Die Veröffentlichung stellt eindeutig Schleichwerbung in Sinne der Richtlinie 7_1 des Pressekodex dar. Der Artikel beschäftigt sich mit einer PR-Veranstaltung des genannten Unternehmens. Dies hatte offensichtlich die amtierende Miss Germany engagiert und sie im Rahmen eines Werbeauftrittes präsentiert.
Zitate wie: "Meine Beine fühlen sich danach toll an, irgendwie leicht und die Haut ist streichelzart und sieht einfach gut aus." stellen Werbeaussagen dar, die weit über ein gegebenenfalls vorhandenes öffentliches Interesse hinausgehen. Zudem wird, wie die Zeitung in ihrer Stellungnahme selbst einräumte, mehrfach der Name des Herstellers genannt. Auch dadurch entsteht ein Werbeeffekt. Insgesamt waren die Mitglieder des Beschwerdeausschusses der Auffassung, dass eine deutlich zurückhaltende Berichterstattung über diese Veranstaltung angebracht gewesen wäre.

C. Ergebnis
Presseethisch bewertet der Ausschuss den Verstoß gegen die publizistischen Grundsätze als so schwerwiegend, dass er gemäß § 12 Beschwerdeordnung eine Missbilligung ausspricht. Nach § 15 Beschwerdeordnung besteht zwar keine Pflicht, Missbilligungen zu veröffentlichen. Als Ausdruck fairer Berichterstattung empfiehlt der Beschwerdeausschuss jedoch eine solche redaktionelle Entscheidung. Die Entscheidung über die Begründetheit der Beschwerde ergeht einstimmig, die Entscheidung über die Wahl der Maßnahme ergeht mit sechs Ja-Stimmen bei einer Enthaltung.

(Hervorhebungen und Links von mir)

Daß das Käseblatt freiwillig solches veröffentlich, warge ich arg zu bezweifeln. Wenn mir aber einen Gegenbeweis liefert als Link oder Scan, dann publiziere ich ihn gerne!
Den Rest lesen ]

[ 08 Uhr 08 ] - [ 4 Kommentare ]

Bestechende Logik:

Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung

Laub findet man ja bekanntlich im Wald. Findet man Urlaub dann im Urwald?

[ 06 Uhr 54 ] - [ Noch kein Kommentar ]

26. September 2010

Ein geschrumpfter Weihnachtsmann.

Kategorie: Vergangen

Er könnte auch bei "Schneewittchen" mitspielen.

Warum der Mittsiebziger im Obdachlosenasyl hausen muß, weiß ich nicht. Ich weiß ohnehin kaum etwas über ihn. Aber er tut mir irgendwie leid. Er hat das nicht verdient.

Er sieht aus wie ein Opa aussehen muß, eine Art eingeschrumpfter Weihnachtsmann. Ich könnte ihn mir besser im Ohrenbackensessel vorstellen oder im Schaukelstuhl wippend mit einer Tabakspfeife in der Schnute.

Zum Beginn der Nachtschicht kommt er immer zu mir und bittet mich mit quiekender Stimme um Schmerztropfen, denn er ist kurz vor der Einlieferung heftig gestürzt. Das Leben draußen hat ihm auch eine fette Lungenentzündung gebracht, aber das läßt sich therapieren. Bei uns hat er es gut, er hat es warm und relativ gemütlich. Er bekommt Hilfe, wenn er sie braucht, und Essen und Kaffee und freundliche Worte.

Wenn er wieder gesund ist, wenn er wieder in seine eigentliche Umgebung kommt, wird alles wieder beim alten sein, und der alte Mann wird regelmäßig wieder bei uns aufgenommen mit um die drei Promille.

Kein Schaukelstuhl. Kein Ohrenbackensessel. Keine Pfeife.
Nur Tristesse.

[ 17 Uhr 34 ] - [ 1 Kommentar ]

25. September 2010

Frage an die Mietrechtsexperten unter Euch:

Kategorie: Vergangen

In vielen Mietverträgen steht eine Klausel, die das Halten von Tieren verbietet.

Wenn man dann für ein paar Stunden Besuch bekommt von einem Freund, der von seinem Hund begleitet wird, ist das dann Tierhaltung unsererseits?

[ 04 Uhr 41 ] - [ 10 Kommentare ]

23. September 2010

Das Stähli.

Kategorie: Vergangen

Des Hundes Schnauze, die nach vorne geht.

Den oben zu sehenden Teil des Hundes, also die Schnauze, die nach vorne geht, nennt meine Liebste immer das Stähli. Benannt hat sie es nach einem ihrer liebergemochten Gruppenführerleiter aus ihrer ehemaligen Werkstatt in Winterthur, dem Werkpunkt.

Wichtig ist, daß das Stähli nach vorne geht. Eine Hundeschnauze nach hinten, so wie beim Mops, taugt nämlich nicht viel. Und flauschig sollte es sein, ist ganz wichtig. Und bernern wienern muß man es, was sie natürlich immer mir aufs Auge drücken will. Ich hingegen meine, das Vieh flauscht auch so genug vor sich hin.

Gut frisiert ist gut geschmiert!

[ 12 Uhr 00 ] - [ 3 Kommentare ]

22. September 2010

Das Scheißen der Angela Merkel auf Volksnähe.

Kategorie: Vergangen

Vor zwei Wochen hatte ich ja der Frau Doktor Merkel einen Brief geschrieben. Weil, ich bin nicht damit einverstanden, daß der Pflegenotstand mit Hartz-IV-Empfängern pseudokompensiert werden soll. Statt für eine gescheite Ausbildung der Betreffenden zu sorgen wird völlig ignoriert, daß nicht Hilfs-, sondern Fachkräfte benötigt werden.

Ich habe ja nicht daran geglaubt, daß sich da überhaupt jemand im Kanzleramt sich dafür interessiert. Doch daß da noch nicht einmal ein automatisch erzeugtes Schreiben kommt nach dem Motto: "Leider kann die Merkelin die viele Post nicht alle selber lesen tun und bearbeiten schon gar nicht, aber nett, daß Sie geschrieben haben." finde ich mehr als erbärmlich. Die geben sich noch nicht einmal die Mühe, daß das Volk nicht merkt, daß sich die Oberen nicht für selbiges interessieren, daß die Meinung der Bürger ihnen scheißegal ist, daß BürgerInnen nur Stimmvieh sind...

Scheiß der Hund drauf. Immerhin ist es im Internet rundgegangen, vielleicht sind ja ein paar Leute aufgerüttelt worden.

Frau Merkel: Auch wenn ich Ihnen egal bin, sie ****** **** *** ** ***** ******!

[ 22 Uhr 03 ] - [ 7 Kommentare ]

21. September 2010

Wenn, dann richtig: Murphy's Law.

Kategorie: Vergangen

Gerade hatte ich noch mit einem Patienten über geniale kleine Erfindungen philosophiert. Auch über die neuen Sicherheitskanülen, die die Gefahr, sich mit einer benutzen Kanüle zu stechen und damit möglicherweise mit gräßlichen Krankheiten zu infizieren, minimieren.

SpritzeNun bat mit im Anschluß eine Kollegin, bei einer ihrer Patientinnen die völlig verbogene Mehrfachkanüle des Insulinpens zu wechseln. Leider war diese derart verbogen, daß es durch die Schutzkappe durchgepiekt war. Und dadurch in meinem Finger landete. Mist.

Dann nämlich geht das Programm los: Ab in die Ambulanz, mir Blut abnehmen, der Patientin Blut abnehmen, feststellen, daß ich zumindest zum Zeitpunkt des Stiches keine Hepatitis hatte, dann nämlich würde eine Hepatitis durch diesen Stich als Berufskrankheit erfaßt werden.

Natürlich hat die alte Dame, eine ehemalige Krankenschwester, eine chronische Hepatitis B. Eingefangen wie? Kanülenstichverletzung!

[ 08 Uhr 24 ] - [ 6 Kommentare ]

20. September 2010

Der blöde Heini und der mit dem Rüssel.

Kategorie: Verdingt

Ich war noch nicht lange dabei, ich hatte erst kürzlich meinen Zuvieldienst angetreten im Sommer 1991. Ich hatte einen Heidenrespekt vor Erwachsenen. Meistens jedenfalls. Und war ziemlich eingeschüchtert, wenn ein Patient mich anschnauzte. Der erste Patient überhaupt, den ich kennengelernt hatte, konnte das ganz gut. Unter anderem titulierte er mich als einen "blöden Heini". Zwar war ich instruiert, daß der Schlaganfall mehr als nur seine linke Körperhälfte außer Betrieb genommen hatte, aber mit derleri Dingen wie Verwirrung mußte ich doch erst noch umgehen lernen.

Sonde raus aus der Nase und wieder hinein...Ich durfte ihm immer beim Essen behilflich sein (wehe, einer sagt FÜTTERN!!!). Dafür wiederum bedankte er sich dann immer überschwenglich mit Handschlag und so.
Und eines Tages kam der Tag, an dem er wieder selbst zugriff. Nun hatte er aber, da er zuerst kaum hatte schlucken können, zur Ernährung einen dünnen Schlauch namens Magensonde durch die Nase gelegt bekommen, die nun wie ein Rüssel herunterhing, nur wesentlich weniger nützlich als der Rüssel eines Elephanten. Er landete immer wieder zu seinem großen Verdruß auf der Gabel. Wäre ich erfahrener gewesen, hätte ich den Schlauch einfach mit etwas Pflaster auf der Wange befestigt. Doch er fand schnell eine sehr individuelle Lösung:

Er steckte das baumelnde Ende kurzerhand in das freie Nasenloch.

Sah etwas skurril aus, aber das Problem war gelöst.

[ 08 Uhr 59 ] - [ 4 Kommentare ]

19. September 2010

Leichenschmaus ohne Leiche. Stimmung ohne Grabes im kastrierten Rindvieh.

Kategorie: Vernetzt

WillkommensschildUndertaker Tom, dessen richtiger Name auch hier nicht genannt werden wird, wird von seiner Ehefrau Anke liebevoll "Bär" genannt und macht diesem Kosenamen alle Ehre. Groß, schwer, gemütlich trat er vor die auf der Terasse zusammenverotteten LeserInnen seines Bestatterweblogs. Und übernahm erstmal die Regie und zwang uns alle, per Vorstellungsrunde einander kennenzulernen. So lockerte sich das Befinden, und die diversen Bestatter, Zulieferer wie ich und irgendwie zufällig auf das Weblog gestoßenen Branchenfernen kamen dann doch mehr ins Gespräch.

Auffallend übrigens, daß wir Übergewichtigen deutlich in der Überzahl waren, aus manchem hätte man auch zwei machen können.

Der Wirt vom Roten Ochsen in Forchheim, Konni, hat sich seinen Meistertitel verdient. Er stopfte uns mit exzellenter, deftiger fränkischer Kost voll und briet, als ich mein Steak mit meinem sogenannten "irren Blick" blutig verlangte, eben dieses exakt so, wie ich es liebe: etwas angebraten und innen warm, aber roh. Und das bei sehr moderater Futtergebühr.

Und so wurden wir kurz nach dem Eintreffen des Oberbestatters mit Schäuferlä traktiert, perfekt gebrutzelt und wirklich selbstgemachten Knödeln und frischem Salat. Die anschließende Verdauungskippe zwecks Neutralisierung der deftigen Mahlzeit wurde ziemlich bald wieder durch Kaffee und Kuchen kompensiert. Und viele Gespräche und Kontakte entstanden, vor allem befreundete sich meine Liebste mit Peggy. Erstaulicherweise traf ich auch einige meiner Leser, die NICHT über Tom gekommen waren, sodern irgendwoher, wo ich ein einziges Mal kommentiert hatte.

Nach dem sehr unvegetarischen Abendessen (Bestatter haben mit dem Tod zu tun, also gibts auch tote Tiere) kam das Abendprogramm. Mit Lesungen besinnlicher und lustiger Art und auch Musik von Teilen der bestattophilen Gruppe "Finale", die in diesem Fall aus einem (wie könnte es anders sein) Bestatter namens Christian und seiner (seltsamerweise) schlanken Gattin bestand.

Zu früh war das alles vorbei. Doch die einen rief die Pflicht und die anderen der Friedhof.

Es war großartig. Konni ist ein erstklassiger Gastgeber, der auch sehr musikalisch ist (zu vorgerückter Stunde vor allem). Tom ist ein erstklassiger Gesprächspartner und Entertainer.

Danke an alle. ALLE.

[ 22 Uhr 10 ] - [ 13 Kommentare ]

18. September 2010

Der Tag geht. Der Geist auch.

Kategorie: Verdingt

Zwar war sie Mitte sechzig, aber sie hätte locker für zehn Jahre jünger durchgehen können. Jugendlich, adrett, dynamisch. Und etwas unkonzentriert, vergeßlich, fahrig. Deshalb war sie in Begleitung ihres Mannes zu uns gekommen, dem dies aufgefallen war, während sie selbst meinte, das funktioniere alles nicht so gut, weil ihr ungeduldiger Gatte sie konfus mache.

Nun kam sie heraus aus dem Arztzimmer mit ihrem Mann. Sie waren gerade darüber aufgeklärt worden: Alzheimer.

"Nun ist es amtlich, ich bin balla-balla!", grinste sie ein wenig gezwungen. "Für mich ist das ja nicht so schlimm, ich weiß ja eh bald nichts mehr. Aber für meinen Mann und meine Tochter wird es schlimm sein." Sie verschwand auf ihr Zimmer und ich hatte Feierabend. Am kommenden Morgen würde ich mich ihr etwas gründlicher annehmen.

Sie sprach mich sogar von sich aus an. Die Verzweiflung machte sich bemerkbar. Denn bislang war sie durchaus noch bei Verstand. Hatte auch den Haushalt besorgt, aber ihr war schon aufgefallen, daß sie das Bezahlen beim Einkauf nicht mehr so hinbekam. Außerdem fühlte sie sich irgendwie schuldig. Hätte ich, könnte ich, wäre nicht.

"Nein, sie sind nicht schuld daran. Sie haben sich diesen Scheiß nicht ausgesucht. Alzheimer bekommen sie jetzt einfach so. Sie können nichts dafür. Und mit Absicht machen sie das schon gar nichts. Schuld haben sie wirklich nicht daran."

Was sie tun könne? Naja, Hirn trainieren, damit es möglichst lange möglichst leistungsfähig bleibt. Lesen täte sie ja viel. Gedächnistraining, Förderung, tapfer sein und nicht verzweifeln.

"Noch können Sie das meiste sehr gut und sie sind bei Verstand. Wissen Sie, was gestern ist, ist vorbei, dat kann man nicht mehr ändern. Was sein wird, wissen wir nicht. Leben sie jetzt und genießen Sie jetzt, daß Sie noch so fit sind."
"Ja, Sie haben recht...", sprach sie und trocknete ihre Tränen.

[ 09 Uhr 21 ] - [ 1 Kommentar ]

17. September 2010

Deutsche Denglische Bahn AG: Berührungspunkt.

Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung

Da ja kaum ein Mensch mehr der deutschen Sprache mächtig ist, macht die Deutsche Bahn AG alles in mehr oder minder gelungenem Englisch. Was aber das hier sein soll erschließt sich mir nicht:

Doofer Touchpoint-Schalter von die Doitsche Bahn AG

Dieser Touchpoint berührt mich eher unangenehm, weil ich keinen blassen Schimmer habe, warum ich ihn betatschen soll und warum er überhaupt so heißt und nicht irgendwie eine einleuchtende Bezeichnung hat.

[ 18 Uhr 05 ] - [ 3 Kommentare ]

16. September 2010

Elektrozyten.

Kategorie: Vergangen

Gespendetes Blut wird in der Regel in seine Bestandteile "zerlegt" und der Patient bekommt, was er gerade braucht: Erythrozytenkonzentrate, Thrombozytenkonzentrate, Plasma und so weiter.

Für einen Frischling in der Pflege oder Medizin sind das echte Zungenbrecher. Aber Frischlinge sind auch sehr eifrig und möchten sich fachlich korrekt ausdrücken.

So kam zu mir ein Auszubildender noch am Anfang) und teilte mir mit, das Elektrozytenkonzentrat sei durchgelaufen...
"Das WAS?"
"Das Elektrozytenkonzentrat!"
"Was sind denn Elektrozyten?"
"Weiß ich nicht, Blut haben wir noch nicht durchgenommen."
"Naja, schadet nicht, wenn wir uns trotzdem mal damit beschäftigen. Kommt hier schließlich sehr oft vor...."

Und ich erzählte ihm, die Elektrozyten seien dafür da, den Stromkreislauf im Blut aufrecht zu erhalten.

Und klärte ihn natürlich über diesen Blödsinn auf.
Da kam mir ein Gedanke: Blödsinn? Was, wenn das gar kein Blödsinn wäre, daß es Elektrozyten gibt? alle -zyten sind Zellen, und Elektro es eh klar. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, daß die stromerzeugenden Zellen in Zitterfischen so heißen könnten.

Ich forschte nach.
Tatsächlich. Zitterfische werden durch ihre Elektrozyten zu unangenehmen Gegnern.

Keine Idee ist zu bekloppt, als daß sie nicht auch wahr sein könnte.

[ 15 Uhr 14 ] - [ 3 Kommentare ]

14. September 2010

Gesunde Ernährung.

Kategorie: Verschiedenes

Eigentlich wollte Olli nur auf einen Tee vorbeikommen. Am Ende des Tees bekam er Hunger. Wir auch. Gyros. Viel Gyros sollte es sein. Nur- wir gurkten von einer Stammbude zur nächsten. Alle Montag geschlossen. Und das, obwohl sie mit uns das Geschäft ihres Lebens hätten machen können! Olli ist spontan. Einkaufen, selber kochen. Rinderbraten. Da war auch ein leckeres Stück beim Metzger. Und vergleichsweise günstig, dabei erste Qualität.

Wieviel davon, wieso? Das Ganze willen wir. Viereinhalb Pfund. Wir drei wollen ja auch satt werden. Knödel, Rotkohl. Aufessen. Viel. Lecker. Gesund. Ist ja alles rein pflanzlich.

[ 11 Uhr 38 ] - [ Noch kein Kommentar ]

13. September 2010

Behindertenquote.

Kategorie: Vergangen

Betriebe ab einer gewissen Größe müssen soundsoviel Schwerbehinderte einstellen. Viele kaufen sich per Ausgleichsabgabe davon frei. Geht aber auch anders.

Ich nenne sie mal Hannelore, das paßt irgendwie. Sie ist schon seit Jahrzehnten im Hause beschäftigt. Das Alter sieht man ihr nicht an. Wohl aber ihre, äh, geistige Minderbemitteltheit. Sie geht durch den ganzen Betrieb und kehrt die verschiedenen Innenhöfe und leert die vielen Aschenbecher, daß Menschen wie ich sie wieder füllen können. Auch wenn ich sie manchmal belächele, weil sie vieles nicht versteht, schaue ich nicht auf sie herab, denn auch sie tut ihre Arbeit und hält den Laden damit am Laufen.

Sie ist immer zufrieden und hat immer ein freundliches Wort übrig und schielt fürchterlich.

Und wir haben noch viel mehr Hanneloren im Haus, und eine jede arbeitet, was und wie gut sie es kann. Ihre Leistung ist sicherlich nicht geringer als meine, gemessen am Vermögen.

Der eine macht die Whipple-OP, der andere leert die Mülleimer. Ein jeder so, wie er es kann.

[ 16 Uhr 35 ] - [ 3 Kommentare ]

Ausgeschlafen.

Kategorie: Vergangen

Die Kolleginnen dachten sich: wenn er bei seinen Schlafstörungen schon mal schläft, dann lassen wir ihn erstmal noch ein wenig, und riefen erst um halb sieben an. Sie erwischten nur den Anrufbeantworter und sprachen dort eine freundliche Botschaft darauf. Denn er war gar nicht zu Hause, sondern hütete mit seiner Liebsten Bruno, den Hund von Olli, den zu Hause zu hüten nur Ärger mit der Hausverwaltung gebracht hätte.

Natürlich hatte er sich den Wecker in seinem Mobltelephon gestellt. Aber nicht gemerkt, daß er einen nicht hörbaren Weckton eingestellt hatte. So machte er sich um sieben Uhr ausgeschlafen und schleunigst auf den Weg zum Sonntäglichen Frühdienst, der um sechs begonnen hatte und traf um halb acht ein. Die Kolleginnen grinsten nur, die PatientInnen auch.

[ 05 Uhr 27 ] - [ Noch kein Kommentar ]

12. September 2010

Gurkenkönig.

Kategorie: Vergangen

Ich finde immer nett, wenn PatientInnen dankbar sind. Meist zeigen sie ihre Dankbarkeit mit Schokolade und anderen Süßwaren. Desto netter finde ich von einer meiner PatientInnen, daß sie uns stattdessen einem nach dem anderen Saure Gurken aus eigener Produktion verehrt. Ich liebe Saure Gurken, und diese Gurken sind in der Tat die besten, die ich bisher gegessen habe! Sie haben eine ganz besondere, eigene Würze. Und da sie mir aus irgendwelchen Gründen besonders dankbar ist, bekam ich sogar ein weiteres Glas davon.

Somit bin ich quasi der Gurkenkönig.

Saure Gurken.

[ 17 Uhr 58 ] - [ Noch kein Kommentar ]

10. September 2010

Ladung zum Gericht.

Kategorie: Verschiedenes

Also, keine Einladung zum Essen jetzt, sondern Vorladung zu einer Gerichtsverhandlung. Wir hatten ja vor einiger Zeit Anzeige erstattet wegen "Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen in Tateinheit mit Beleidigung".

Vor einigen Tagen hatte ich mich gerade gewundert, daß noch immer keine Post gekommen war, daß das Verfahren eingestellt worden sei. Nun ist Post im Kasten, daß wir als ZeugInnen aussagen müssen.

Meine erste Gerichtsverhandlung.

Wenn man von meiner Scheidung absieht natürlich. Aber meine erste richtige solche, so mit Strafsache und voll verboten und so. Eigentlich nicht so mein Ding, aber Hitlergruß kann ich dann doch nicht durchgehen lassen.

[ 10 Uhr 08 ] - [ 10 Kommentare ]

Sanierung des Haushaltes können wir besser als die Regierung.

Kategorie: Verrueckt

Die Fernbeziehung war teuer. Der Umzug meiner Liebsten war teuer. Daß sie zunächst nicht versichert werden konnte war teuer. Nun sind wir aber nicht die Bundesregierung. Wir verringern unsere Schulden immer mehr. Ohne daß wir für wirklich wichtige Dinge die Mittel streichen. Und indem wir die richtigen und wichtigen Maßmahmen durchziehen.

Mit diesem Staat geht es abwärts. Mit uns jedoch hinauf. Ein gutes Gefühl.

[ 09 Uhr 28 ] - [ 3 Kommentare ]

09. September 2010

Ich und Mutter Teresa.

Kategorie: Verschiedenes

Das Wirken von Mutter Teresa ist durchaus nicht unumstritten. Doch als ich damals, am ersten Januar 1991, direkt vor dieser winzig kleinen Ordensschwester stand, die mir händeschüttelnd ein "Happy new year" wünschte, hatte ich dennoch das Gefühl, sie sei ein besonderer Mensch. Auch wenn ihre Ablehnung gegenbüber Schmerz- und Verhütungsmitteln nicht nachvollziehbar ist. Aber immerhin hatte sie ihre Vorstellungen und ihre Ideale irgendwie in ziemlich großem Stil durchgezogen.

Es war sicherlich der prominenteste Händedruck, den ich bisher bekam. Doch habe ich etliche wichtige Menschen kennengelernt, auch welche, deren Lebensgeschichte mit großen Stars und oscarnominiert verfilmt worden war. Oder die weltbekannte Firmen führten. Im KZ gesessen oder Menschen ins KZ gebracht hatten.

Ich habe da keine Berührungsängste. Denn auch Mutter Teresa mußte kacken, und auch das hat bestimmt nicht nach Rosen geduftet.

[ 11 Uhr 29 ] - [ 1 Kommentar ]

08. September 2010

Wieso sollen Arbeitslose arbeiten?

Kategorie: Meine unqualifizierte Meinung

Arbeitslose sollen arbeiten gehen. Gute Idee, nur- sie bleiben dabei arbeitslos. Durch den Ein-Euro-Job haben wir das Paradoxon, daß jemand zwar keine Arbeit hat, aber
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[ 23 Uhr 16 ] - [ 9 Kommentare ]

Ungelernte in die Pflege - Für sozialverträgliches Frühableben?

Kategorie: Vergangen

Über die Geringschätzung der professionellen Pflege seitens unserer geschätzten Frau Bundeskanzlerin habe ich mich schon gestern erregt. Frau Dr. Merkel streicht Zuschüsse für die Umschulungen, gleichzeitig versucht sie, die Qualität der Pflege durch Einsatz ungelernter Kräfte zu killen. Ich dachte eigentlich, das Paradigma "Sauber, satt und still" sei einer menschenwürdigeren Haltung gewichen.

Wenn Hartz4er in
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[ 09 Uhr 12 ] - [ 8 Kommentare ]

07. September 2010

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Kategorie: Vergangen

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Brief an die Kanzlerinmit Unbehagen habe ich Ihre Äußerungen bezüglich des Einsatzes von Hartz-IV-Empfängern in der Pflege gelesen.

Ich verstehe das als Geringschätzung meines Berufes und
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[ 11 Uhr 21 ] - [ 2 Kommentare ]

Hier hast n Buckel!

Kategorie: Verschiedenes

Zwei Freunde sind um die Häuser gezogen und nun auf dem Heimweg. Der eine hat ein Hinkebein, der andere hat einen Buckel. Auf dem Weg nach Hause kommen sie am Friedhof vorbei, da sagt der Buckelige:
"Komm, laß uns die Abkürzung über den Friedhof nehmen, das ist mir sonst zu viel zum Latschen!"
Sagt der mit dem Hinkebein:
"Nee, Du, das ist mir viel zu gruselig. Ich möchte lieber außen herum."

Sie können sich nicht einigen, und so trennen sie sich, und der Buckelige geht über den Gottesacker.
Da schlägt es Mitternacht! Und die Toten kommen aus ihren Gräbern, und sie beginnen zu tanzen, und sie tanzen einen Reigen um den schreckensstarren Buckeligen herum. Da löst sich ein Geist aus der Gruppe und spricht ihn mit unheimlicher dünner Stimme an:

"Was hast Du da auf Deinem Rücken? Was hast Du da auf Deinem Rücken?"

Der Buckelige, etwas irritiert:
"Ääääh, einen Buckel?"

"Gib ihn mir!" spricht der Geist, greift nach dem Buckeligen- und der Buckel ist weg.

Es schlägt eins, die Toten verschwinden in ihren Gräbern.

Am folgenden Tag in der Kneipe fragt der mit dem Hinkebein:
"Sag mal, wo um alles in der Welt hast Du Deinen Buckel gelassen?"

Die Geschichte erstaunt ihn sehr, und er beschließt, es auch zu versuchen. Zu Mitternacht geht diesmal er auf den Friedhof.

Es schlägt Mitternacht! Und die Toten kommen aus ihren Gräbern, und sie beginnen zu tanzen, und sie tanzen einen Reigen um den schreckensstarren Hinkenden herum. Da löst sich ein Geist aus der Gruppe und spricht ihn mit unheimlicher dünner Stimme an:

"Was hast Du da auf Deinem Rücken? Was hast Du da auf Deinem Rücken?"

Der Hinkende, etwas irritiert:
"Ääääh, nichts?"

Darauf der Geist:
"Hier hast n Buckel!"

[ 08 Uhr 52 ] - [ 2 Kommentare ]

06. September 2010

Wer ist hier behindert? Yó también.

Kategorie: Kultur

Ganz großes Kino. Spanische Filme, z.B. von Pedro Almodovar, haben mich schon immer irgendwie speziell berührt. Und dieser im besonderen: "Yó también", hier laufend unter "Me too - Wer will denn schon normal sein?" mit Pablo Pineda (Wer hat den Wikipediaeintrag gemacht?) in der Hauptrolle, der sozusagen seine eigene Geschichte spielt. Der erste europäische Mensch mit Trisomie 21 (für die Prolls: dat isn Mongo) mit Universitätsabschluß entdeckt die Liebe und kämpft für die Emanzipation seiner Mitbehinderten. Wobei ich mir da immer wieder die Frage stellen mußte: Wer oder was ist hier nun behindert? Oder wird man nur behindert?

Nein, ich schreibe nichts zum Inhalt. Guckt ihn Euch gefälligst selbst an.

NEIN, da gibt es keine Zombies oder Kettensägen. Nur Gefühle. Große Gefühle. Ganz großes Kino.

[ 12 Uhr 08 ] - [ Noch kein Kommentar ]

05. September 2010

Wir brauchen noch mehr Berufsbonzen! Pro Sarrazin-Partei!

Kategorie: Verkohlt

Deutschlands Vorzeigerassist und Wachrüttler Thilo Sarrazin, der wie einst die nationalsozialistischen Idioten mit genetischen Unterschieden die angeblich unterschiedliche Leistungsfähig- und -willigkeit der verschiedenen "Rassen" begründet, soll nach dem Willen von knapp 20% des Volkes einer Protestpartei vorstehen. 18 Prozent würden diese Partei wählen. Ohne, daß sie ein Programm hat, da sie noch gar nicht existiert.

Ich finde ziemlich bedenklich, daß jeder fünfte eine Partei wählen würden, deren Programm scheißegal ist. Zeigt prima, was dem Volk wichtig ist: Parolen statt Inhalt.

Ich liebe Protestparteien. Das Wort steht ja eigentlich vor allem für "Ich bin dagegen" und "Ich habe sonst nichts zu bieten". Auch wird der Herr Rassentheoretiker mit dieser Forderung auf den Olymp der Protestanten gehoben, wo schon Götter residieren wie

-der unvergessene Ronald Schill
-der längst vergessene (oder verdrängte) Bolko "Pro DM" Hoffmann

Dieses Ansinnen halte auch ich für erstrebenswert. Vielleicht würde eine Erhebung Thilo Sarrazins auf den Thron einer Protestpartei ihm nämlich ebenso wie diese schnell im Sumpf des Vergessens verschwinden lassen.

[ 11 Uhr 38 ] - [ Noch kein Kommentar ]

04. September 2010

Der E-Post-Brief. E-Fail statt E-Mail.

Kategorie: Vernetzt

Kann so etwas dämliches wie der E-PostBrief eigentlich nur deutschen Bürokraten einfallen? Eine E-Mail, die sich auch ausgedruckt zum Empfänger schicken läßt für fünfundfünfzig Cent wie ein normaler Brief, nur nicht unter das Brief-, sondern nur unter das Fernmeldegeheimnis fällt und für die ausgedruckte Version statt der elektronischen nochmals 10 Cent draufgeschlagen werden? Die im Klartext gespeichert wird und nicht verschlüsselt werden kann, so daß das auch nicht, anders als die Post behauptet, vor unbefugtem Zugriff geschützt ist?

Mann. Wenn ich sichere Kommunikation will, verschicke ich eine gut verschlüsselte, normale, kostenlose E-Mail. Oder einen Brief. Einen richtigen. Mit Umschlag.

Beknackte Idee. Verlogenes Marketing. Fail.

[ 23 Uhr 51 ] - [ 2 Kommentare ]

The Rolling Zombies: Fortschreitende Verwesung.

Kategorie: Kultur

Die Beatles haben es richtig gemacht: Sie haben sich rechtzeitig getrennt und sind so Legende geworden. John Lennon wurde rechtzeitig ermordet und Janis Joplin, Jimi Hendrix und Jim Morrison erstickten rechtzeitig an ihrer eigenen Kotze, ehe sie von Legenden zu Witzfiguren wurden.

Die Rolling Stones hingegen gurken seit fünfzig Jahren durch die Welt. Und betreiben nur noch Selbstrecycling. Die Platten klingen seit einem Vierteljahrhundert alle gleich, und die Konzerte erwecken den Eindruck, ein Zombiemusical würde dargeboten. Neu und innovativ war einmal. Wild und gefährlich war einmal. Anstößig und obszön war einmal.

Übrig vom Mythos sind ein paar Tattergreise, die den richtigen Zeitpunkt aufzuhören verpaßt haben. Deren Publikum nicht mehr das Stadion kurz- und kleinhackt, sondern hier mal so tut, als würde die Sau rausgelassen, während der Alltag daraus besteht, den Rasen zu mähen, damit die Nachbarn in der Wohnsiedlung nicht meckern.

Ein trauriges Bild. Mutantenstadl. Musikantenstadl.

[ 17 Uhr 55 ] - [ 1 Kommentar ]

Angestochen.

Kategorie: Vergangen

Immer wieder kommt diese unsägliche Debatte auf: Krankenschwestern sollen Blut abnehmen. Anderswo tun sie das auch, und außerdem dürfen das sogar Arzthelferinnen.

Ich frage mich, weshalb die KollegInnen so scharf darauf sind, dem Doc seine Arbeit zu machen. Wollen sie mit dieser Tätigkeit sich in dessen Glanze sonnen? Weil das gar so schrecklich qualifiziert ist? Kann jeder Student.

Natürlich kann ich das auch. Ohne das mir das jemand hätte erklären müssen. Soviel zur Qualifizierthaftigkeit dieser Tätigkeit. Ich will es aber nicht. Denn mit Pflege hat das nichts zu tun. Uns Pflegekräften wird ohnehin immer mehr Zeug zugemutet. Während überall Pflegekräfte eingespart werden. Wir sind keine ärztlichen HilfsarbeiterInnen, die dem Arzt lästige Tätigkeiten abzunehmen haben. Der Doc würde uns ja auch niemals beim Pflegen helfen.

Kompetenz als Pflegekraft demonstriere ich jedenfalls nicht dadurch, daß ich jemandem eine Vene punktiere. Punkt.

[ 11 Uhr 53 ] - [ Noch kein Kommentar ]

03. September 2010

Phil Collins singt wie eine gewürgte Ente.

Kategorie: Kultur

Ich konnte mit Pop noch nie viel anfangen. Aber Phil Collins "Gesang" läßt mir, wenn ich diesem ungeschützt ausgesetzt werde, regelmäßig das Steak Aufzug fahren. Dieses knödelige Gequäke klingt grausam nach Polypen. Aber nicht nur dieses unreflektiert konsumiert werdende Gejaule läßt meine Ohren bluten:

Britney Spears zum Beispiel quiekt wie ein Ferkel vor der Schlachtung, der Mannheimer Jammerlappen namens Xavier Naidoo ist nicht einmal schwerst depressiv zu ertragen. Udo Rindenzwerg Lindenberg trifft mit seinem faden Genöle noch nicht einmal die Töne seiner vertonten Betroffenheitslyrik.

An welcher obskuren Atemwegserkrankung Herbert Dröhnegeier leidet, läßt sich kaum feststellen. Er hat Meisenknödel in der Nase und Darmschleim im Kehlkopf.

Was der Pöbel sich alles als Musik verkaufen läßt, ist erbärmlich schlecht. Zum Glück wird mir, anders als in der augefuckten Rehaklinik, nicht mehr der Sender aufgezwungen (damals FFN).

Mehr gibts jetzt nicht zu lesen. Ich gehe mal kurz brechen.

[ 21 Uhr 04 ] - [ 13 Kommentare ]

Jeden Tag eine gute Tat!

Kategorie: Vernetzt

Ubuntu-LogoNein, ich bin kein Pfadfinder. Uniformen widern mich an. Privat laufe ich ja auch nicht in weiß herum. Aber deren Motto "Jeden Tag eine gute Tat" finde ich schon nachahmenswert. Also tat ich so.

Eine Kollegin schleppte ein riesiges Paket an. Darin: ihr gestorbenes Notebook, das nicht mehr booten wollte. Kosten sollte die geplante Reparatur mindestens hundertfünfzig Euro. Ohne Garantie, daß sie gelingt. So nahm ich mich der Sache an. So, wie es aussah, hatte Windows sich mit Hilfe virenscannerresistenter Viren geschreddert.

Mint-LogoJetzt hat sie Linux Mint drauf, damit wird ihr die Umstellung wohl nicht schwer fallen. Außerdem sieht es, wie nennt man das, stylish aus. Und ist vieeeeeel sicherer aus Windoof. Und schneller!

Wieder einen Menschen glücklich gemacht.

[ 13 Uhr 04 ] - [ 5 Kommentare ]

Schlaf gestört.

Kategorie: Verrueckt

Von meiner Depression habe ich unter anderen kleinen Malaisen Schlafstörungen übrig behalten. Früher haben die mich fast noch mehr in den Wahnsinn getrieben. Wenn ich heute mal nicht pennen kann, bin ich recht gelassen. Dann eben nicht... Allerdings zieht sich nun seit einigen Wochen eine Phase hin, in der ich viel zu wenig, spät, schlecht schlafe. Das zermürbt dann schon ein wenig.

Nun, solange ich nicht wieder in die Depression zurückfalle, solls mir recht sein, aber therapeutischer Schlafentzug sieht schon anders aus. Nun versuche ich, mit meinem Dosierungsspielraum beim Quetiapin etwas zu erreichen. Ansonsten muß sich mein Doc etwas neues einfallen lassen.

[ 08 Uhr 56 ] - [ Noch kein Kommentar ]

Ein Tag (fast) ohne Internet.

Kategorie: Vernetzt

Gestern war ich weitgehend offline. Nach dem Dienst habe ich nur einer Kollegin den kaputten Windoof-Rechner mit Linux ausgestattet und benutzbar gemacht. Sonst war ich vielleicht eine Viertelstunde online. Ich, der Online-Junkie. Tut auch mal ganz gut.

[ 08 Uhr 44 ] - [ Noch kein Kommentar ]

02. September 2010

Weißt Du was? Ich bleib jetzt einfach hier.

Kategorie: Vergangen

Eigentlich war alles ganz spontan. Eigentlich war alles total durchgeknallt. Eigentlich hätte das alles gar nicht so funktionieren können dürfen.

Meine Liebste wohnte noch in Winterthur/CH, als sie bei mir Urlaub machen wollend am 30. August um 21:04 Uhr im Hauptbahnhof zu Münster eintraf.

Kennengelernt hatten wir uns im Depressions-Selbsthilfeforum depri.ch. Schnell faßten wir Vertrauen zueinander und freundeten uns sozusagen an. Ich hatte Photos von mir eingestellt, und ich wollte nun auch mal sehen, wie mein Lieblings-Forenmitglied aussieht.

"Ich habe kein Bild von mir und meine Digitalkamera ist kaputt, außerdem hasse ich, photographiert zu werden. Aber in diesem und jenem Thread ist ein Bild von mir, da kannst Du gucken!", schrieb sie.

Ich erwiderte, daß ich nicht wirklich das Bedürfnis und die Geduld hätte, mich durch mehrere hundert Seiten von Beiträgen durchzuarbeiten. Ich müsse dann wohl bei ihr vorbeifahren.

Ein paar Tage später: Warum eigentlich nicht? Ich hatte noch einige Tage Urlaub. Ich hatte noch genug Geld. Ich hatte noch Lust, ein paar Tage zu verreisen. Ich machte Nägel mit Köpfen und kündigte mich für den 1. Mai an. Im Schlafwagen reiste ich nach Winterthur zu jemandem, den ich nur aus einem Forum kannte und den ich noch nie gesehen hatte.

In der dritten Nacht lag ihr Kopf in meinem Arm. Ich dachte mir noch nicht viel dabei.
Beim Abschied flossen Tränen. Ich dachte mir noch nicht viel dabei.
Bei Skype und im Forum bekam ich von ihr viele Bussi-Smilies. Ich dachte mir noch nicht viel dabei.

Bis ihr am 13. Juni endlich der Geduldsfaden riß und sie mir die Pistole auf die Brust setzte.

Ich brauchte Bedenkzeit. 24 Stunden. Das konnte doch nichts werden. Fernbeziehung. Kenne sie kaum. Kenne sie ausgerechnet aus dem Internet. Beide psychisch krank. Völlig verschiedene Hintergründe.

Ich sagte zu. Und fuhr seitdem ständig in die Schweiz zu meiner Liebsten. Bis sie dann mal Urlaub bekam. und an jenem 30. August 2009 um 21:05 eintraf.

Nach dem Frühstück am 2. September sagte sie:
"weißt Du was? Ich bleib jetzt einfach hier."

Und so geschah es.*1

[ 05 Uhr 07 ] - [ 4 Kommentare ]